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Der Neckar-Bote: Wochenblatt für amtl. u. Privat-Bekanntmachungen (8) — 1844

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https://doi.org/10.11588/diglit.42423#0097

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vrr Neckar-Bote erscheint
wöchentlich zweimal, Dienstags
u. Freitags Bestellungen kön-
nen bei der Erpediuon in Hei-
delberg , der ävautm. Lcmpp
»r Mosbach, Kaufm. Frank in
Stdelsncim, ?!brabam Skvmof
m Ebcrbach und veralten Past-
Anntern gemacht werden.

Neckar-Bote.
SS.
Freitag, den 15. März 1844.

Der Abonnementsxreis betrögt
für ein Jahr i fl. 36 kr-, für
ein halbes Jahr 5/, kr. für
ein Vierteljahr 3o kr. Die
Ein, ücknngsgcbühr für die ge-
spaltene Zeile ad. deren Raum
betrag! 2 kr. Der Anzeigen,
worüber dir Erpcdition Aus-
kunft erlherlc, 3 kr.

, Buntes mes der Leit*
Herr Bouregoiö d'Orvanne, Eommissär für den Plan
zur Niederlassung deutscher Auswanderer in Teras,
verweiir seit einigen Wochen in Frankfurt, wo er mit
dem Fürsten von Leitungen, der aber in dem Augen-
blick auf einer Reise nach München begriffen ist, in
Verbindung steht. Dieser Fürst ist bei dem Colonisa-
tioas-Enlwurf sehr bedeutend betbeiligt. Er will, wie
man hort, eine sehr ansehnliche Geldsumme darauf ver-
wenden, die ihm in letzter Zeit für die Ablösung von
Zehnten und anderen Grundgefällcn Angegangen ist.
Als Hanptbeförderer dickes großartigen Colonisations-
plans nennt man auch mehrere deutsche souvet äne Für-
sten, namentlich den Herzog von Nassau. Vorgcdach-
ter Commissär, der sich längere Zett in Texas aufhiclt
und der beabsichtigten Ansiedelung durch Ankauf von
Ländereien und Anordnung anderer, derselben nothwen-
diger Weise vorangehenden Veranstaltungen den Weg
bahnte, wird im bevorstehenden Frühjahre den Grafen
v. Castel dahin begleiten. Letzterem soll von den hohen
Herren, welche vie Förderer dieses Colvnisationsplans
sind, die oberste Leitung bei der Ausführung desselben
übertragen sein.
Wie man hört, soll sich die Staatsregierung von
Weunar auf kräftige Verwendung des Landtages be-
wogen gefunden haben, die Veröffentlichung der Lanv'-
tagsverhandlungen durch den Druck nach wie vor wie-
der zu gestatten. Es ist dies um so erfreulicher, da
die Veröffentlichung der Verhandlungen nur dazu die-
nen kann, das Vertrauen zwischen Fürst und Volk zu
fördern und fester zu begründen. (H. I.)
Die Stadt Kreuznach kennt man nicht mehr. Wer
sich überzeugen will, daß Waffersnoth schlimmer ist,
als Feuersnoth, muß dahin gehen. Die ganze Gegend
weit und breit bietet das Bild der Verwüstung. Hau-
ser, Brücken, Baume hat der Nahefluß fortgerissen.
Der Schaden an Hausern ist unberechenbar; täglich
fallen noch Häuser ein oder müssen niedsrgerissen wer-
den. Am schrecklichsten ist die Nvth in den Mühlen.
Es fehlt an Rettungsbooten. Man hat bereits viele
todte Menschen aus den Fluthen gezogen, noch viele
werden vermißt.
Aehnliche Nachrichten über ungewöhnlich hohen Was-
serstand und dadurch entstandene Noth kommen aus
Frankreich, Ungarn, Türkei u. s. w.
Es ist die Einrichtung getroffen, daß, wenn man
in Warschau niest, man'ö in Petersburg hört und
ruft: zur Gesundheit. Dazu gehört aber eine so seine
Lust, wie die russische.
Für die Herstellung und Ausschmückung des Kai-
serdoms zu Speier hat der König von Bayern die
aus seiner CabinetsEasse verwilligte Summe von
180,000 fl. auf 880,000 fl. erhöht und bestimmt, daß
genannte Summe in zehn Jahresfristen gezahlt werden
soll, wenn er so lange am Leben bleibt. Eine über sein
Leben hinausreichende Verbindlichkeit hat er seinem Nach-
folger nicht zur Pflicht gemacht. (D.Z.)

Praktische Anwendung des Luftdruckes
zur Fortbewegung auf Eisenbahnen»
(Aus Mattens Weltkundc i8,sü- Heft.)
1) Clegg's und Samnda's System.
Darf man den meisten Sachkennern, welche den
letzten Versuchen und Experimenten auf der Luft-
cistnbahn in der Nahe von Dublin beigewohnt,
Glauben beimcsscn, so wäre das Problem der Luft-
verwendung aus den Eisenbahnen setzt vollkommen
entschieden, und das Ergcbniß hatte nicht allein den
Erwartungen der Zuschauer, sondern selbst die Hoff-
nungen der Erfinder überstiegen. Das neue Ver-
fahren vereinigt in sich alle Vorthcilc der Schnel-
ligkeit, der Ersparung und besonders der Sicherheit.
Zwei verdienstvolle britische Ingenieure, die Her-
ren Robertson, haben in der „polytechnischen Revue"
einen kurzen Abriß von der Geschichte dieser wich-
tigen Umgestaltung des Eisenbahn-Systems mit-
gctheilt. Die „Westminster Revue" hat über den-
selben Gegenstand einen größern Artikel veröffent-
licht, und in Frankreich ist der Ober-Inspektor des
Straßen- und Brückenbaues, Masset, vom Mini-
sterium beauftragt worden, einen umständlichen
Bericht über das neue Verfahren abzustatten.
Schon gegen das Ende des 1Jahrhunderts
hatte der Physiker Papin die Idee, des Luftdruckes
zur Bewegung verschiedener Maschinen sich zu be-
dienen. Seine Versuche blieben erfolglos; nichts-
destoweniger ist cs unbestritten, daß er den ersten
Gedanken zu einer Erfindung gehabt, welche in
ihrer weitern Entwickelung gewiß eben so außeror-
dentliche als große Ergebnisse bieten kann.
Der Ingenieur Medhurst veröffentlichte »8ro
zu London ein Schristchen unter dem Titel: „Neues
Verfahren, um Briefe und andere Gegenstände
durch die Luft zu vcrfenden," worauf zwei Jahre
nachher eine andere Flugschrift folgte, betitelt:
„Einige Berechnungen und Bemerkungen zum Be-
weise der Ausführbarkeit der neuen Methode" ete.
Diefe Schriften wurden sehr wenig beachtet und
führten zu Nichts. Der Verfasser ließ sich jedoch
nicht cntmuthigcn, sondern gab 182^ eine Abhand-
lung von 3/j. Seiten heraus: „Uebcr ein neues
Transport- und Bewegungsmittcl auf der Erde,
für Reisende und Gepäck."
Zwei Pläne waren in dieser Schrift in Vor-
schlag gebracht. Der erste bestand in einem sechs
Kuß hohen und fünf Fuß breiten Pfad oder Kanal,
worin besonders gebaute Kutschen aus Steinplatten
oder Eisenschicnen fort rollen sollten, und zwar durch
abwechselnde Einziehung und Ausstoßung der Luft.
 
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