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Der Neckar-Bote: Wochenblatt für amtl. u. Privat-Bekanntmachungen (8) — 1844

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https://doi.org/10.11588/diglit.42423#0233

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Der Ncckar-Bote erscheint
wöchentlich zweimal, Dienstags
u. Freitags Der Adoni» mciilS-
preis betrügt für ein Jahr r fl.
36 kr., für ein halbes Jahr 5/s
kr., für ein Biertcljahr 3c> kr.

Neckar-Bote.

Die EinrücklingSgcbühr für die
gespaltene Zeile oder deren
Raum beträgt r kr. Bei An-
zeigen. worüber die Erpcdilion
Auskunft erthcilt. 3 kr.

Dienstag, den 2. Juli 1844.

Auf das mit der heutige» Nummer beginnende neue Quartal des
Xeckar-Voten
wolle man gefällige Abonnements-Bestellungen für Heidelberg bei dem Unterzeichneten,
für Mosbach und Neudenau bei Herrn F. Legnpp,
für Eberbach bei Herrn Abrabam Stumpf,
für Adelsheim bei Herrn I. G. Franck,
oder bei den zunächst gelegenen Postämtern machen.
Heidelberg, im Juni 1844. Expedition des Neckarboten.
-v. Aug. Ostwald.

Buntes aus der Leit.
Die großherzogliche Regierung hat die Direktion der
Posten und Eisenbahnen beauftragt, die Anordnung zu
treffen, daß diejenigen Gegenstände, welche für die dies-
jährige Industrieausstellung in Berlin bestimmt sind und
unter Beobachtung nachstehenden Formalitäten der Fahr-
post im Jnlande zur Beorderung übergeben werden,
oder aus einem andern Zollvercinstaate auf den groß-
herzoglichen Posten mit der Fahrpost transitiren, bis
zum Gewichte von 40 Pfund portofrei innerhalb des
Großberzogthnms belassen werden. Es müssen nämlich
die für die Industrieausstellung bestimmten Sendungen
an die »Eommissiou für die Gewerbsansstellung in Ber-
lin« adressirt, auf der Adresse mit der Namcnsunter-
schrist des Versenders und der Bezeichnung »Gegen-
stände der Gewerbsansstellung in Berlin« versehen sein.
Bei den seiner Zeit von Berlin erfolgenden Rücksen-
dungen findet dieselbe portofrei Beförderung statt, und
muß alsdann noch die letztere Rubrik »Gegenstände der
Gewerbsansstellung in Berlin« durch ein amtliches Sie-
gel der betreffenden Commission zu Berlin beglaubigt
sein. — Diese Anordnung wird vom 1. Juli d. I. in
Wirksamkeit treten und mit dem 31. Dezember d. I.
erlöschen. Wir bemerken hiebei noch, daß eine ähnliche
Verfügung im Umfang der königlich preußischen Posten
bereits in Wirksamkeit getreten ist, und die Regierungen
der übrigen Vereinsstaaten um die gleiche Anordnung
von Preußen ersucht worden sind.
Aus Prag wird auch ein, — wie das Frankfurter
Journal sagt, kleiner —Arbeiteraufstand mitgetheilt.
Es haben sich nämlich sämmtliche Drucker der dortigen
'Cattunfabriken, gegen 3000 an der Zahl, vereinigt,
ihre Arbeiten einzusiellen und in mehreren Fabriken die
Maschinen zerstört. Maßregeln gegen weitere Ercesse
sind getroffen und man hofft, — so sagt das Frank-
furter Journal ebenfalls — von dem Mangel an Le-
bensmitteln die besten Folgen.
General Grivas hat seit unsrer letzten Mittheilung
die gegen ihn ausgesandten Regicrungstrnppen geschla-
gen, und sich bei Karavassara verschanzt, nachdem er
vorher einen Theil der Häuser niedergebrannt und sich
durch eine Menge ihm zugelaufenes Volk und durch ei-
nige Brigaden Gensd'armerie, die ihn fangen sollten,
es aber vorzogen, zu ihm überzugehen, verstärkte.
In Langenbielau hat der Fabrikant Dierig seinen
Webern vorgcstellt, wenn seine Fabrik demvlirt würde,
könne er ihnen natürlich keine Arbeit mehr geben, und

sie daher gebeten, sein Haus gegen die keranziehenden
Peterswaldauer zu schützen, wofür er jedem von ihnen
3 Silbergroschcn geben wolle. Die armen Weber zeig-
ten sich gleich bereit und thatcn ihr Möglichstes, die
Peterswaldauer zurückznschlagen. Als dies nun auch
glücklich geschehen, wurden die Leute in Reihe und Glied
aufgestellt, um ihr Geld zu empfangen. Da nahte sich
der Pfarrer Siebert, ein Schwiegersohn Dierigs, mit
der Bemerkung, eben käme Militär an, die weitere
Hülfe der Weber sei überflüssig und er brauche ihnen
sein Wort wegen des versprochenen Geldes nicht zu
halten. Das Militär erschien, und der dasselbe kom-
mandirende Major forderte die Weber auf, auseinan-
der zu gehen, worauf sie ihm entgegneten, sie wollten
erst das ihnen versprochene Geld haben. Der Major
fluchte und schimpfte gegen sie, und die Leute, ohne-
hin erbittert, packten ihn an den Beinen und zogen ihn
vom Pferde. In diesem Augenblick kvmmandirt er Feuer
und 13 der Vertheidiger von Dierigs Eigenthum fal-
len. Dies ist der Hauptaulaß des Langenbielauer Tu-
mults. Die Folgen sind bekannt.
Zu dem großen Freischießen in Basel hat sich auch
Herweg!) mit seiner Gattin eingefunden.

Die Rückkehr des Deportirten.
(Forlftpung )
Es war ein trauriger Anblick, das Weib Tag
für Tag in den Gcfangnißhof gehen zu sehen, um
das harte Herz des verstockten Sohnes mit de» hei-
ßen Bitten der Mutterliebe zu erweichen. Sic mühte
sich umsonst. Er blieb verschlossen, starrköpfig und
ungerührt. Nicht einmal die unvorhergesehene Ver-
wandlung seiner Todesstrafe in vierzehnjährige De-
portation vermochte seinen Starrfinn auch nur auf
einige Augenblicke zu beugen.
Aber der Geist der Ergebung und Standhaftig-
keit, welcher sie so lange aufrecht erhalten hatte, ver-
mochte der körperlichen Schwache und Entkräftung
nicht mehr zu widerstehen. Sie fiel krank darnieder.
Noch einmal wollte sie ihren Sohn besuchen und
wankte mit ihren zitternden Gliedern aus dem Zim-
mer, aber die Kräste verließen sie und sic sank ohn-
mächtig zu Boden.
Jetzt wurde der Gleichmuth des jungen Mannes,
 
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