Der Neckar-Dott erscheint
wöchentlich zweimal, Dienstag»
«.Freitag» DerAbonnemcnl»-
prei» betrag« für ein Jahr l fl.
36 kr., für ein halbe» Jahr 5/Z
kr., für ein Vierteljahr 3o kr.
Neckar-Bote.
SS.
Die Einrück>lnq»gcbühr für die
gespaltene Zeile oder deren
Raum btträgt 2 kr. Bei An-
zeigen. worüber die Erpcdilion
Au»k»»fr ertheilt, 3 kr.
Dienstag, den 15. Oktober 1844.
Buntes aus der Lett.
Während der Belagerung von Mainz durch die Ver-
bündeten im Jahr «»14 wurden vom Gouverncmut
folgende 'Victiialienprcise festgesetzt:
Ocbsenfleisch mangelte gänzlich.
Hammelfleisch ditto. fl. kr.
Kübileisch . . . das Pfund 1 —
Schweinefleisch.1 —
Nindssekl —
Geräiichertes Fleisch .... 48
Sckweinefctt.1 >2
Zwetschgen. 18
Frische Butter.6 —
Schmelzbutter .2 —
Kaffee.<! —
Hücker.2 —
Käse .1 62
Lichter . 49
Bier, das Maaß. 10
Eisig . 20
Milch. 40
Kartoffeln, das Malter ... 3 —
Ein Ei. 12
Ein Huhn.4 —
Ein paar Tauben .... 2 4V
-Nm 8 sind in Münchs» die Bildsäulen der Fekdhern
Tllly und Wrcdc unter sehr geringer Theiknahme des
Publikums feierlich aufgestellt. Keine einzige der Münch-
ner Zeitungen hatte Tag und Stunde der Feier mit-
gctheilt.
Der Großhcrzog von Oldenburg beabsichtigt seinem
Lande eine ständische Verfassung zu geben, mit deren
Entwurf, der durch ein Scbriftchen über den badischen
Landtag bekannte StaatStath Fischer beauftragt ist.
Jp Kairo haben unduldsame Ehristen wieder die Ju-
den beschuldigt, sie hätten einen jungen Christen ge-
schlachtet, um sein Blut zu ihrem Brod zu benutzen.
Die Grundlosigkeit dieser abscheulichen Verdächtigung
stellte sich bald genug heraus, indem man den Vermiß-
ten in einem Kloster auffaud. Mehemed Ali verhütete
dabei jeden etwaigen Erceß.
Friedrich der Große tadelte einst seinen Polizciches
und sagte ihm, er solle die frazösische Polizei zum Mu-
ster nehmen, die wisse alles was vorfiele. Majestät
erwiederte er, ich will eben solche Polizei machen wie
der Lieutenant in Paris; aber es wird etwas kosten.
Was wird's denn kosten?—Die Ehrlichkeit der Nation
Majestät. Der Vater wird den Sohn, der Bruder
die Schwester, die Gattin den Gatten verkaufen und
verratben. Da erwiederte er alte Friedrich: Ich will
lieber eine schlechte Polizei haben und ein ehrliches
Volk; lieber Dummheiten wie Schurkereien! Geh' er
Namm; und hör' er: keine geheime Polizei!— Wir
aber haben den russischen Legationsrath Tietz und aller
Wahrscheinlichkeit uach noch viele seines Gelichters.
Der Choleramann.
(Schluß )
Severin meldete dem Grafen, daß sein Sohn
Kasimir dringend um Gehör bitte. Mit sinstrcr
Harle schlug Dwerczinski cs ab. Mich wunderte
nur, daß er nicht Befehl gab, auf Kasimir zn schie-
ßen. Bald kam der Diener indeß mit der Erklärung
zurück: der Jüngling lasse sich nicht abweifeu; um
jeden Preis wolle er seinen Baler sprechen, und
müsse er Gewalt gegen das Haus brauchen.
Der Wahnsinnige! murmelte der Graf. — Viel-
leicht ist er eben nur gekommen, mir troß aller
meiner Vorsicht den Tod mitzutheilen, den er schon
in den Adern trägt.
Er ging unentschlossen ein paar Mal auf und
nieder, er schien von Kasimir das Aerqste nicht ab-
warten zu wollen und sagte endlich mit seufzender
Ergebung: So laß ihn nur herein; aber gleich mit
ihm ins Laugenbad und reich' ihm dann Kleider aus
m.incr Garderobe.
Was will denn der junge Mensch? murrte Dwer-
czenski weiter. — Was kann er wollen? Mich mit
seinem Enthusiasmus, mit seinen Träumen von Po-
lens künftiger Größe zu unterhalten? Das-sM-er
bleiben lassen. Ich will nichts hören, durchaus
nichts hören.
Ich schwieg fortwährend; ich wußte der Ikanell-
seclc nichts zu antworten, Die meinige schlug unge-
duldig mit den Flügeln; sie strebte fort aus diesem
Choleranarrcnhausc, der Schilds ötenschalc des Ego-
ismus. — Nach einer Viertelstunde tcat Kasimir
ein, ein schöner kräftiger Polenjüngling.
Ich komme Abschied zu nehmen, Vater l sagte
er, die Hand des Grafen fassend. — Meine Wun-
den sind dürftig heil. Ich kann meine Kampfschn-
sucht nicht langer bezwingen. Ich gehe; gib mir
Deinen Segen für Polen mit.
Dacht' ich's dock! rief Dwerczenski mit rothem
Zorngesicht, ihm heftig seine Hand entziehend. -—
Du kennst meine Gesinnungen, und scheust Dich
nicht, für Deinen Ungehorsam noch meinen Segen
zu erbitten? Tkn, was Du nicht lassen kannst; hilf
mich und das Vaterland an den Abgrund bringen,
aber denke meiner Worte: Polens Sache stirbt auch
diesmal an seinem alten Krebsschaden: an seiner
Un einig fe it.
Auch jetzt noch, nach Allem, was schon geschehen,
willst Du Polens Eule sein, Vater? fragte Kasimir
entrüstet. — Nun wohl, ich folge dennoch seinem
Adler und denke Dir zu beweisen, daß die Zucht-
ruthe ter Geschichte uns heilsam geworden, daß Po-
len nicht wieder wie ein unverträglicher Knabe vor
wöchentlich zweimal, Dienstag»
«.Freitag» DerAbonnemcnl»-
prei» betrag« für ein Jahr l fl.
36 kr., für ein halbe» Jahr 5/Z
kr., für ein Vierteljahr 3o kr.
Neckar-Bote.
SS.
Die Einrück>lnq»gcbühr für die
gespaltene Zeile oder deren
Raum btträgt 2 kr. Bei An-
zeigen. worüber die Erpcdilion
Au»k»»fr ertheilt, 3 kr.
Dienstag, den 15. Oktober 1844.
Buntes aus der Lett.
Während der Belagerung von Mainz durch die Ver-
bündeten im Jahr «»14 wurden vom Gouverncmut
folgende 'Victiialienprcise festgesetzt:
Ocbsenfleisch mangelte gänzlich.
Hammelfleisch ditto. fl. kr.
Kübileisch . . . das Pfund 1 —
Schweinefleisch.1 —
Nindssekl —
Geräiichertes Fleisch .... 48
Sckweinefctt.1 >2
Zwetschgen. 18
Frische Butter.6 —
Schmelzbutter .2 —
Kaffee.<! —
Hücker.2 —
Käse .1 62
Lichter . 49
Bier, das Maaß. 10
Eisig . 20
Milch. 40
Kartoffeln, das Malter ... 3 —
Ein Ei. 12
Ein Huhn.4 —
Ein paar Tauben .... 2 4V
-Nm 8 sind in Münchs» die Bildsäulen der Fekdhern
Tllly und Wrcdc unter sehr geringer Theiknahme des
Publikums feierlich aufgestellt. Keine einzige der Münch-
ner Zeitungen hatte Tag und Stunde der Feier mit-
gctheilt.
Der Großhcrzog von Oldenburg beabsichtigt seinem
Lande eine ständische Verfassung zu geben, mit deren
Entwurf, der durch ein Scbriftchen über den badischen
Landtag bekannte StaatStath Fischer beauftragt ist.
Jp Kairo haben unduldsame Ehristen wieder die Ju-
den beschuldigt, sie hätten einen jungen Christen ge-
schlachtet, um sein Blut zu ihrem Brod zu benutzen.
Die Grundlosigkeit dieser abscheulichen Verdächtigung
stellte sich bald genug heraus, indem man den Vermiß-
ten in einem Kloster auffaud. Mehemed Ali verhütete
dabei jeden etwaigen Erceß.
Friedrich der Große tadelte einst seinen Polizciches
und sagte ihm, er solle die frazösische Polizei zum Mu-
ster nehmen, die wisse alles was vorfiele. Majestät
erwiederte er, ich will eben solche Polizei machen wie
der Lieutenant in Paris; aber es wird etwas kosten.
Was wird's denn kosten?—Die Ehrlichkeit der Nation
Majestät. Der Vater wird den Sohn, der Bruder
die Schwester, die Gattin den Gatten verkaufen und
verratben. Da erwiederte er alte Friedrich: Ich will
lieber eine schlechte Polizei haben und ein ehrliches
Volk; lieber Dummheiten wie Schurkereien! Geh' er
Namm; und hör' er: keine geheime Polizei!— Wir
aber haben den russischen Legationsrath Tietz und aller
Wahrscheinlichkeit uach noch viele seines Gelichters.
Der Choleramann.
(Schluß )
Severin meldete dem Grafen, daß sein Sohn
Kasimir dringend um Gehör bitte. Mit sinstrcr
Harle schlug Dwerczinski cs ab. Mich wunderte
nur, daß er nicht Befehl gab, auf Kasimir zn schie-
ßen. Bald kam der Diener indeß mit der Erklärung
zurück: der Jüngling lasse sich nicht abweifeu; um
jeden Preis wolle er seinen Baler sprechen, und
müsse er Gewalt gegen das Haus brauchen.
Der Wahnsinnige! murmelte der Graf. — Viel-
leicht ist er eben nur gekommen, mir troß aller
meiner Vorsicht den Tod mitzutheilen, den er schon
in den Adern trägt.
Er ging unentschlossen ein paar Mal auf und
nieder, er schien von Kasimir das Aerqste nicht ab-
warten zu wollen und sagte endlich mit seufzender
Ergebung: So laß ihn nur herein; aber gleich mit
ihm ins Laugenbad und reich' ihm dann Kleider aus
m.incr Garderobe.
Was will denn der junge Mensch? murrte Dwer-
czenski weiter. — Was kann er wollen? Mich mit
seinem Enthusiasmus, mit seinen Träumen von Po-
lens künftiger Größe zu unterhalten? Das-sM-er
bleiben lassen. Ich will nichts hören, durchaus
nichts hören.
Ich schwieg fortwährend; ich wußte der Ikanell-
seclc nichts zu antworten, Die meinige schlug unge-
duldig mit den Flügeln; sie strebte fort aus diesem
Choleranarrcnhausc, der Schilds ötenschalc des Ego-
ismus. — Nach einer Viertelstunde tcat Kasimir
ein, ein schöner kräftiger Polenjüngling.
Ich komme Abschied zu nehmen, Vater l sagte
er, die Hand des Grafen fassend. — Meine Wun-
den sind dürftig heil. Ich kann meine Kampfschn-
sucht nicht langer bezwingen. Ich gehe; gib mir
Deinen Segen für Polen mit.
Dacht' ich's dock! rief Dwerczenski mit rothem
Zorngesicht, ihm heftig seine Hand entziehend. -—
Du kennst meine Gesinnungen, und scheust Dich
nicht, für Deinen Ungehorsam noch meinen Segen
zu erbitten? Tkn, was Du nicht lassen kannst; hilf
mich und das Vaterland an den Abgrund bringen,
aber denke meiner Worte: Polens Sache stirbt auch
diesmal an seinem alten Krebsschaden: an seiner
Un einig fe it.
Auch jetzt noch, nach Allem, was schon geschehen,
willst Du Polens Eule sein, Vater? fragte Kasimir
entrüstet. — Nun wohl, ich folge dennoch seinem
Adler und denke Dir zu beweisen, daß die Zucht-
ruthe ter Geschichte uns heilsam geworden, daß Po-
len nicht wieder wie ein unverträglicher Knabe vor