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Der Neckar-Bote: Wochenblatt für amtl. u. Privat-Bekanntmachungen (8) — 1844

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https://doi.org/10.11588/diglit.42423#0213

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Der Neckar-Bote erscheint
wöchentlich zweimal, Dienstag»
».Freitag» DerNvonncmcnt»-
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36 kr., für ein halbe» Jahr 5/s
kr., für ein Vierteljahr Zo kr.

Neckar


AS.

Die Einrückungsgebühr für die
gespaltene Zeile oder deren
Nam» beträgt 2 kr. Bei An-
zeigen. worüber die Erpcdition
Lluskunft crtheilt, 3 kr.

Freitag, den 14. Zum 1844.

Wuntes aus der Leit.
Der Kaiser von Marokko ist ein kriegslustiger Fürst.
Der Krieg mit Spanien genügt ihm nickt, er will
jetzt auch Abd-cl-Kader unterstützen und hat Norwegen
den Krieg erklärt, weil cs den Tribut, den es zu sei-
ner großen Sclnnacli seither an den Kaiser von Ma-
rokko bezahlt hat, verweigert.
Bei dem Tumult in Philadelphia zwischen den Ir-
ländern und cingebornen Amerikanern haben sich die
Deutschen durch ibr angemessenes würdiges Verhalten
großes Lob erworben.
In (Zalabrien haben die Insurgenten die Offensive
ergriffen und bei Paola ein königliche^ Jägerbataillou
in die Flucht geschlagen.
Der berühmte Maler Horace Veruet ist am o. Juni
nach London abgereist, um den Kaiser Nikolaus zu be-
suchen. Er soll auck mit einer geheimen politischen
Mission beauftragt sein.
Dem Gouverneur von Algerien ist ein Regiment zur
Unterstützung gesandt worden, und mau glaubt, daß
in Toulon nächstens Truppen gegen Marokko einge-
schifft werden.
In Nürnberg wird der Klafter Buchenholz, der
früher i!) st. — 20 st. kostete, setzt, durch die Ver-
bindung mit dem Ludwigskanal, zu lc> fl. verkauft.
Ulm. Llm 6. Juni haben fast sämmiliche bei dem
Festuugsbau beschäftigten Maurer, größtentheils Tyro-
ler, ihre Arbeiten eingestellt und zogen, etwa 200 an
der Zahl, mit ihrem Handwerks.enge in die Stadt.
Da sie sich jedoch durchaus ruhig verhielten, und ohne
alle Ercesse in ihre Quartiere gingen, war kein Ein-
schreiten der Behörden nothwendig.
Den Russen wird die Freude einer Intervention in
der Türkei, durch ihre Truppen, zu Wasser; denn
die türkische Armee hat mehrere Siege über die Rebel-
len erfochten und außerdem soll eine französisch-eng-
lische Flotte auf der Rhede von Smyrna vor Anker
gegangen sein, nm Maßregeln zu überwachen, welche
die Pforte unter überwiegendem Einfluß stellen würde.

Zwei Wunder deö Schäfers in Nieder-
empt.
Das größte Wunder, welches der verstorbene
Schäfer von Niederembt bewerkstelligt hat, und das
an Ort und Stelle wie in der Umgegend, besonders
aber in Köln den Reisenden erzählt wird, ist nach-
stehendes: Ein Lchrjunge hatte seinem Meister ei-
nen Thalerschein gestohlen und denselben an seinem
Leibe verborgen. Der Meister, den Verlust sogleich
bemerkend, ließ den Jungen hart an und beschuldigte
ihn, der Dieb zu sein. Eine Durchsuchung und so-
mit eine unvermeidliche Entdeckung fürchtend, kau-
erte sich der Bursche zusammen, steckte das Papier

in den Mund und schluckte cs hinunter. Der Be-
stohlene, dies Verfahren bemerkend, ergriff den
Jungen und prügelte ihn so lange, bis er sein Ver-
gehen gestand. Sogleich führte ihn sein Herr zu
dein wundcrthatigcn Schäfer, der die Hand auf des
Knaben Bauch legte und einige Worte murmelte.
Es stellte stch nun bei jenem eine heftige Kolik ein,
in Folge deren er den Thalcr wieder von sich gab,
jedoch nicht mehr in Papier, sondern (der Schäfer
versicherte, durch die Kraft seiner Beschwörung und
der Kolik) in dreißig einzelnen Silbcrgroschcn zer-
Ein Anderer hatte einen Dukaten verschluckt, der
ebenfalls durch Vermittelung desselben Wunderthä-
ters und in Folge einer ähnlichen Prozedur wieder
an's Tageslicht befördert wurde. Nachdem der Ei-
gcnthümer die einzelnen Silbcrgroschcn überzählt,
bemerkte er, daß nur 2 Thlr. 27 Sgr. 6 Pfg.
Münze da seien, während doch der Dukaten laut
Tarif einen Werth von 3 Thlr. 5 Sgr. habe. „Könnt
ähr beschwören," fragte ihn der Schäfer, „daß
Euer Dukaten nicht beschnitten gewesen und der
Werth von 7 Sgr. 6 Pfg. daran gefehlt?" Der
Mann mußte gestehen, daß wirktlch das Goldstück
etwas benagt gewesen, er jedoch den Verlust nicht
für so bedeutend gehalten. „Da seht Ihr," rief
der Wunderthäter,. „was die Juden mit ihren be-
schnittenen Dukaten verdienen."

Naive Erklärung.
Als im Jahre 1799 die österreichische Armee
siegreich in Zürich cinzog, und allenthalben Prokla-
mationen verbreitete, in welchen die Befreiung von
dem Joche der französischen revolutionären Freiheit,
und dagegen Wiederherstellung der alten Schweizer-
freiheit versprochen wurde, fragte einst ein Bauer
einen Bürger: was doch auch das kJ kl. (b>gncm-
cri8 8ecrinrlri8) auf den Patrontaschen und Mützen
der Ocsterreichcr zu bedeuten habe? „Mein lieber
Mann," antwortete dieser, „cs bedeutet, was sie
uns bringen: Freiheit Numero Zwei."

Ein Mann hielt sich das Taschentuch vor das
Gesicht. Man fragte ihn, ob er Zahnweh habci
Er antwortete: Ich habe eine Geschwulst in den
Drüsen, welche die Operation des Kauens unter-
bricht. Als sein Freund einen Braten mit ihm
essen wollte, schlug er es ab, indem er sagte: Nein,
die Ranciditat des Fettes entspricht nicht den Häu-
ten meines Magens, und dürfte leicht eine emetische
Operation hcrvorbringen.
 
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