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Der Neckar-Bote: Wochenblatt für amtl. u. Privat-Bekanntmachungen (8) — 1844

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https://doi.org/10.11588/diglit.42423#0253

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Der Neckar-Bote erscheint
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36 kr., für ein halbe» Jahr 54
kr., für ein Vierteljahr 3o kr.

Neckar-Bote.
Freitag, den 19. Juli 1844.

Die Einrückungsgcbühr für die
gespaltene Zeile oder deren
Raum beträgt 2 kr. Bei An-
zeigen, worüber die Expedition
Auskunft crtheilt, 3 kr.

Wuntes aus der Leit.
Viele Staaten der Union haben sich entschieden er-
klärt, daß cs weder human noch weise sein würde, die
Sklaverei aufzuheben. — In Charleston wurde ein ge-
wisser Lamb, obgleich ihm bewiesen worden war, daß
sein Sklave, dem er in 24 Stunden 330 Peitschen-
hiebe gegeben, bald darauf gestorben, dennoch von den
Geschworenen freigesprochen. In Missouri wurde ein
Sklave, d.er mit seiner ganzen Familie entflohen war,
den man aber 3 Jahre nachher wieder einfing, — um
ihn zum Gestäudniß zu bringen, wo sein Weib und
seine Kinder sich aufhielten, — dermaßen mit glühen-
den Eisen gebrannt, daß er nun für sein ganzes Leben
ein Krüppel ist. O freies Amerika!
Nach der letzten Bevölkcrungsübersicht vom August
1843 halte London mit allen seinen Zugehörungen
1,870,727 Einwohner.
Zu Ende Dezember 1843 belief sich die Bevölkerung
des Großherzogthums Baden auf 1,333,334 Seelen,
welche sich nach den Kreisen folgendermaßen verthcilte:
Amtsbezirke. 1843. 1830. Zunahme.
Seekrcis 13. 191,976. 182,979. 8,988.
Oberrheinkreis 18. 331,232. 336,377. 14,873.
Mittelrheinkreis 21. 449,230. 427,339. 21,899-
Unlerrheinkrcis 22. 542,903. 330,670. 12,233.
79. 1,353,554. 1,277,365. 57,989^
Tie größte Zunahme war also im Mittelrheinkreise und
hier wieder im Stadtamt Carlsruhe von 22,634 auf
24,756, und im Oberamt Rastatt auf 54,201 See-
len, welche letztere bedeutende Zunahme eine Folge des
Festungsbaues ist.
In Potsdam ist ein Hauptmann von R. von der
protestantischen zur katholischen Kirche übergetreten. Er
gibt als Grund seines UebcrtrittS an, daß er im streng-
sten Sinn monarchisch gesinnt sei, und das monar-
chische Princip nur im Katholicismus, nicht aber im
Protestantismus finden könne.
Am 6. Juli traf nun wirklich der ratificirte Cartell-
vertrag zwischen Rußland und Preußen in Berlin ein.
Dock ist bestimmt worden, daß er keine Rückwirkung
auf die gegen 10,000 Menschen betragenden Flücht-
linge äußere.

Freudenreich und Dolorosuö.
(Fortsetzung.)
Nun kann ich doch auch das erlangen, was mir
das Liebste nach Dir ist, meine theuere Juliane!
sprach Freudenreich.
— Und das wäre? fragte diese lächelnd, als ob
'sie das Kommende ahne.
— Du Iveißt es ja, mein Leben! stotterte Lud-
wig; wie ost habe ich gewünscht, das schöne Land,
das ewig heitere, lachende zu schauen, — mit einem
Worte, nach Italien zu reisen!
— So, Du böser Mann! schmälte Juliane, Du

willst mich also verlassen, seht wo das Glück uns zu-
sammensührt, Dich jetzt von mir trennen, bevor wir
noch auf immer verbunden?
— J Gott bewahre! rcplicirte er, Gott bewahre!
erst muß der Pastor seinen Segen über uns spre-
chen und dann mrt Dir dorthin, wo die Citronen
blüh'n.
— Nein, nein! meinte die Braut, das will ich
nicht. Lieber hier die Citronen um hohen Preis ge-
kauft, als ste dort umsonst von den Baumen ge-
schüttelt. Lieber will ich hier sicher und ruhig in mei-
nem Stübchen sitzen, als dort fürchten, daß Rinaldo
mit seinen Raubgesellcn mir die Dolche und Pisto-
len auf das Herz setzen, das ich unmöglich dem kal-
ten Eisen darbieien kann, da es Dir, meinem
geliebten Kanzelistcn gehört.
— Kür's Erste, liebes Kind! bat der Angeredete,
sür's Erste laß den Kanzelistcn in Ruh', den hab'
ich auf dem Wege hichcr dem Herrn Stadtgcrichts-
dircetor ausgchändigt, damit er ihn irgend Einem
ausbürde, der sich nach solcher Last sehnt. Ich werde
mir nächstens einen Doctor verschossen, denn ich
bin ja ein reicher Mann. ?i o 86<?unrlo sehe ich nun
wohl, daß aus meiner Reise, auf die ich mich ein
weniges freudig gespitzt, nichts wird, da Du nicht
gesonnen bist, mich zu begleiten; doch gern opfere
ich Dir dieses Vergnügen. Drum laß uns nicht wei-
ter davon reden und damit Punctum!
— Und damit nicht Punctum, mein lieber Doc-
tor in sp>6 ! fuhr Juliane fort, ich, die ich Dir so
viel zu danken habe, will nicht die Veranlassung
sein, daß auch nur das kleinste Wölken des Unmuths
auf Deiner Stirne schwebt. Jetzt bitte ich Dich,
daß Du die Reise unternimmst; in einem halben
Jährchen ist Alles abgemacht, und so lange Zeit
brauche ich denn auch wohl noch zu unserer Einrich-
tung. Munter und froh kommst Du zurück und wirst
mein freundlicher, lieber Mann.
— Juliane, Du gutes, liebes Mädchen! rief er-
heitert der Wanderlustige, ja Du bist eine Perle in
dem Kranze holder Frauen und ich ein glücklicher
Mensch, daß ich diese Perle mein nennen darf. Du
erlaubst und ich reise.
— Sobald als möglich! befahl die Frauenperle.
— Sobald als möglich? wiederholte er fragend.
Willst Du meiner denn schon so rasch los und ledig
sein?
— Ja wohl! wurde ihm zur Antwort, ja wohl,
um Dich recht bald wieder zu erhalten!
So war denn nun Alles abgemacht. Die wenigen
Tage, die Freudenreich hier in seiner kleinen Hci-
math zu verleben dachte, wandte er zum Nieder-
 
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