Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Der Neckar-Bote: Wochenblatt für amtl. u. Privat-Bekanntmachungen (8) — 1844

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.42423#0375

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Der Nrckor-Botr erscheint
euöchenttich zweimal, Dienstag»
u Freitag» Der Abonnement»-
prei» deirägi für ein Jahr i st.
iö kr., für ein Haide» Jahr bä
kr., für ein Dicrreijahr tr.

Neckar-B
A F ». SS.


Die Einrückilnq»gcbühr für die
gespaltene Zeile oder deren
Raum betrügt 2 tr. Bei An-
zeigen. worüber die Erprdilion
Auskunft crtheilt , 3 kr.

Freitag, den 1. November 1844.

Vuntes aus der Lett.
In der Räbe von WarstAan rat man üi Gegenwart
des Fürsten Paskewitfch und einer großen Persamm-
lnng eliic Getraideniäbinaset'ine versucht, die in einer
Stande einen Morgen Hafer mähte and die Halmen
so ordunngömägig nicdei leo.ke, wie es keine menschliche
Hand thnii kann. Die Maschine ist von zwei Polen
erfunden and kostet 5000 fl.
Georg Herwegs, wird in Paris an der Herausgabe
einer großen Zeiisrinifr Tbeil nelniien, welche mehrere
angesencue Fremde von verschiedener klc'arionalität be-
grnndcn and in welche sie gemeinsam die Interessen
ihrer Heiinac nicderlcgen wollen. Deutschland wird von
Hcrwegh, Rußland, die Schweiz, Italien and Spa-
nien, zedes durch einen Soda des Landes vertreten wer-
den. — Gleichzeitig ist aber auch von einer Rückkehr
des »Lebendigen» nach Würteniberg die Rede.
Vom Konnte für das Göthe-Denkmal war Herrn
Schwanthaler für sein Meisterwerk ein besonderes Ge-
schenk von 5000 fl. Übermacht worden. Davon hat
der berühmte Künstler 2000 fl. für die Frankfurter
Armen bestimmt.
Das Unheil Tscheche soll in zweiter Instanz dahin
gemildert worden sein, daß die Hinricbtnng mit dem
Beil, statt mit dem Rade von oben herab geschehen
soll. Man glaubt indcß, daß der König nur lebens-
längliches Gefängniß oder ewige Verbannung aus Eu-
ropa eintreten lasten werde.
Bedeutende Ueberschwemmnngen haben abermals in
Äthanen und Mesturien gränzenlose Verheerungen an-
gerichtet, und ganze Gegenden büßten ihr Heu, Ge-
traide, Kartoffeln — kurz Alles, ein.
Auch am Reckar ist man mit der Qualität des dies-
jährigen 'Leines im Ganzen wohl zufrieden, die Menge
aber ist, wie anderwärts auch, nicht bedeutend.
Die geschiedene Piinzessin von Wasa wird mit ihrer
Tochter ihren künftigen Wohnsitz bei ihrer durchlauch-
tigsten Fran Mutter, der verwittweten Großherzogin
Stephanie von Baden, in Mannheim nehmen.
Der König der Franzosen ist von seiner Reise wie-
der m St. Elend ängckommcn.
Dcr Todtengräbcr zu Prudnik (Neustadt)
(un Pest-Jahre 1375.)
^Fortsetzung )
Ein solcher Mann übte im Namen des.Herzogs
die Obmacht über die Einsassen Prudniks, denen
Fleiß und Gewerbe zwar stillere Lebensart, aber
auch den Muth gaben, ihre Gerechtsame zu wahren,
ihre Freiheiten zu Ich um en. Zu fürchten war also,
daß kommen würde, was spater wirklich erfolgte.
In allzugrcllcr Nichtigkeit und alle Rcchsformcn
verletzend erschienen die Ansprüche Obieslaws, neue
Leistungen, Krohnden und Steuern belrcstcnd.
Worauf dcr Landcssürst längst schon verzichtet,
worauf die Schloßherrn irgend eine bestrittene Hoff-

nung oder schwankende Aussicht gehabt, das sellrc
jetzt auf bloßes Begehren des Pflegers herzogliches
Eigenthum werden
Es erstreckte steh aber die meist hölzerne Stadt,
von dem durchstcömenden Flusse in zwei Hälften
die Wasserst cige und das Burgseid) gclbcilt, weit
aber den jetzigen Umfang; (starten zierten an den
Häusern taugliches, oder vor ter Stadt zu Anlagen
'rauchbares Land. Gegen das Gebirge hin stand
Waldgestrüpp dcr Ausrodung fähig. In deutscher
und polnischer Zunge verständigten sich die Bewoh-
ner. F-ünf Gewerbe vorzüglich beschäftigten die
Hände des Volks, die Bäckerei, die Fleischbank, das
Gerben und Schmieden, ingleichen das Weben von
Linnen und wollenen Tüchern.
Unter den Obmännern dieser Stadt übte Da-
niel Scunert, aus Ulm in Schwaben entsprossen,
mächtigen Einfluß auf Ackerleute und Zünfte.
Manch beschwerliches Opfer halte er schon dem
Wohle seiner Mitbürger gebracht, Wachsamkeit und
Eifer mit höchster Anstrengung bewiesen; doch war
der Ausgang seines von Elwan und dem Stadtvoglr
-Matthäus Hildow lange beneideten Ansehens trau-
rig und fchrecknaf't. Von fchnö er Geldgier getrie-
ben, verschmähte dcr Letztere cs nicht durch Wohl-
dienen sich Namen und Reichlhum zu machen, hatte
sich von dem Sckloßpflegcr ein Lcibgeding zustchern
lassen, auf das Versprechen, ihm mit Worten und
Werken, heimlich oder öffentlich, Beistand zu lei-
sten Nun ereignete cs sich, daß Obieslaw ein zwi-
schen dem Wolfssprung und den NiedcrmaUen sich
hinziehendes, durch Ausdehnung beträchtlich.s, aber
zu den frühesten Zeiten der Templarier schon durch
Ausbürger von Prudnik bebautes Feld, Tieflchne
genannt, zurücktorderte unter dem Vergeben, er
kenne weder Verkömmniß, noch Urkund, wodurch
der Stadt für diesen Fcldstrick ein Eigenthumsrcckt
erwachst; der Einwand unvordenklichen Besitzes aber
sei nach sächsischer, im Lande Oppeln geltender
Satzung nicht zulässig, und könne höchstens eine
bloße Vermulhung für das Neckt des Erwerbes be-
gründen. Dagegen erwiesen die Obleute dcr städ-
tischen Gemeinde, es lei ihnen dcr von dem Pfleger
augesprochcnc Acker als Geschenk übertragen; auch
müsse hierüber geschriebenes Zcugniß sich finden,
das, da die Templer in Bezug auf Prudnik, lan-
desherrliche Macht geübt, der Bestätigung des Her-
zogs nicht erst bedürfte. Diese Behauptung wurde
durch Erinnerung an Umstande gerechtfertigt, wo-
bei Obieslaw von Chran mittelst unbedachter Maß-
regeln bedenklichen Verdacht auf sich lud.
/Fortsetzung folgt.)
 
Annotationen