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Münchner kunsttechnische Blätter — 15.1918-1919

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Nr. 8
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Fichten- und Kiefernsamenöl als Ersatz für Leinöl?
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https://doi.org/10.11588/diglit.36588#0043

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Mächen, y. Jan. 1919.

Beitagt zar „Werkstatt dar Kaaet" (E. A. Seeaaaa, Leipzig).
EreohelBt 14 tägig aater Leltaag vaa Maler Prof. Eraet Berger.

IY. Jahrg. Nr. 8

Inhalt: Fichten- und Kiefernsamenöl als Ersatz für Leinöl? — 25 Jahre Münchner Maitechnik. Von E. B. —
Geschichte der Grundierungsmethoden für Hoiztafein und Leinwänden. (7. Fortsetzung.) — Jacques
Biockx: Kompendium für Kunstmaier und Gemäideiiebhaber. — Federzeichnungen auf Holztonplatten

Fichten- und Kieiernsamenöl als Ersatz ttir Leinöl?

ln dem Bericht der Materialien-Prüfungs-Kom-
mission des Süddeutschen Maler- und Tüncher-
Verbandes, gegeben auf dem Verbandstage am
22. Okt. 1918 zu München von dem Vorsitzenden
Jos. Go rum („Süddeutsche Malerztg." vom i.Dez.)
linden wir folgende Stelle, die künstlerische Kreise
interessieren dürfte. Es heisst daselbst:
„Von der Versuchsanstalt für Maltechnik an
der Techn. Hochschule zu München wurde uns
ein Fichtensamenöl zur praktischen Erprobung zur
Verfügung gestellt. Dieses Oel, welches durch
zweckmässige Organisation im Inland, besonders
durch unseren grossen Wälderreichtum in grossem
Masse gewonnen werden kann, soll den Zweck
haben, das Leinöl vollständig zu ersetzen. Unserer-
seits ist innerhalb der kurzen Zeit, da die Prüfung
sich hauptsächlich auf die Witterungsbeständig-
keit bezieht, noch kein abschliessendes Urteil ab-
zugeben, jedoch ist bemerkenswert, dass das Fich-
tensamenöl den meisten Eigenschaften des Lein-
öles entspricht, sogar es in einigen übertrifft. Hier
möchte ich nur kurz einfügen, dass das Vergilben
des Bleiweisses mit Recht auf die Beschaffenheit
desselben zurückzuführen ist. Dass aber das Ver-
gilben von reinem Bleiweiss, dem sogenannten
Kremserweiss, auf das Leinöl zurückzuführen ist,
haben Vergleichsaufstriche mit Fichtensamenöl er-
geben, bei denen unter Lichtabschluss ein wesent-
licher Unterschied zugunsten des Fichtensamen-
öles festzustellen ist. Das langsame Trocknen kann
durch Zubereitung des Fichtensamenöles zu Firnis
behoben werden. Leider muss auch dieses Oel
in der schweren Zeit Ernährungszwecken dienen,
jedoch ist die Möglichkeit nicht ausgeschlossen,
dass das Fickteasam-eRö! ia späteren Zeiton un-

serem Handwerk von grossem Nutzen werden kann.
In dem letzten Bericht der Versuchsanstalt für Mal-
technik der Technischen Hochschule zu München
unter der Rubrik: ,Neuaufnahmen und Fortsetzung
wissenschaftlicher und praktischer Untersuchungen'
heisst es:
Die Fortsetzung der Untersuchung des Fich-
tensamenöles ergab, dass dieses Oel für An-
streicherei und Lackiererei ein vollwertiges Er-
satzmittel des Leinöles ist. Seine Einführung
in die Strichfarbentechnik war jedoch infolge der
Beschlagnahme durch den Kriegsausschuss zum
Zwecke der Verwendung als Fettersatz bisher
nicht durchführbar. Neu aufgenommen wurde
die Herstellung von Firnissen aus Fichtensamenöl.
Es gelang, daraus innerhalb 8 Stunden klebe-
frei trocknende Firnisse herzustellen. Die in
Gemeinschaft mit Herrn Prof. Doerner unter-
nommenen Versuche über das Verhalten von
Fichtensamen-Bleiweiss-und Zinkweissfarben hin-
sichtlich des Vergilbens im Dunkel ergaben,
dass diese Eigenschaft beim rohen Fichten-
samenöl an sich in geringerem Grade auftritt,
als bei Leinöl- und Mohnölfarben und durch
geeignete Reinigung beseitigt werden kann.
Ueber die Bleichfähigkeit von Fichten- und
Kiefernsamenöl fortgesetzte Versuche ergaben,
dass diese beiden Oele sich dadurch vom Leinöl
besonders vorteilhaft unterscheiden. Ihre wissen-
schaftliche Untersuchung wurde nach anderer
Richtung fortgesetzt und führte zur Aufnahme
einer Untersuchungsreihe über die Methoden der
Bestimmung der Jodzahlen fetter Oele.
 
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