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Der Neckar-Bote: Wochenblatt für amtl. u. Privat-Bekanntmachungen (8) — 1844

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https://doi.org/10.11588/diglit.42423#0415

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Der Neckar-Bote erscheint
»'öchentlich zweimai , Dienftaq»
u Zreilag» DerSlbonneinenl»-
prri» brriäqi für ein Jahr i ft.
16 kr., für ein Halde» Jahr 5/,
kr., für ein Vierteljahr 3o kr.

Neckar-Bo


Dir Sinrückuna5h^ühr für hie
gespaltene Zeile »r>er -errn
Nau», btlragl 2 kr. Bei Aa-
zciqrn. w»rül>er dir Erpchilien
rlueknnfr lithrilt, 3 kr.

Dienstag, den 3. Dezember 1844.

Buntes aus der Lett.
Das neueste Regierungsblatt b ingt die erwartete neue
Gemciuderkchiiiiiigsinstriiktion, h>e schon mit dem I. Ja-
nuar 1t',4.> ins ('eben tritt.
Dec »Wcuphäl. Merkur» enthält einen Ausruf zur
Bildung eines 'Vereins für das Wobt der a>be,kruden
Klassen m der Provinz Westphalen. Er in uuwrzeich-
iiet von Männern aus Bielefeld, Dortmund, Wetter,
Münster, Siegen, Minden und Meine.
Zu den gegenwärtig in Auirag gebrachten Colonisa-
tionsplaiien «Tcras, Missistppi, St. Tbomas, Brasi-
lien und Moskitvküsle) tritt jein uv st' ein sect fter, >vel
wer die atrikauiswe Westküste betrifft, und >n sofern
eine besouoere Beachtung veidieut, als in diesen (He-
genden bereits der große Kurfürst von Brandenburg
eine Besitzung erworben. Der eine der jetzigen Eigen-
Idumer, Gg. Redcmaun, ist gegenwärtig in 'Berlin,
um Tbeilnebmer für eine dortige, sehr günstig gcscbil
bcrte 'äcicderlassung zti gewinnen.
Die fliegende Rbembiücke bei Lautcrburg ist am
dem altgemciueu Bei kehr eröffnet wo:den.
In der mecklenburgischen Ständeversammlung ist ar-
ger Streit zwischen bücgerlichrn und adeligen Grund
besitzcrn. Einer der letzter» äußerte neulich in der Hitze
der Debatte, er sei stolz darauf, daß seine Vorfahren
Las Faustrecbt geübt hätten. Er wuide von seinen
Freuuoeu aus dem Saale geführt.
Als der hochverdiente Held, Erzherzog Karl, den
ungarischen Reichstag schloß, wuide er zwar bei sei-
nem Erscheinen von den Magnaten mir freudigem Zu-
ruf begiüjt, ein großer Tbeil der Abgeordneten der
ziveiien Kammer aber entblößte nicht einmal das Haupt,
und da der verehrte Fürst anfangen wollte zu sprechen,
entstand ein so betäubendes Geräusch, daß er auf seine
Brüder genutzt und tief bewegt den Saal verließ. Alle
Bessern sind über eine solche Rohheit empört.
Die deutsche Bundesversammlung beschäftigt sieh mit
der Beratlmng über eine deutsche Buudesflagge und ein
Bundeswappen. Für erstere scheinen die schwarz und
gelben Farben auscrsehen zu sein.
Der französische Kriegsminisier Marschall Sonlt,
durch ein betrübendes Familicncrciguiß lief erschüttert,
hat sich in seinem Entschluß, seine Stelle niederzule^
gen, nur bestärkt. Als sein Nachfolger wird Mar-
schall Bngcaud, Herzog vom Jsly, bezeichnet.
Für das Denkmal, welches Napoleon auf der Espla-
nade der Invaliden erhält, ifi eine Platte von massi-
vem Golde bestellt worden. Sic wird als Inschrift
nur den Namen des Kaisers und seine verschiedenen
Grade mit seinem jedesmaligen Alter enthalten.
Ueber den Aufstand des Generals Zurbano in Spa-
nien sind die widersprechendsten Gerüchte im Umlauf.
Bald soll dieser die größten Erfolge gehabt haben, in
Soria und Saragossa eingcrückt, und die Königin Ebri-
stine bereits auf der Reise nach Paris begriffen, bald
auch soll das ganze Unternehmen mißglückt und der An-
führer schon wieder ans französischem Gebiete angekom-
mcn s in.

In Warschau batte ein junger Mann vor einiger
Zeit beim Herausgehen aus dem Theater einen Angriff
auf den russischen Geucral-Polizeimeiskcr genarbt. Er
wurde festgehalken und in der Scheide seines Dc^c, s
fand sich eine s'isle von gegen I Mi Personen vor, von
denen alle eingezogen winden, deren man habhaft wer-
den konnte. Um sie zum Gestäudniß zu bringen, wurde
unter auderm auch das Mittel angewendei, Leu Ge-
fangenen mehrere Wochen lang nichts als stark gesal-
zene Speisen, z. B. Häiinge, und keinen Trnuk Was-
sers zu geben. Einige sind bereits verurkhcilt und die
Strafe an ihnen ans eine unmenschliche Weise vollzo-
gen worden. Zn 1000 Kautschubieben verurtheilt,
starben die Unglücklichen bereits bei den ersten bauder-
len, nichtsdestoweniger wurden den zerfleischten ('eichen
die volle Zahl der Streiche aufgezählt. Wahrend der
ganzen Erccutivn waren die Verwandten gezwungen,
gegenwärtig zn sein. Ein ähnlicher Fall war früher
schon einmal bekannt geworden.
Die D'ebe, welche die vielen werthvollen Ehrenge-
schenke Les Feldmarschalls Blücher, die aus dem Schlosse
bei Groß-Zicten von der Blücherftben Familie a.fbr-
wahrt wurden, gestohlen haben, sind durch die Bemü-
ouugen des Polizei-Direktors Duukcr bereits entdeckt
.lud zur Hast gebracht worden.

Br la nut Ick schickt Großbritannien einen grossen
Tbeil seiner Verbrecher nach Australien; einige bes-
sern sich kort allerdings, andere aber werden noch
verstockter. In der legien Zeit Kal man daher Liese
Böswilligen von Len Bessern getrennt und sechshun-
dert auf einmal auf einen völlig öden Ort zwischen
den Inseln Norfolk Philipp und Moralen Bay gc-
eracht. Diese Einöde heißt die Hf sie nm sei wegen der
teuflischen Bosheit ihrer neuen Bewohner, w Icke die
größten Bös w.ckter Großbritanniens sind. Fast alle
entgingen nur in Folge der Nachsicht der Geschwo-
renen oder wegen zufälliger Umstande der Todesstrafe
ic sic sainmtlich verdient hatten. Unter diese Men-
schen zahlt man zwei Elternmörtci; Einen, der drci
Mal verheirathet war und seine drei Frauen um-
brachte; Einen, der im Dienste hei einem Brannt-
weinbrenner stand und seine Geliebte in brennend, . i
Weingeist umbrachle; Einen endlich, ter aus Hun-
ger und Rohheit sein eigenes Kund umbrachle und aß.
Diese Geschöpfe, welche von dem Menschen nichts ha-
ben als die Gestalt, werten wie wilde Flnere behan-
delt und stehen völlig außerhalb der Gelege Solda-
ten bewachen sie und schießen sie ohne Umstände nie-
der, wenn sie sich ausichnen. Untereinander liefern
sic sich häufig die fürchterlichsten Kampfe und bewe -
sen dabei eine unerhörte Grausamkeit. Die Höllen-
insel wird aber auch in der Strafkolonie so gefürch-
tet, daß die Vernltheilieii sie für die entsefchchlie
aller Strafen ansehen.—
 
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