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Münchner kunsttechnische Blätter — 15.1918-1919

DOI issue:
Nr. 18
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Welti, Albert; Welti, Emeline: Albert Welti über Böcklins Technik [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.36588#0103

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Inhalt: Albert Welti über Böcklins Technik, (t. Fortsetzung.) — 25 Jahre Münchner Maltechnik. Von E. B.
(io. Fortsetzung.) — Hugo Hilüg: Die dekorativen Techniken. (4. Fortsetzung.) — Kunstlackierungen.
Von Georg Stehl, Wien. (:. Fortsetzung).

Albert Welti über Böcklins Technik.
(i. Fortsetzung.)

Doch will ich jetzt zu ihren Fragen zurück-
kehren und sie beantworten, wie sie gestellt sind.
Böcklin erreichte also die Leuchtkraft seiner
Farben durch den nur aus Leim und Kreide ohne
Oelzusatz gemischten Malgrund. Zweitens indem
er entweder mit in Kirschgummi und Eikläre ge-
mischten Temperafarben darauf malte oder zu
manchen Zeiten auch mit in Leinölfirnis aufgelösten
Harzen (Bernstein u. dergl.) und Kopaivabalsam
mit geringer Beimischung von Petroleum und zwar
fast nur lasierend.
Oft übermalte Tempera mit Oel resp. den ge-
nannten Malmitteln. Einen gewissen Wert für
die Leuchtkraft hat auch das eigene Anreiben der
Farbe, da aller im Handel befindlichen Farbe ge-
wisse Konservierungsmittel beigemischt werden.
Als ich zum Meister kam im Herbst 1888, wandte
er sich mit frischer Kraft der Kirschgummi- und
Eiklärtempera wieder zu, sich ziemlich genau an
die Vorschriften des Theophilus Presbytes haltend.
Die Farben wurden mit Kirschgummi angerieben
ausser dem Bleiweiss, seinen Mischungen und dem
Kropplack, welche mit Eikläre, dem aus geschlagenem
Eiweiss ablaufenden Safte, gemischt wurden. Nach-
dem der Meister damit das grosse Madonnen-
triptychon, die Cimbernschlacht und vielleicht noch
anderes gemalt, versuchte er eine Emulsionstem-
pera zu mischen, was aber nicht so gut gelang.
Ich weiss selber nicht mehr ganz genau, wie sie
war, erinnere mich aber, dass sie sich leicht wieder
trennte in ihre Bestandteile und beim Malen zu-
sammenkraulte. Dann malte er wieder eine Zeit-
lang mit Firnissen und Kopaive, meist aber mit
der früheren Temperafarbe untermalend.
Mit Casein hatte er nur insoweit zu meiner
Zeit zu tun, als er es als Leim benutzte, um die

Leinwänden, welche seinen Kreidegründen auf den
Holztafeln als Gerippeunterlage dienten, sehr fest
auf die Holztafeln aufzukleben.
So will ich denn für heute mit diesem schliessen,
diesen Sommer glaube ich übrigens doch heim-
zukommen, und kann Ihnen dann auch mündlich
Rede stehen. Die Fragebogen*) erwarte ich noch.
Jetzt machen Sie sich nur nicht über meine wunder-
baren Stiefel lustig und seien Sie . . . recht herz-
lich gegrüsst von Ihrem
Albert Welti, Maler.
II.
Solln I., 28. Oktober 1901.
Lieber Herr Professor!
Ihr Briefchen hat mich wieder eingehaust an-
getroffen. Ich war aber doch noch in Apenzell
oben . . .
Also zu den Fragen:
Meines Wissens sah ich bei Böcklin die erste
Blechpalette bei einem Maler in Gebrauch, es
war eine solche, wie die Dekorationsmaler haben
mit Vertiefungen für die Farben.
2. Mit dem „Gestell", Podium genannt, hat es
schon seine Richtigkeit, es war etwa ein bisschen
weniger als Kniehöhe gross, und wenn es Böcklin
auch nicht oder weniger für Modelle brauchte,
so war es ihm zum Porträtmalen um so dien-
licher. Morgens, wenn er kam, pflegte er davor
hinzusetzen und sich seine Palette darauf zu richten.
Von dem grossen Drehspiegel (in der Achse dreh-
bar), in dem er sich oft als Modell für Bewegungen,
Hände, Gesichtsausdruck studierte, habe ich Ihnen,
*) A. Frey hatte einen Fragebogen drucken lassen,
um für sein Buch über Böcklin, woran er damals ar-
beitete, möglichst reiche Auskunft zu erlangen.
 
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