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Der Neckar-Bote: Wochenblatt für amtl. u. Privat-Bekanntmachungen (8) — 1844

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https://doi.org/10.11588/diglit.42423#0367

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zeigen, worüber die Erpeditio»
Auskunft erthellt, Z kr.

Freitag, den 25. Oktober 1844.

Runrrs mls drr Brtt.
König Ludwig Philipp Kal sieb am i-4. dieses von
PorlSwvnkb ans wegen des stetigen Stiirmes nickt nael'
Fraukreick begeben, soukeru er eille nacb einigen Stun-
den der Ruhe, iiackdem er von der Königin Victoria
und Prinz Albert Absckied genommen, mit der Essew
babn uack London nnd von da naeb Dover, wo er in
der Narbt um '2'^ Uw cuigetroffeu. Den i >. schifte
er sich Vvriuitkags > I llhr bei immer noch sekr stür-
mischem Wetter nach Palais ein, wo er indessen wohl
bebalten eiulraf. - Das Gerücht, daß nicht der def-
tige Sturm, sondern Nachrichten ans Frankreich den
König veranlastk hätten, den ersten Reiseplan aufzr-
geden, rauchte zwar aus, fand aber keinen großen Ein-
gang.
In Serbien batten sich Gegner der jetzigen Regie-
rung der Stad.' Sckebacz Wmäcktigt und schienen mit
vielem Glück ibren Zweck zu verfolgen, sie sind mde^
durch die große Tbatlgkeit der Regierung aus Schelme;
vertrieben, verfolgt und zum Tbeit verhaftet worden.
Bei den letzten: fand man Uniformen, Fastuen und
Waffen, die sie sich auf österreichischem Boden ver-
schafft baben müffeu, und der ebemalige Fürst von
Serbien- M>vsch,,.sM -bei der ganzen Sacke sei,r csm--
prommlttnt fein. Dergleichen Wirren könnten übrigens
von wichtigen Folge» sein, wenn Rußland auf seine
Weise Frieden stiften und Oenerreich ai s bloßer Freund-
schaft für die Türkei dies nicht zugeben wollte.
Die Bergvölker des Kaukasus baben in der letzten
Zen wieder beträchtliche Bo-theile errungen, und so ist
auch dieser Feldzug, von dem mau sich so sebr viel
versprochen, für die Russen ohne glücklichen Erfolg
geblieben.
ES beißt, man werde Freiligrath wegen Majestäts-
beleidigung vor Gerietst stellen. Die in dem Lckluß-
gedichle seines Glaubensbekenntnisses ausgesprochenen
Ansichten sollen den Grund zu dieser Maßnahme ab-
gegeben baben.
Bei den Feierlichkeiten in Berlin wegen des Einzugs
des Königs und der Königin sab man zum Erstenmale
in dem Festznge bei der Geistlichkeit der verschiedenen
christlichen Eonfessionen auch zwei Rabbiner, als Ver-
treter der Juden. In demselben Maße als man bier-
über anfangs erstaunt war, wurde ibr Zuzug zu der
Feier überbäupt nnd des einen zur Deputation an den
König allgemein gebilligt.
Am «6. d. wurde feierlich der Grundstein zum Fe-
stüngebau in Rastalt gelegt.
ES bestätigt sich nunmehr, daß die Nachrichten über
den Anschluß Böhmens an den Zollverein übereilt waren.
Der ungarische Reichstag hat die wichtige Frage
über die Besitzfähigkeit der Nichtadeligen in Bezug auf
unbewegliche Güter bejabend entschieden.
Für seine kürzlich erschienene Geschichte des Consu-
lats und des Kaiserreichs hat Thins das enorme Ho-
norar von 460,000 Francs erhalten.
Die ganze Geschichte von der Haft nnd den Selbst-
mordversuchen des Generals Uminski soll vollständig

aus der Luft gegriffen sein, und es wird dies nickt
nur von allen belgischen Journalen versickert, sondern
der durch diese Erzählung so sebr beleidigte General
bat deshalb an die Augsburger AUgeni. Zeitung eben-
falls eine Erklärung gegeben nnd den Namen des Ein-
senders verlangt.

Widrige Abenteuer eines Engländers.
;Foriftr,iing )
Lord Bonlinqrogs Wohnung stieß gerade an die
Wandung des Nachbarhauses. Anfangs brachte er
einen Theil des Tages an seinem Fenster zu, in der
Hoffnung, seine schöne Unbekannte werte an dem
ihrigen erscheinen. Er ward jedoch in seiner Erwar-
tung getäuscht; nun besichtigte er alle Anschläge an
der nachbarlichen Mauer und blieb ganze Stunden
st, einem Wandschrank, das Ohr an die Wand ge-
heftet, damit er seine Nachbarin singen höre.
Gegen das Enke des zweiten Tages endlich schlu-
gen Klänge an Mylords Obr, cs war Madame
Chrka , welche ein Lied mit Begleitung der Gui-
tarre sang
Sogleich griff Mylord zu seiner Trommel und
führte einen Wirbel aus, wobei er sich bestcißigte,
der Stimme der Sängerin zu folgen Erst als er
seine Nachbarin nickt mehr hörte, entschloß sich Lord
Boulingroq, seine Trommel bei Seite zu setzen.
Diese Weise, die Aufmerksamkeit seiner Nach-
barin zu fesseln, hatte etwas Neues, das die Ein-
bildungskraft des Engländers verführte. Acht Tage
hindurch lag er auf beständiger Lauer; sobald seine
schöne Unbekannte zu singen begann, griff Mylord
eiligst nach seiner Pauke; doch accomoagnirtc er
möglichst artig und ohne die Stimme der Sängerin
zu sehr zu übertönen, nach Versiuß dieser Zeit
machte er wieder einen Besuch bei dem Concrcrge
Bataillard.
— Mein Freund, sagte der Engländer, dein
bei seinem Anblicke boshaft lächelnden Pförtner
näher tretend; mein guter Freund., ich wäre nicht
mehr ein Unbekannter für Ihre lcbönc Dame des
dritten Stocks, ich halte Bekanntschaft gemacht mit
ihr.
— Pah! Sie haben sie gesehen? versetzte der
alte Soldat überrascht.
— Nein, ich sie habe nicht gesehen; aber so o t
sie singt, pauke ich, um eine kleine Unterhaltung
durch die Wand hindurch mit ihr anzufpinnen.
— Wie! Sie sind es, der den ganzen Tag die
Pauke schlägt? rief der Concierge lächelnd. Ah!
gut..- Madame Chika hört Sie wirklich. Mehr
 
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