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Der Neckar-Bote: Wochenblatt für amtl. u. Privat-Bekanntmachungen (8) — 1844

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https://doi.org/10.11588/diglit.42423#0059

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Der Neckar-Bote erscheint
wöchentlich zweimal, Dienstags
n, Freitags Bestellungen kön-
nen bei der Expedition in Hei-
delberg , bei Kantm. Lcmpp
in Mosbach, Kaufm. Frank in
Adelsheim, Abraham Stumpf
in Eberbach und bei allen Post-
Aemtcrn gemacht werden.

Neckar-Bote
.Vie », / r.
Dienstag, den 13. Februar 1844.


Der AbonncmcntSpreis beträgt
für ein Jahr i fl. 36 kr, für
ein halbes Jahr 5/, kr. für
ein Vierteljahr 3o kr. Die
Einrückungsgcbühr für die ge-
spaltene Zeile od. deren Raum
beträgt 2 kr. Bei Anzeigen,
worüber die Expedition Aus-
kunft rrtheiU, 3 kr.

Wuntes aus der Lett.
In Heidelberg hat Geh. Rath Mittermaier die Wahl
zum Abgeordneten an die Stelle Zülligs abgclehnt.
Die getreuen Nachbarn Braunschweig und Hannover
thun einander freundnachbarlich alles Liebe und Gute
an. Wenn ein Wagen von Göttingen auf das Braun-
schweiger Zollgebiet kommt, wird er herzlich bewill-
kommt und Tage lang bewirthet; selbst der Postwagen
wird mehrere Stunden anfgehalten, ehe man sich tren-
nen kann. Die Göttinger wollen einen Umweg ein-
schlagen, um den Liebkosungen zu entgehen.
Aus der Schweiz hört man von schrecklichen Un-
glücksfallen durch Lawinenstürze; besonders gefährlich
ist cs in den Passen der rhätischen Hochgebirge, wo in
den letzten Wochen mehr als fünfzehn Personen, unter
ihnen sehr kundige Führer, verunglückten. In dem
Canton St. Gallen liegen so ungeheure Scbnecmassen,
wie sich dessen die ältesten Leute nicht erinnern können.
In Biaritts bei Bayonne ist ein öffentlicher Ballsaal
cingestnrzt, nachdem erst kurz vorher mehr als 200
Personen, welche einen Theil der Nacht darin mit
Tanzen zugebracht, sich entfernt hatten.
Bei dem Scheitern eines. Dampfschiffs von Cincin-
nati in den vereinigten Staaten sind 30 bis 40 Per-
sonen ums Leben gekommen, etwa eine gleiche Zahl
konnte sich mit Mühe retten.
(Aus GencralBcrtrands Leben.) Graf Henri
Bertrand, Divisionsgeneral und französischer Abgeord-
neter, dessen Tod wir in der vorigen Nummer gemel-
det haben, ist >770 zu Chateanrour geboren. Anfangs
wollte er sich dem Civildienfte widmen, wendete sich
aber dann dem Militarstande zu, und diente zuerst in
der Pariser Nationalgarde, dann als Ingenieur in
Aegypten. Hier und im Lager von Boulogne lernte
ihn Napoleon schätzen und beförderte ihn schnell zum
Brigadegeneral. Fortan begleitete er auf allen Feld-
zügen den Kaiser, der ihn zu seinem Adjutanten er-
nannte, nachdem B. sich in der Schlacht von Auster-
litz ausgezeichnet hatte. Als Divisionsgeneral nahm er
1806 die Festung Spandau nach einer Berennung von
wenigen Tagen, und 1807 trug er zum Siege von
Friedland bei. Mit gleicher Ehre focht er in den Feld-
zügen von 1809, 1812 und 15, und ward Groß-
marschall des Palastes. Er befehligte damals das Re-
servccorps, focht bei Lützen und Bautzen, behauptete
in der Schlacht bei Leipzig den Punkt von Lindenau
gegen Giulay, trat einen geordneten Rückzug an und
deckle nach der Schlacht bei Hanau den Ucbergang des
französischen Heers bei Mainz. Den Feldzug von 1814
machte er als Aide-Major (Regimentsadjutam) der
Nationalgarde an Napoleons Seite mit, begleitete die-
sen nack Elba und kehrte mit ihm nach Frankreich zu-
rück. Mit seiner Gemahlin, einer Tochter des Gene-
rals Dillon, die im I. 1836 starb, folgte er dem
verbannten Kaiser nack St. Helena, und nm seiner
treuen Anhänglichkeit willen ward sein Name in ganz
Frankreich gefeiert. Nach N. Tod, als Ludwig XVlll.

die 1816 in eontumaeimn gegen B. verhängte Todes-
strafe aufgehoben und ihn in all seine Würden wieder
eingesetzt hatte, kehrte er nack Frankreich zurück und
lebte auf seinem Gute. Die Julirevolution rief ihn
1850 wieder in den activen Dienst, zugleich ward er
zum Deputieren erwählt. In dieser Eigenschaft war
er strenger Anhänger der Grundsätze der äußersten Lin-
ken, und ein besorgter eifriger Vecktheidiger unbeding-
ter Preßfreiheit. Wie sich nicht anders erwarten ließ,
war er unter denen, die 1840 zur Abholung der Asche
Napoleons nach St. Helena geschickt wurden, und be-
kleidete bei dieser Feierlichkeit einen Ehrenposten.

Memoiren eines Dukaten.
(Forlsryung )
Madame erhielt einen Besuch von einem ihrer
Verehrer, warf sich ins Negligee, und der Baron
ging, und zwar für's Erste in eine Restauration.
Er ließ sich den Speisezettel vorlegen, und rief dann
Suppe, Margueur, und Wein! Der Marqueur
trug auf. Vornehm schlürfte der Spieler einige
Löffel hinab, nnd warf bisweilen einen verdrossenen
Blick auf die „Berliner Nachrichten von Staats-
und gelehrten Sachen."
Marqueur, nehm' er die Suppe weg, sagte er
dann. —
Jener brachte jetzt Pastete, Hirschbraten, Fische;
allein die täglich gcmißhandclte Natur des Spielers
ließ keinen gesunden Appetit zu. Genußlos stieß er
eins nach dem andern von sich, stürzte einige Glä-
ser Wein hinunter, und fragte dann gähnend und
sich streckend: Was gibt's Neues, Marqueur?
Diesen Morgen hat man einen jungen Menschen
ertränkt in der Spree gefunden, antwortete Dieser.
— Er hat zwei Briefe zurückgclaffen, einen an die
Polizei, worin er angibt, daß er gestern sein gan-
zes erst vom Vater empfangenes Geld verspielt, ein
Mädchen in K lagestand versetzt, und aus Verzweif-
lung den Tod gesucht habe; den andern an seinen
Vater.
Ah so! stieß der Baron gleichgiltig hervor. -—
Was habe ich zu zahlen, Marqueur ?
Einen Thaler zwölf Groschen, war die Antwort.
Jener zog die Börse, und warf einen Dukaten
hin; der Marqueur gab heraus, ein paar Silber-
stücke sielen dem Baron herab, die er aufhob rind
ihm einhändigen wollte Ach behalt'Er's nur, sagte
der Spieler. — Ich bin ohnehin für den neulichen
Dienst noch in Seiner Schuld. Hier nehm'Er Dies.
Er ergriff zufällig mich, und drückte mich der kupp-
lerischen Grünschürze in die Hand. Diese stoß von
Dank über. Der Baron erhob sich eben; — ka
 
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