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Münchner kunsttechnische Blätter — 15.1918-1919

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Nr. 20
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Berger, Ernst: 25 Jahre Münchener Maltechnik [13]
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Hillig, Hugo: Dekorative Techniken [7]
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https://doi.org/10.11588/diglit.36588#0117

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Nr 20

Münchner kunsttechnische Blätter.

"7

scheinenden Dokumente, mache selbst Notizen
über seine eigenen Beobachtungen im Laufe seiner
Schaffenszeit, er gebe Nachricht über die tech-
nische Ausführung seiner hervorragendsten Schöp-
fungen, die etwa in öffentlichen Museen sich be-
finden, über sein sonstiges Verfahren beim Aufbau
eines Bildes, über seine Methoden des Kolorits
(Untermalung, Uebermalung, Zwischenschichten und
Anfeuchtungsmittel) beim Malen nach der Natur
oder im Atelier, er gebe Nachricht über die von
ihm bevorzugten Malmaterialien, über Fabrikate
älterer und neuerer Zeit, über die Zeitperiode,
während welcher er sie verwendet hatte, und ver-
gesse nicht hinzuzufügen, aus welchen Gründen
er dieses oder jenes Material wieder aufgegeben
habe, ob es im Material gelegen oder vielleicht
in der eigenen Malmanier. Solche Aufzeichnungen
lasse jeder offen oder versiegelt der ihm nächst-
gelegenen Kunstakademie zugehen mit der Auf-
schrift: Für das „Archiv für Maltechnik" bestimmt.
Kommt dann die Zeit, die für die Schaffung des
Zentralarchives günstig ist, dann werden die Auf-
bewahrungsstellen ihre gesammelten Dokumente
an dieses übergeben.
Um nun meinerseits mit dem Beispiel voran-
zugehen, bestimme ich die folgenden, in meinem
Besitz befindlichen Dokumente, Schriften und
Briefe als I. Stiftung für das „Archiv für Mal-
technik" :
1. Abschrift des Lucca-Manuskriptes (IX. Jh.).*)
2. Abschrift des Strassburger Manuskripts
(XIV—XV. Jh.).
ß. Abschrift des Mayerne-Manuskriptes (XVII Jh.).
4. Abschrift von Teilen eines Manuskriptes
der Heidelberger Bibliothek (XV. Jh.).**)
$. Originale der Gutachten über die Glättungs-
frage bei der antiken Wandtechnik (Professoren
Furtwängler, Traube, Bühlmann und Blümmer).
6. Originale der Gutachten über die antike Wand-
malerei (von Prof. Eibner, Prof. P. Riess, Theod.
Knorr, G. Bakenhus, Rieh. Amsler, Hans Wagner,
Rolf Hausmann, Prof. D. Dcttmann, Exz. Ant. von
Werner, Gerhardt sen., Herrn. Völkerling, Geh.
Hofrat Herrn. Prell, C. Deventer).
Abschrift des Protokolls über den Befund
von Originalstücken von Pompeji an der Versuchs-
anstalt und Auskunftsstelle für Maltechnik, München,
am 21. Jänner lQO$.***)
8. Briefe von Prof. Mayhoff aus den Jahren
1893—1914-
9. Briefe von Prof. D. Raehlmann aus den
Jahren 1907—1916.
10. Briefe von D. O. Buss über das Punischc
Wachs.
Als 2. Stiftung bestimme ich meine ge-
samte jetzige Bibliothek für Maltechnik
*) Teilweise veröffentlicht.
**) Nicht veröffentlicht.
***) Nicht veröffentlicht.

nebst dem, was noch im Laufe der Zeit hinzu-
kommt, als Vermächtnis für das „Archiv für
Maltechnik". Die wohl sechshundert Nummern
zählenden Bücher und Schriften sind ehestens zu
katalogisieren und bleiben vorerst in meinem Besitz.
Endlich bestimme ich als ß. Stiftung die in
meinem Besitz befindlichen Originalmalereien
ägyptischen Ursprungs, die römisch-pom-
pejonischen Stuckmalereien und diverse
Malereien aus späteren Epochen, deren
Zahl und spezielle Art später im einzelnen be-
zeichnet werden wird. Die Sammlung römischer
Stuckmalcreien beträgt etwa ßO—40 Stück, wo-
von einige Unika, wie das Stück aus dem sog.
„goldenen Haus des Nero".
Auch diese ß. Stiftung bleibt in meinem Besitz,
bis die Aufbewahrungsstelle für das „Archiv für
Maltechnik" geschaffen ist.
München, im Februar 1919. Ernst Berger.
Dekorative Techniken.
Von Hugo Hillig.
(6. Fortsetzung.)
Wenn es sich darum handelt, auf einem schon
vorbereiteten Untergrund diesen Effekt hervorzubringen,
so kann man nach dem gleichen Rezept verfahren, das
schon im vorigen Kapitel angegeben ist.
Aber es kann sich auch darum handeln, auf einer
neuen Fläche gleich mit der Bronzefarbe anzufangen,
und man kann hierbei schon den gedämpften Glanz
der Bronze wünschen. Diese gedämpften Töne mit
Metallüster sind zwar jetzt ein wenig aus der Mode
gekommen, denn sie waren die Modetöne, als man
seinerzeit wieder einmal in Renaissance machte und
sie sind wirklich ein feines dekoratives Element, das
besonders da angebracht ist, wo man sich über die
aus der Anlehnung an die Bauernkunst herstammende
Einfachheit und Nüchternheit in der Wirkung des
Materials erheben und wo man sich etwas den Be-
griffen der Eleganz nähern möchte. Diese Eleganz,
die in den süsslich bemalten Skulpturen der Kunst-
galanteriegeschäfte einen hierher passenden Ausdruck
ßndet, ist allerdings sehr zweifelhaften künstlerischen
Wertes, besonders, wenn sie ins Süssliche umschlägt,
aber der geschickte Maler weiss auch hier die rechte
Mitte zwischen Absurdem und Primitivem zu finden.
Er braucht das Goethesche Wort dabei nicht zu
vergessen: Die Technik im Bündnis mit dem Ab-
geschmackten ist die fürchterlichste Feindin der
Kunst.
Diese Bronzetöne brauchen sich nun nicht immer
an oie gelben oder weissen Nüancen der Gold- oder
Silberbronze zu halten — es können ja auch die An-
laufbronzen, die bunten Bronzefarben sehr gut ange-
wendet werden. Auch das Mass oder der Grad des
metallischen Lüsters, der sich an den Farben zeigen
soll, ist zu regulieren einfach durch die Menge des
Bronzepulverzusatzes. Bei Farben, die geringeren
Lüster zeigen sollen, wird ganz einfach weniger Bronze-
pulver zugesetzt. Auch in der Komposition der Farben
kann man solche Unterschiede machen und Farben
mit starkem und solche mit schwachem Lüster kon-
trastierend nebeneinander setzen.
Dann lässt sich selbstverständlich auch noch mehr
tun. Man kann diesen Kontrast auch noch weiter
steigern, indem man sehr sparsam auch die reine un-
 
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