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https://doi.org/10.11588/diglit.42423#0209
Der Neckar-Dole erscheint
wl'chcntlich zweimal, Dienstag-
en Freitag» DerAbonncmcntS-
prci» beilägt für ein Zahr I ff.
36 kr., für et» halbe» Jahr 5/»
kr., für ein Vierteljahr 3o kr.
Die Einrückung-gcbühr für die
gespaltene Zeile oder deren
Naum beträgt 2 kr. Bei An-
zeigen. worüber dir Erpcdition
Auskunft ertheil!, 3 kr.
Dienstag, den 11. Zum 1844.
Wuntes aus der Lett.
Das gesegnete Bayernland zählt jetzt 23 Fraucis-
kanerklöster, die unter dem vorigen König bis ans 3
heruntergekommen waren. Die Mönche leben der be-
sten Hoffnung, daß ihr Orden noch mehr aufblüben
und die gute alte Zeit bringen werde. Dort! dürfen
Sic's nickt so machen wie in Würzburg, wohin man
ans Italien eine Anzahl ganz achter Augustincrmöncke
hatte kommen lassen, die dasselbe Gebäude mit den
Franciskanern thcilten. Aber die Jtaliäner fanden Kost,
Wein und Alles unter ihrer Erwartung, und konnten
sich mit den Frauciükanern nicht vertragen. Die Strei-
tigkeiten kamen zum Ausbruch, mau bombardirte sich
anfangs mit den Folianten der Klvstcrbiblwthek, dann
griff man zu Stuhlbeinen. Der Bischof von Würz-
burg, ein sehr acktungswerther Mann, erschien, um
Ruhe zu stiften; dock man hörte ihn nickt, und die
Mönche wiesen ihm die Thüre, da ihnen blos der Bi-
schof Reisach von Eickstädr, der GeneraUujpektor aller
bayerischen Klöster, zn befehlen habe. Es gab nickt
eher Friede, bis die Polizeisvldaten die Kuttcnträger
auseinanderrisseu
Die Polizei in Augsburg hat den Butter- und
Sckmalzhändlern verboten, Butter cinzukaufcn, ehe der
Markt zn Ende und die Bürge: sckafr mit ihren Vor-
räthcn versehen ist. Tie Backer und Bierbrauer müs-
sen immer um einen Kreuzer billiger verkaufen, als
die in München.
Die Bibelgesellschaft in London hat seit ihrem Be-
stehen 13,963,023 Bibeln vcrtheilt und in 160 Spra-
chen übersetzen lassen. Im letzten Jahre betrug ihre
Einnahme 98,339 Pfund Sterling.
Die Dorfzeitung zählt eine Meng? ganz abscheulicher
Mißhandlungen auf, die in verschiedenen Ländern, be-
sonders aber in Oestreich und Bayern von Katholiken
gegen Protestanten verübt wurden.
In Würtemberg regt sich wieder ein Teufelaustrci-
ber und Gespensterbauner, der seines Handwerks ein
Sckäfcr ist. Vor Kurzem trug er den Geist eines rei-
chen Bauers, der nack seinem Tode nock auf seinem
Speicher spuckte, für 600 fl. auf einen benachbarten
Kleeacker. Die Hinterbliebenen des Bauers haben, um
ihre Handlung zu vertuschen, einen fingirten Kauston-
rrakt mit dem Sckäfcr abgeschlossen.
Fürst Metternich hat in diesen Tagen sein 72. Jahr
vollendet. Er wird auch in diesem Sommer einige
Zeit am Rhein verweilen.
In Ems hat man zur Feier des Pfingstfestes die
Spielbank eröffnet.
Paris zahlt in diesem Augenblicke 32 Nonnenklöster,
worin 2819 Nonnen leben.
Am 3. Juni 10 Uhr Abends traf der Kaiser von
Rußland in London ein. Er wurde von dem russischen
Gesandten, Baron von Brnnnow, empfangen. Man
bringt mit dieser Reise mancherlei Plane in Verbin-
dung; als Vorwand mag wohl die Verfolgung der Chri-
sten in der Türkei dienen. Wahrscheinlicher ist's aber,
daß eine Theilung der Türkei und Griechenlands, in
dem es wieder gar bedenklich aussicht, bezweckt wird.
M ir g e,
und zur Beherzigung wegen Zerstörung der
Vogelnester.
Die Klagen über große Menge der Raupen und den
Schaden, welchen dieselben bringen, sind auch in die-
sem Jahre wieder allgemein, und wirklich traurig ist
auch der Anblick so vieler, sonst fruchtbaren Baume,
die jetzt entlaubt und beinahe abgestorben, gleich dür-
ren Reisern in unsern Gärten und lackenden Fluren
dastehen. Wie wenig die menschlichen Kräfte und alle
Verordnungen und Maßregeln hiureichen, diese schäd-
lichen Tbiere zu vertilgen, sieht man aus der alljähr-
lich immer mehr wachsenden Menge derselben, die jetzt
schon in manchen Gegenden, seit mehreren Jahren,
zur Landplage herangewackscn ist und jeden Nackdeu-
kendeu und in die Zukunft Schauenden mit banger Sor-
ge erfüllt. Allgemein fragt man sich immer noch nack
der Ursache dieses Ucbels, welches früher weniger be-
kannt und wirklich auch nicht so allgemein war, als
jetzt; und doch wurde schon ost die Frage in öffentli-
chen Blättern und Verordnungen hinlänglich zur Sprache
gekrackt und richtig beantwortet; und der Grund in
der Abnahme und Verminderung der so nützlichen
Singvögel, die sich, und hauptsächlich ihre Jungen,
nur von schädlichen Insekten und Raupen ernähren,
angegeben. Wie wenig jedoch seither und immer noch
darauf geachtet wird, und wie sehr unsere Jugend im-
mer noch darauf ausgeht: muthwillig, ja boshaft
unsere nützlichsten Vögel zn vermindern, mögen folgende
Beispiele beweisen.
Zu wahren Wohlthätern ersten Ranges unter den
Vögeln gehören besonders die verschiedenen Meisen-
arten, die gerade zur Vertilgung der Raupen geschaf-
fen zu sein scheinen, indem solche das ganze Jahr hin-
durch nickt allein die Raupen verfolgen, sondern auch
im Winter deren verborgene Eier und Puppen emsig
aufsuchen und verzehren, und sich ausschließlich davon
ernähren. Anck zeichnen sie sich durch ihre starke Ver-
mehrung aus, indem sie gewöhnlich zweimal im Som-
mer brü en, und jedesmal 10— 14 Jungen zur Welt
bringen, denen die Alten wegen der großen Zahl nur
mit der größten Mühe hinreichendes Futter zntragen
können. Obgleich solches mit großer Emsigkeit geschieht,
so rufen und zwitschern doch die hungrigen Jungen be-
ständig rach Futter und verratken dadurch leicht ihre
Schlupfwinkel und Nester, die deshalb leickt aufzufin-
dcn sind. Vor 14 Tagen wurde ich zufällig auch auf
diese Weise auf zwei solcher Nester mit Jungen auf-
merksam gemacht, die in Mauerritzen sich befanden.
Der Zugang war so enge, und die Nester von einge-
kitteten großen Steinen so umgeben, daß ick eine Zer-
störung derselben nicht wohl für möglich hielt. Ich
besuchte zuweilen die Stellen und hatte meine Freude
an dem harmlosen Gezwitscher der Jungen und dem
fleißigen und sorgsamen Futterzntragen der Alten. Als
wl'chcntlich zweimal, Dienstag-
en Freitag» DerAbonncmcntS-
prci» beilägt für ein Zahr I ff.
36 kr., für et» halbe» Jahr 5/»
kr., für ein Vierteljahr 3o kr.
Die Einrückung-gcbühr für die
gespaltene Zeile oder deren
Naum beträgt 2 kr. Bei An-
zeigen. worüber dir Erpcdition
Auskunft ertheil!, 3 kr.
Dienstag, den 11. Zum 1844.
Wuntes aus der Lett.
Das gesegnete Bayernland zählt jetzt 23 Fraucis-
kanerklöster, die unter dem vorigen König bis ans 3
heruntergekommen waren. Die Mönche leben der be-
sten Hoffnung, daß ihr Orden noch mehr aufblüben
und die gute alte Zeit bringen werde. Dort! dürfen
Sic's nickt so machen wie in Würzburg, wohin man
ans Italien eine Anzahl ganz achter Augustincrmöncke
hatte kommen lassen, die dasselbe Gebäude mit den
Franciskanern thcilten. Aber die Jtaliäner fanden Kost,
Wein und Alles unter ihrer Erwartung, und konnten
sich mit den Frauciükanern nicht vertragen. Die Strei-
tigkeiten kamen zum Ausbruch, mau bombardirte sich
anfangs mit den Folianten der Klvstcrbiblwthek, dann
griff man zu Stuhlbeinen. Der Bischof von Würz-
burg, ein sehr acktungswerther Mann, erschien, um
Ruhe zu stiften; dock man hörte ihn nickt, und die
Mönche wiesen ihm die Thüre, da ihnen blos der Bi-
schof Reisach von Eickstädr, der GeneraUujpektor aller
bayerischen Klöster, zn befehlen habe. Es gab nickt
eher Friede, bis die Polizeisvldaten die Kuttcnträger
auseinanderrisseu
Die Polizei in Augsburg hat den Butter- und
Sckmalzhändlern verboten, Butter cinzukaufcn, ehe der
Markt zn Ende und die Bürge: sckafr mit ihren Vor-
räthcn versehen ist. Tie Backer und Bierbrauer müs-
sen immer um einen Kreuzer billiger verkaufen, als
die in München.
Die Bibelgesellschaft in London hat seit ihrem Be-
stehen 13,963,023 Bibeln vcrtheilt und in 160 Spra-
chen übersetzen lassen. Im letzten Jahre betrug ihre
Einnahme 98,339 Pfund Sterling.
Die Dorfzeitung zählt eine Meng? ganz abscheulicher
Mißhandlungen auf, die in verschiedenen Ländern, be-
sonders aber in Oestreich und Bayern von Katholiken
gegen Protestanten verübt wurden.
In Würtemberg regt sich wieder ein Teufelaustrci-
ber und Gespensterbauner, der seines Handwerks ein
Sckäfcr ist. Vor Kurzem trug er den Geist eines rei-
chen Bauers, der nack seinem Tode nock auf seinem
Speicher spuckte, für 600 fl. auf einen benachbarten
Kleeacker. Die Hinterbliebenen des Bauers haben, um
ihre Handlung zu vertuschen, einen fingirten Kauston-
rrakt mit dem Sckäfcr abgeschlossen.
Fürst Metternich hat in diesen Tagen sein 72. Jahr
vollendet. Er wird auch in diesem Sommer einige
Zeit am Rhein verweilen.
In Ems hat man zur Feier des Pfingstfestes die
Spielbank eröffnet.
Paris zahlt in diesem Augenblicke 32 Nonnenklöster,
worin 2819 Nonnen leben.
Am 3. Juni 10 Uhr Abends traf der Kaiser von
Rußland in London ein. Er wurde von dem russischen
Gesandten, Baron von Brnnnow, empfangen. Man
bringt mit dieser Reise mancherlei Plane in Verbin-
dung; als Vorwand mag wohl die Verfolgung der Chri-
sten in der Türkei dienen. Wahrscheinlicher ist's aber,
daß eine Theilung der Türkei und Griechenlands, in
dem es wieder gar bedenklich aussicht, bezweckt wird.
M ir g e,
und zur Beherzigung wegen Zerstörung der
Vogelnester.
Die Klagen über große Menge der Raupen und den
Schaden, welchen dieselben bringen, sind auch in die-
sem Jahre wieder allgemein, und wirklich traurig ist
auch der Anblick so vieler, sonst fruchtbaren Baume,
die jetzt entlaubt und beinahe abgestorben, gleich dür-
ren Reisern in unsern Gärten und lackenden Fluren
dastehen. Wie wenig die menschlichen Kräfte und alle
Verordnungen und Maßregeln hiureichen, diese schäd-
lichen Tbiere zu vertilgen, sieht man aus der alljähr-
lich immer mehr wachsenden Menge derselben, die jetzt
schon in manchen Gegenden, seit mehreren Jahren,
zur Landplage herangewackscn ist und jeden Nackdeu-
kendeu und in die Zukunft Schauenden mit banger Sor-
ge erfüllt. Allgemein fragt man sich immer noch nack
der Ursache dieses Ucbels, welches früher weniger be-
kannt und wirklich auch nicht so allgemein war, als
jetzt; und doch wurde schon ost die Frage in öffentli-
chen Blättern und Verordnungen hinlänglich zur Sprache
gekrackt und richtig beantwortet; und der Grund in
der Abnahme und Verminderung der so nützlichen
Singvögel, die sich, und hauptsächlich ihre Jungen,
nur von schädlichen Insekten und Raupen ernähren,
angegeben. Wie wenig jedoch seither und immer noch
darauf geachtet wird, und wie sehr unsere Jugend im-
mer noch darauf ausgeht: muthwillig, ja boshaft
unsere nützlichsten Vögel zn vermindern, mögen folgende
Beispiele beweisen.
Zu wahren Wohlthätern ersten Ranges unter den
Vögeln gehören besonders die verschiedenen Meisen-
arten, die gerade zur Vertilgung der Raupen geschaf-
fen zu sein scheinen, indem solche das ganze Jahr hin-
durch nickt allein die Raupen verfolgen, sondern auch
im Winter deren verborgene Eier und Puppen emsig
aufsuchen und verzehren, und sich ausschließlich davon
ernähren. Anck zeichnen sie sich durch ihre starke Ver-
mehrung aus, indem sie gewöhnlich zweimal im Som-
mer brü en, und jedesmal 10— 14 Jungen zur Welt
bringen, denen die Alten wegen der großen Zahl nur
mit der größten Mühe hinreichendes Futter zntragen
können. Obgleich solches mit großer Emsigkeit geschieht,
so rufen und zwitschern doch die hungrigen Jungen be-
ständig rach Futter und verratken dadurch leicht ihre
Schlupfwinkel und Nester, die deshalb leickt aufzufin-
dcn sind. Vor 14 Tagen wurde ich zufällig auch auf
diese Weise auf zwei solcher Nester mit Jungen auf-
merksam gemacht, die in Mauerritzen sich befanden.
Der Zugang war so enge, und die Nester von einge-
kitteten großen Steinen so umgeben, daß ick eine Zer-
störung derselben nicht wohl für möglich hielt. Ich
besuchte zuweilen die Stellen und hatte meine Freude
an dem harmlosen Gezwitscher der Jungen und dem
fleißigen und sorgsamen Futterzntragen der Alten. Als