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Der Neckar-Bote: Wochenblatt für amtl. u. Privat-Bekanntmachungen (8) — 1844

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https://doi.org/10.11588/diglit.42423#0285

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Der Rrckar-Bolr erscheint
wöchentlich zweimal, Dienstag»
».Freitags DerAlionncmciit»-
prei» beträgt für ein Jahr i st.
Z6 kr., für ein halbes Jahr 5-
kr., für ein Dicrteljahr 3o kr.


ote.

SS.

Freitag, den 16. August 1844.

Die EinrückungSgcbühr für -ic
gespaltene Zeile oder deren
Raum betragt 2 kr. Bei An-
zeigen, worüber die Erpcdition
Aurkunft erlheiU, 3 kr.

Vuntes aus der Leit.
Das Kriegsgericht in Cosenza hat am 24. Juli über
das Schicksal der in Ealabrien eingefallenen fremden
Flüchtlinge entschieden. 17 wurden znm Tod verur-
teilt, das Urteil ward aber nur an 9 derselben voll-
zogen, die am 23. erschossen worden sind. Die Na-
men dieser Unglücklichen sind: Attilio Bandiera, Emi-
lio Bandiera (Söhne des italienischen Contreadmirals
Bandiera) Nicola Riciotti, Anacarsi Nardi, Dome-
nico Marco, Giovanni Verenuceio, Giacomo Nocca,
Francesca Berti, Domenico Lucatelli. Die Uebrigen
werden wahrscheinlich ihr Leben auf den Ruderbänken
der Galeeren znbringen.
Der Fürst Michael Obrcnowitsck ist auf seiner Reise
in Frankfurt a. M. eingetrvffen. Der König von
Preußen ist am 7. von Erdmannsdorf über Budweis,
Linz rc. nach Wien abgereist. Der König von Bayern
ist am 10. in Rom angekommen.
Als Fauggcld für die italienischen Insurgenten er-
hielten die Gemeinden San Giovanni in Fic-re 6000 fl.
Pietralunga 400 fl-, Casino 4000 fl., außerdem wur-
den 19 Ordcnskrenze, 43 goldene und 66 silberne
Medaillen und viele Pensionen und Dieiislbeförderungeu
verliehen.
In München wollen die Megger das Fleisch nickt
nach der von der Polizei angeordneten Tare verkaufen
und der Magistrat hat daher alle Brauer, Köcke, Gart-
ner, Wirthc und wer sich in und außerhalb der Stadt
damit befassen wolle, ausgesordert, sich mit dem
Schlachten von Ochsen und dem Verkaufe des ausge-
hauenen Fleisches zu 11 kr. zu beschäftigen. Da
man hört, daß die Metzgerzunft alle diese Strafen ge-
meinschaftlich büßt, ist leider zu fürchten, daß mehr
deuu einer in seinem Trotze verharren werde.
Freudenreich und Dolorosus.
(Fortsetzung.)
- Was ich Euch bringe? Ja so! sprach Giuscppo,
indem er sich nrck der rothcn Mühe Lust zufachelte,
was ich Euch bringe? Einen Brief! — Und wie ich
dazu komme? das will ich Euch wohl erzählen, vor-
trefflichster Signor! Es war um die Zeit der Siesta,
ich ruhte vor Eurem Hause. Ein schönes Plätzchen,
Schatten und kühler Seewind! — also ich ruhte und
dachte an Euch, licbwerthester Signor! denn es kann
doch nun schon Sie vierte Woche sein, daß ich Euch
nicht gesehen und noch immer von Eurem schönen
Golde zehre, das Ihr mir hin und wieder schenktet,
wofür Euch Gott segnen möge! — Nun, nun, Ihr
müßt nicht ungeduldig werden! beruhigte er Ludwig,
der den Bries erwartete, ich bin gleich zu Ende.
Also wie ich ruhte, kam der Diener von Gervasiio
Leanzi, Eurem Bankier, der ein höchst vortrefflicher
Manu isi, der Diener, meine ich, und mich noch
vom Theater her kennt; der wollte in Eure Woh-

nung. Euer Diener! rief ich ihm zu, wie gehts?
und so gab ein Wort das andere, wobei er mir sagte,
daß er einen Brief für Euch aus Eurer Heimat
hätte, der seinem Herrn zugckommen. Ich berichtete
ihm darauf, daß Ihr nicht zu Hause, sondern zur
Villeggiatura auf Ischia wäret; Eure Zurückkunft
wäre unbestimmt, wie ich von den Wirthsleulen er-
fahren. Das war dem Diener des Signor Leanzi
nicht recht, und so erbot ich mich, Euch den Brief
zuzustcllcn, da ich so glücklich wäre, Euch bekannt
zu sein und Euch gern einen Dienst erweisen möchte..
Mein guter Freund Jeronimo lieh mir seinen Kahn
und so kam ich her und habe die Ehre, Euch, ge-
schätzter Signor! den Brief zuzustcllcn!
Giuseppo hatte seine Ncde beschlossen und über-
reichte nun mit tiefen Bücklingen den Briest Lud-
wig erbleichte, als er die Aufschrift sah und Julia-
nens Schriftzüge erkannte. Das Schreiben war der
Bote, der ihn mit traulichen Worten zur Rückkehr
mahnen, der ihn losreißcn sollte von dem Paradiese,
in dem er schwelgte, der ihn in die'kalte Gewöhn-
lichkeit des Lebens zurückzog. — Und gerade setzt,
sprach er für sich, gerade setzt mußt Du kommen!
Jetzt, wo der Gedanke an eine mögliche Trennung
Tcreslna so tief ergreift! An Freuden arm bin ich
wieder, wie vormals und das Unglück rüttelt mich
höhnend aus dem süßen Traume. Doch schon so viel
Trübes hab' ich geduldet, mag nun schon kommen,
was da will!
Er erbrach den Brief und las. Ein bitteres Ge-
fühl schien in seiner Brust emporzustcigen urd noch
einmal durchflog er die Zeilen. Sic lauteten:
»Geehrter Herr! Durch Herrn Lebcrecht, den
Sohn unseres Stadtpfarrcrs, der von seiner Maler-
reise aus Italien zurückkehrtc, erfuhr ich, daß Sie
die früher» Bande, die uns aneinander fesselten,
gelöst und mit neuen vertauscht haben. Ihre Ver-
bindung mit einer Donna Marin! in Neapel sei so
wenig ein Gcheimniß, daß sie cs Herrn Leberccht
selbst mitgethcilt hat. Von der Wahrheit dieser
Angabe mußte ich mich um so mehr überzeugt hal-
len, da Sic seit Ihrer mchrmonatlichen Abwesen-
heit mir keine Nachricht gegeben. Darum glaube ich
ihnen auch einen Gefallen zu thun und Ihre etwai-
gen Gcwissensfcrupel zu beseitigen,wenn ich Sie von
meiner bevorstehenden Verbindung mit dem Herrn
Stadtgerichlsdircctor Lämmlein benachrichtige. Er
ist ein Mann in Amt und Würden, außerdem ein
liebenswürdiger Mann und daher eine annehmbare
Parthie. Indem wir uns Ihrem Wohlwollen emp-
fehlen, zeichne ich mich mit Hochachtung als Ihre
ganz ergebenste —.« (Forts, folgt.)
 
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