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Münchner kunsttechnische Blätter — 15.1918-1919

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Nr. 19
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Welti, Albert: Albert Welti über Böcklins Technik [3]
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https://doi.org/10.11588/diglit.36588#0109

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Manchen, 23. Juni 1919.

Baütgt nr „WerMatt dar Kaaat*' (E. A. Seataaaa, Leipzig).
Eraohelat 14 tägig aatar Laitaag vaa MatarProf. EraatBargar.

IY. Jahrg. Nr. 19

Inhalt: Albert We!ti über Böcklins Technik. (2. Fortsetzung.) — 25 Jahre Münchner Maitechnik. Von E. B-
(ti. Fortsetzung.) — Hugo Hiiiig: Die dekorativen Techniken. (5. Fortsetzung.) — Kunstiackierungen.
Von Georg Stehi, Wien. (Schiuss).

Albert Welti über Böcklins Technik.
(2. Fortsetzung.)

HI.
Solin I., 16. November IQOI.
Lieber Herr Professor!
. . . Durch meine eigenen Versuche und Be-
obachtungen und durch die Gegenüberstellung der
Schriften Bergers und Ludwigs bin ich mit meiner
eigenen Wenigkeit zu der Ansicht gelangt, dass
die Van Eyk und ihre Nachfolger auch mit Oel
und mit Tempera malten, wenn auch ganz anders
als heutzutage. Meine eigenen Beobachtungen
stützen sich dabei besonders auf die Beobach-
tungen der Nachdunkelungen auf alten Bildern
und die Erfahrungen, die ich beim Firnissen meiner
Temperabilder gemacht, welches Firnissen eben
ein grosser Teil der modernen Maler bleiben lässt,
was einem sehr viele bittere Erfahrungen erspart,
was sich aber die Alten aus Gründen der Soli-
dität und Farbenpracht nie erspart haben. In
Tempera malen ohne zu Arnissen ist eben eine
sehr angenehme, dankbare, aber auch billige Sache,
es trocknet alles in einer angenehmen frischen
Weise auf. Die Sache hat aber keinen Bestand,
und die Aufgabe wird in der Farbe nur halb gelöst.
Also nochmals, um zu wiederholen, was ich
in dem kleinen Aufsatz im Kunstwart damals auch
gesagt. Als ich zu Böcklin kam, Herbst 1888,
malte er genau nach Theophilus Rezept, später,
etwa sieben oder acht Monate nachher, kamen
die Versuche mit der Emulsion (bei dem ausge-
schalteten Mittelbild des Madonnentriptychons
sichtbar in seinen Folgen, die Farbe perlte sich
zusammen). Dann erholte sich der Meister von
den Strapazen der Tempera, indem er seine in
Tempera untermalten, und dann, wenn ich nicht
irre, entweder mit Eikläre oder Firnis Axierten
Bilder mit in BernsteinArnis, Para- (reinem Kopaiv-

balsam) balsam und etwas Petroleum gemischten
Farben fertigmalte. Mir erlaubte er, statt Bern-
steinArnis, den ich ihm nicht gut genug auftreiben
konnte, Copal ä l'huile anzuwenden zusammen mit
Parabalsam. Später verliess ich ihn ja, und in
Florenz hatte er die Apothekeremulsion 1894,
der er, glaube ich, treu geblieben. Wie Sie aus
Bergers letztem Kapitel sehen, gibt es Emulsionen
in Legion, welche sämtlich durch die Dekorations-
und Flachmaler der Nachwelt überliefert wurden.
Die hohe Kunst verlor über ihren andern hohen
Problemen den handwerklichen Boden allmählich
immer mehr und kommt erst jetzt hauptsächlich
durch Böcklin und ein paar andere wieder zur
Besinnung. Seit Lionardo wars damit immer
langsam bergab gegangen und krachte am Anfang
des 19. Jahrhunderts ganz zusammen. Jesses, ich
komme allmählich in eine heitere Bildersprache
hinein. Sie werden lachen. So glaube ich, meine
ganze Wissenschaft vor Ihnen ausgebreitet zu
haben . . .
Empfangen Sie die allerbesten Grüsse von Ihren
Albert und Emeline Welti nebst Albertli.
IV.
Solln I, München, 6. Dezember 1901.
. . . Also verzeihen Sie mir halt die lange
Dauer, und jetzt will ich einmal hinter das Be-
antworten Ihrer Fragen. Sie hatten geschrieben,
dass es Zeit habe damit.
Also I. Wie sah es auf Böcklins Palette aus?
Das war erstens verschieden. Wusste er,
was er an dem und dem Tage arbeiten werde,
setzte er nur die Farbe auf, welche er brauchte,
weil er sie sich ja immer selbst in sehr kleinen
Quantitäten anrieb. Denn wenn ich einen Vorrat
 
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