Nr. S
Münchner kunsttechnische Blätter
45
Eine Reihe von in äiteren Stilarten gehaltenen
Bauten wurden geschaffen und mit statuarischem
und biidiichem Schmuck ausgeziert; so entstand
die Basiiika im romanischen Stii, die Pinakotheken,
die Bauten des Königspiatzes im klassischen Stil
(die in der Glypothek gemalten Fresken von Cor-
nelius), der Königsbau mit dem Nibelungencyklus
Schnorrs, der Neubau der Repräsentationssäle der
Residenz (Stauffersaal, Karolingersaal mit grossen
Gemälden von Schnorr und seinen Schülern), mit
dem Vorraum, dessen reizvoller Kinderfries von
Schwind herrührt, die grosszügige Erweiterung der
Stadt gegen Norden (Ludwigskirche, Bibliothek
und Universität) mit den Hofgartenarkaden (Rott-
manns klassische Landschaften) und der Bau der
Allerheiligen-Holkirche (mit Fresken von Hess).
Zu diesen Bauten kam aber noch die ausserhalb
Münchens gelegene Ruhmeshalle mit der Kolosal-
statue der Bavaria von Schwanthaler, die Wal-
halla bei Donaustauff, die Ruhmeshalle bei Kehl-
heim, dann auch noch kirchliche Restaurierungen,
wie der Dom zu Speyer mit seinem prächtigen
Bilderschmuck, der Schlotthauer und seinen Schü-
lern übertragen war, oder Neuanlagen, wie das
dem antiken Hause nachgebildete Pompejanum
in Aschaffenburg. Alles dieses ist auf die ursprüng-
liche Initiative des kunstsinnigen Königs zurück-
zuführen, und wer weiss, welche Pläne noch zur
Ausführung gekommen wären, wenn die Engherzig-
keit der Münchner und die unerquickliche Affäre
des Revolutionsjahres nicht gewesen wären.
(Fortsetzung folgt.)
Geschichte der Grundierungsmethoden
iür Holztatein und Leinwänden.
(7. Fortsetzung.)
„Dann lasse Wachs in einem Gefäss am
Feuer zergehe, nimm dann Ziegelmehl, das
vorher gemahlene Bleiweiss, mische alles zu-
sammen, wobei du mit einem kleinen Stabe rührst
und so lasse es erkalten. Erhitze dann ein Eisen
und fülle hiermit das Wachs in jene Vertiefungen,
bis sie geebnet sind und schabe mit dem Messer
an der Oberfläche fort, was rauh ist. Solltest du
aber zögern, Bleiweiss mit Wachs zu mischen, so
wisse, dass es umso härter wird, je mehr du hin-
. zu mischest. Und wenn du es nun, wie ich gesagt
habe, geglättet hast, so richte es her, indem du
reichlich Bleiweiss, welches ü! eraus fein mit Leinöl
vermahlen wurde, überall, wo du malen willst, sehr
dünn mit einem Pinsel von Eselshaar aufträgst;
sodann lasse es an der Sonne gut trocknen. Dann
aber, wenn die Farbe gut trocken würde, trage
sie wieder auf, wie du vorher getan, und noch
dicker; doch nicht so sehr, dass du die Farbe allzu
reichlich aufsetzest, vielmehr nur, indem weniger
Oel dazu kommt, denn man muss hierbei auch
sehr vermeiden, dass zu fette Farbe angebracht
werde; tätest du also und nehmest allzu viel da-
von, so werden Runzeln darauf sein, sobald es zu
trocknen anfängt. —Nun aber, damit ich mit einem
alles, was noch erübrigt sage, so bitte ich dich,
gestatte mir zurückzukehren zu dem, wo ich von
dem noch nackten Holze sprach (wenn du es mit
Leder oder Leinwand bedecken wolltest). Sollte
das Holz, welches du bemalen willst, nicht eben
sein, so bespanne es mit Pferdehaut oder Perga-
ment." (Vgl. die Angaben bei Theophilus
Kap. 19.)
Ein dem obigen ähnliches Verfahren wird auch
bei der Grundierung von Stein angewandt.
Darüber unterrichtet uns das folgende Kap. 2$ (Wie
man eine Säule zum Bemalen herrichtet):
„Wenn du eine Säule oder einen Streifen (Pilaster)
von Stein bemalen willst, so lasse sie vor allem
an der Sonne oder am Feuer trocknen. Dann nimm
Weiss (Bleiweiss) und reibe es mit Oel nett auf
dem Marmor. Sodann überstreiche die bereits von
allen Lücken befreite und geglättete Säule zwei-,
dreimal mit jenem Weiss mittels eines breiten Pin-
sels. Dann reibe ganz dickes Weiss mit der Hand
oder mit einer Bürste darauf ein und lasse es ein
wenig ruhen. Sobald es ein wenig trocken ist,
streiche das Weiss kräftig mit der Hand, wodurch
du es ebnest. Damit verfahre so lange, bis es
glatt wie Glas ist; dann aber kannst du mit allen
ölgemengten Farben darauf malen. Falls du aber
marmorieren wolltest, aufeinem Farbengrunde, braun
oder schwarz, oder sonst welcher Farbe, so kannst
du es nach dem Trocknen marmorieren. Hierauf
firnisse es an der Sonne."
Es mag hier eingeschoben werden, dass in dem
obigen Rezepte zwei Bemalungsarten beschrieben
sind, nämlich die mit Oelfarben und das „Marmo-
rieren" auf dem getrockneten Oelfarbengrund. Ver-
mutlich ist damit die noch heute im Handwerk
und der Staffiertechnik übliche Manier mit „Essig-
oder Bierfarbe" die Aederungen des Marmors zu
malen gemeint, da diese Bindemittel im 28. Kap.
des Manuskriptes erwähnt werden, das „Von der
allgemeinen Praxis, alle Farben zu reiben" handelt.
Ueber die Grundierung von Leinwand enthält
das Heraclius-Ms. folgende Angaben des Kap. 26
(Wenn du Leinwand bemalen und Gold da-
rauf anbringen willst):
„Nimm Pergament oder Abschnitzel davon, gib
sie in einen Topf mit Wasser, stelle ihn ans Feuer,
lasse es sieden, wie oben beschrieben steht *), tauche
die Leinwand hinein, ziehe sie allsogleich heraus,
breite sie auf der Tafel voll von dem Wasser aus,
lasse sie so trocknen und glätte sie dann mit einem
Stück Glas und poliere sie durchweg. Sodann
*) Eine bezügliche genauere Angabe findet sich in
dem Ms. nicht. „Leim von Kalbspergament" ist im
41. Kap. (Wie man Gold aufsetzt) erwähnt.
Münchner kunsttechnische Blätter
45
Eine Reihe von in äiteren Stilarten gehaltenen
Bauten wurden geschaffen und mit statuarischem
und biidiichem Schmuck ausgeziert; so entstand
die Basiiika im romanischen Stii, die Pinakotheken,
die Bauten des Königspiatzes im klassischen Stil
(die in der Glypothek gemalten Fresken von Cor-
nelius), der Königsbau mit dem Nibelungencyklus
Schnorrs, der Neubau der Repräsentationssäle der
Residenz (Stauffersaal, Karolingersaal mit grossen
Gemälden von Schnorr und seinen Schülern), mit
dem Vorraum, dessen reizvoller Kinderfries von
Schwind herrührt, die grosszügige Erweiterung der
Stadt gegen Norden (Ludwigskirche, Bibliothek
und Universität) mit den Hofgartenarkaden (Rott-
manns klassische Landschaften) und der Bau der
Allerheiligen-Holkirche (mit Fresken von Hess).
Zu diesen Bauten kam aber noch die ausserhalb
Münchens gelegene Ruhmeshalle mit der Kolosal-
statue der Bavaria von Schwanthaler, die Wal-
halla bei Donaustauff, die Ruhmeshalle bei Kehl-
heim, dann auch noch kirchliche Restaurierungen,
wie der Dom zu Speyer mit seinem prächtigen
Bilderschmuck, der Schlotthauer und seinen Schü-
lern übertragen war, oder Neuanlagen, wie das
dem antiken Hause nachgebildete Pompejanum
in Aschaffenburg. Alles dieses ist auf die ursprüng-
liche Initiative des kunstsinnigen Königs zurück-
zuführen, und wer weiss, welche Pläne noch zur
Ausführung gekommen wären, wenn die Engherzig-
keit der Münchner und die unerquickliche Affäre
des Revolutionsjahres nicht gewesen wären.
(Fortsetzung folgt.)
Geschichte der Grundierungsmethoden
iür Holztatein und Leinwänden.
(7. Fortsetzung.)
„Dann lasse Wachs in einem Gefäss am
Feuer zergehe, nimm dann Ziegelmehl, das
vorher gemahlene Bleiweiss, mische alles zu-
sammen, wobei du mit einem kleinen Stabe rührst
und so lasse es erkalten. Erhitze dann ein Eisen
und fülle hiermit das Wachs in jene Vertiefungen,
bis sie geebnet sind und schabe mit dem Messer
an der Oberfläche fort, was rauh ist. Solltest du
aber zögern, Bleiweiss mit Wachs zu mischen, so
wisse, dass es umso härter wird, je mehr du hin-
. zu mischest. Und wenn du es nun, wie ich gesagt
habe, geglättet hast, so richte es her, indem du
reichlich Bleiweiss, welches ü! eraus fein mit Leinöl
vermahlen wurde, überall, wo du malen willst, sehr
dünn mit einem Pinsel von Eselshaar aufträgst;
sodann lasse es an der Sonne gut trocknen. Dann
aber, wenn die Farbe gut trocken würde, trage
sie wieder auf, wie du vorher getan, und noch
dicker; doch nicht so sehr, dass du die Farbe allzu
reichlich aufsetzest, vielmehr nur, indem weniger
Oel dazu kommt, denn man muss hierbei auch
sehr vermeiden, dass zu fette Farbe angebracht
werde; tätest du also und nehmest allzu viel da-
von, so werden Runzeln darauf sein, sobald es zu
trocknen anfängt. —Nun aber, damit ich mit einem
alles, was noch erübrigt sage, so bitte ich dich,
gestatte mir zurückzukehren zu dem, wo ich von
dem noch nackten Holze sprach (wenn du es mit
Leder oder Leinwand bedecken wolltest). Sollte
das Holz, welches du bemalen willst, nicht eben
sein, so bespanne es mit Pferdehaut oder Perga-
ment." (Vgl. die Angaben bei Theophilus
Kap. 19.)
Ein dem obigen ähnliches Verfahren wird auch
bei der Grundierung von Stein angewandt.
Darüber unterrichtet uns das folgende Kap. 2$ (Wie
man eine Säule zum Bemalen herrichtet):
„Wenn du eine Säule oder einen Streifen (Pilaster)
von Stein bemalen willst, so lasse sie vor allem
an der Sonne oder am Feuer trocknen. Dann nimm
Weiss (Bleiweiss) und reibe es mit Oel nett auf
dem Marmor. Sodann überstreiche die bereits von
allen Lücken befreite und geglättete Säule zwei-,
dreimal mit jenem Weiss mittels eines breiten Pin-
sels. Dann reibe ganz dickes Weiss mit der Hand
oder mit einer Bürste darauf ein und lasse es ein
wenig ruhen. Sobald es ein wenig trocken ist,
streiche das Weiss kräftig mit der Hand, wodurch
du es ebnest. Damit verfahre so lange, bis es
glatt wie Glas ist; dann aber kannst du mit allen
ölgemengten Farben darauf malen. Falls du aber
marmorieren wolltest, aufeinem Farbengrunde, braun
oder schwarz, oder sonst welcher Farbe, so kannst
du es nach dem Trocknen marmorieren. Hierauf
firnisse es an der Sonne."
Es mag hier eingeschoben werden, dass in dem
obigen Rezepte zwei Bemalungsarten beschrieben
sind, nämlich die mit Oelfarben und das „Marmo-
rieren" auf dem getrockneten Oelfarbengrund. Ver-
mutlich ist damit die noch heute im Handwerk
und der Staffiertechnik übliche Manier mit „Essig-
oder Bierfarbe" die Aederungen des Marmors zu
malen gemeint, da diese Bindemittel im 28. Kap.
des Manuskriptes erwähnt werden, das „Von der
allgemeinen Praxis, alle Farben zu reiben" handelt.
Ueber die Grundierung von Leinwand enthält
das Heraclius-Ms. folgende Angaben des Kap. 26
(Wenn du Leinwand bemalen und Gold da-
rauf anbringen willst):
„Nimm Pergament oder Abschnitzel davon, gib
sie in einen Topf mit Wasser, stelle ihn ans Feuer,
lasse es sieden, wie oben beschrieben steht *), tauche
die Leinwand hinein, ziehe sie allsogleich heraus,
breite sie auf der Tafel voll von dem Wasser aus,
lasse sie so trocknen und glätte sie dann mit einem
Stück Glas und poliere sie durchweg. Sodann
*) Eine bezügliche genauere Angabe findet sich in
dem Ms. nicht. „Leim von Kalbspergament" ist im
41. Kap. (Wie man Gold aufsetzt) erwähnt.