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Der Neckar-Bote: Wochenblatt für amtl. u. Privat-Bekanntmachungen (8) — 1844

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https://doi.org/10.11588/diglit.42423#0017

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Der Neckar-Bote erscheint
wöchentlich zweimal, Dienstag»
». Freitag», Bestellungen kön-
nen bei der Erpcdition in Hei-
delberg , bei Kaulm. Lcmpp
in Morbach, Kausm. Frank in
Adelsheim, Abraham Stumpf
m Eberbach und bei allen Post-
Aemtcrn gemacht werden.

Neckar-Bote.

4

.A/». S.
Dienstag, den g. Januar 1844.

Der AbonnementSprei» beträgt
für ein Jahr i fl. 36 kr, für
ein halbes Jahr 5/, kr. für
ein Vierteljahr Zc> kr. Dir
Einrückungsgebühr für die ge-
spaltene Zeile od. deren Raum
beträgt 2 kr. Bei Anzeigen,
worüber die Erpcdition Aus-
kunft crtheilt, 3 kr.

Wuntes aus der Bert.
In der 13. öffentlichen Sitzung der zweiten Kam-
mer wurden Gesetzvorschläge angckündigt von dem Ab-
geordneten Sander über die Verhältnisse der Staats-
diener zur Kammer, und von dem Abg. Vissing über
die Veränderung einiger Paragraphen im Volksschul-
gesetz; ferner legt die Regierung eine Nachweisung über
die Kosten des Eiscnbahnbaues vor.
Auch in Danzig wird beabsichtigt, ein Schiff für
den Wallfischfang auslaufen zu lassen.
Zufolge Beschluß des Königs von Bayern vom 26.
Dez. wird auf den einstimmigen Antrag der vorigen
Ständeversammlung eine Eisenbahn von Bamberg über
Würzburg nach Aschaffenburg gebaut werden. Die
Baiern haben Ursache, mit ihrem Christkindchen zu-
frieden zu sein.
Zwischen Neapel und Caserta ist die Eisenbahn dem
Publikum bereits eröffnet worden, und an der Fort-
setzung der Bahn bis Capua arbeiten Tausende. In
einigen Jahren fliegen wir durch die Welt auf Eisen-
bahnen, man kann an einem Tage dann in London
frühstücken, in Paris zu Mittag speisen, in Wien,
München, Neapel, oder wo's Jedem gerade beliebt,
sich zu Bette legen. Ja wenn's so fortgeht, wird inan
am Ende ganz auf der Eisenbahn leben. In London
ist bereits der Anfang dazu gemacht, es sind da auf
einer der Bahnen in mehreren Waggons Kaffeehäuser
errichtet — das Uebrige folgt bald nach.
(Aus der Königsberger Zeitung.) Das Turnen in
Königsberg schreitet fröhlich vorwärts. Die Zahl der
Turner beträgt schon — die weibliche Jugend nicht
mitgerechnet — 730. Zu diesem guten Anfänge hat
der von des Königs Majestät in Allerhöchstihrem Schlosse
zu den Uebungen bewilligte Saal — vielleicht der ge-
räumigste in Europa — nicht wenig beigetragen.
Die religiöse Schwärmerei nimmt in der Schweiz
außerordentlich überhand, namentlich in den Cantonen
Zürich und Basel. Neulich suchte man einem Kinde
mit Ruthenhieben und siedendem Wasser den Teufel aus-
zutreibcn, und dies ist nicht das einzige Beispiel. —
Herwegh scheint aus Frankreich nicht mehr nach der
Schweiz zurückzukehrcn. Der zweite Thcil feiner Ge-
dichte ist in Berlin verboten worden.
In Frankreich sind die Kammern am 27. Dez. er-
öffnet worden. Nie waren größere Vorsichtsmaßregel»
getroffen worden, damit »der Jubel des Volks dem
König nicht schade,« sagt die Dorfzeitung. Zwei Reihen
Linienmilitär und Nationalgarde bildeten Spalier vom
Schlosse der Tuillcrien bis zum Sitzungssaal der De-
putaten. Außerdem verhinderten Municipalgardisten die
Bevölkerung, dem Zuge des Königs sich zu nähern,
zwei Regimenter standen marschfertig im Hofe der Tuil-
lerien. Die Thronrede des Königs wurde mit Beifall
aufgenommen, wie überhaupt sein Empfang und der
seiner Familie ein herzlicher war. — Zum Präsidenten
der Deputirtenkammer ist Sauzet ernannt worden. —
Die ganze Polizei der Vorstadt St. Germain, in wel-
cher die meisten Legitimisten (Anhänger der im Jahre

1830 vertriebenen Regentenfamilie der Bourbons) woh-
nen , ist gewechselt und bedeutend vermehrt worden. Äm
Schlosse will man jeden Tag von dem Resultat aller
Umtriebe, die in der adeligen Vorstadt statthaben, in
Kenntniß gesetzt werden.
Die Zahl derer, die es auf das Leben der Königin
von England abgesehen haben, tst wieder um einen
vermehrt worden. Ein Irländer von Geburt, von Mitt-
lern Jahren und von Profession ein Gärtner, erschien
vor einigen Tagen aus freien Stücken vor einem Lon-
doner Polizeibureau uiid erklärte, wie er besorge, die
Königin oder sonst Jemanden Leid zuzufügen, wenn er
nicht daran verhindert würde. Er verspüre ein unbe-
zwingliches Gelüst, die Königin mit einem Pistol, das
er nöthigenfallö stehlen werde, zu erschießen. Der ar-
isch Teufel, dem Brodlosigkcit und daraus entstandener
Tiefsinn den Kopf verwirrt zu haben scheinen, wird
wahrscheinlich in ein Irrenhaus gebracht werden, ob-
gleich die Aerzte, denen er vorgeführt ward, erklärten,
thn nickt geradezu für verrückt halten zu können.
Am 28. Dez. brach in Liverpool, durch Ueberheizung
eines Ofens in einer Zuckerraffinerie Feuer aus, und
die Arbeiter, welche im obern Stockwerke beschäftigt
waren, sich nur durch die eiligste Flucht aus den Fen-
stern und über die Dächer retten konnten; zwei dersel-
ben kamen um, drei wurden gefährlich verwundet. Vier
Niederlagen von Zucker verbrannten, man schätzt den
Sckaden auf 100,000 Pfund Sterling. Nachmittags
entstand an Bord eines Schiffes ein Brand, den man
endlich nur durch Bohren von Löchern in dem Schiffe,
wodurch das Schiff unter Wasser gebracht wurde, löschte.
Die Ladung bestand in Salpeter, Hanf, Reis rc., und
der Schaden wird auf 10—13,000 Pfund Sterling
angenommen. — Die Brandstiftungen dauern immer
noch fort, und sind so zahlreich, daß sie eine eigene
Rubrik in englischen Zeitungen anfüllen. — In der
Grafschaft Durham befürchtet man neuerdings die Brod-
losigkcit der Kohlenarbeiter, da sic bei dem nieder» Lohn
nickt arbeiten wollen und können. Die Besitzer der
Steinkohlenwerke haben in einer eigens gehaltenen Ver-
sammlung eingcsehen, daß den durch, sich gegenseitig
überbietende Concurrenz niedergedrückten Preisen jetzt
wenigstens nickt aufzuhelfen sei.
Der Congreß der vereinigten Staaten von Nord-
amerika ist am 9. Dez. durch den Präsidenten Tyler
in Washington eröffnet worden. Von allgemeinem In-
teresse ist aus der langen Eröffnungsrede, daß dem Ge-
sandten der vereinigten Staaten in Berlin Auftrag zur
Einleitung eines Handelsvertrags mit dem deutschen
Zollverein gegeben worden. Neber den Anschluß vöst
Tcjas (Teras) an die verein. Staaten wird auf dem
Congresse verhandelt werden. Tcjas gehörte ehemals
zum Staatcuverbande von Meriko, riß sich aber vor
8 Jahren von demselben los und erklärte sich für un-
abhängig. Seit dieser Zeit wurde es von verschiedenen
Staaten als selbstständig anerkannt, hatte aber fort-
während mit Meriko Krieg zu führen, und die Regie-
rung dieses Landes bedroht auch die verein. Staaten
 
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