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Der Neckar-Bote: Wochenblatt für amtl. u. Privat-Bekanntmachungen (8) — 1844

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https://doi.org/10.11588/diglit.42423#0189

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Neckar-Bote.
Freitag, den 24. Mai 1844.

Dir lkinrückttnq»grbühr für die
gespaltene Zeile oder derrn
Naum beträgt 2 kr. De, An-
zeigen. worüber dir Eruedikion
Auskunft rrihrili. Z kr.

Wuntes mrs der Leit.
Aus Berlin berichtet cin Neiscnder, daß ein Kra-
kauer Edclmaun, der sich vor Kurzem einige Zeit in
Wars.l-au aufhiclt und deshalb Visiteukarten braiicl'te,
zu seiner großen Verwunderung erfahren mußte, daß
kein Kupferstecher, Lithograph oder Buckdrucker ihm
dieselben anferligen wollte, weil er — mit seinem LM-
namen Kosziusko beiße. Er mußte ricktig vom Ecn-
suramt vorher Erlaubnis ciubolen.
Der bekannte Hofgericktsratb Georgi in Gießen wiest
den Acrztcn Stegmayer und Graff vor, sie batten cin
frcvcntlickes, entsetzliches Spiel mit ibm getrieben und
ihre Beschuldigung seines Säuferwahnsinns sei eine
Lüge. Sie werden ibm wobl antworten.
Pariser Blätter schreiben von dem Münchener Spec-
lakel, daß auf das vor der Hauplwackc versammelte
Volk aus vier Kanonen mit Kartätschen gefeuert wor-
den sei, lassen Rathbans und SiaatSgebäu'de zertrüm-
mern und endigen damit, daß die Zabl der Gclödieten
unk Verwundeten noch unbestimmbar sei.
NameiUlicb schreibt die Gazette des Tribunaur:
> In München bcgckt sich am I. Mai jedes Jahres der
Erzbischof von München in Prozession mit seinem gan-
zen Eierns in alle Brauereien der Hauptstadt und seg-
net die daselbst befindlichen Biervorrätbe und Brauge-
rätbschasten zu dem Endzweck ein, damit die Vorliebe
für das Bier bei dem Volke erhalten und dieses davor
bewabrt werde, sieb neuerdings den geistigen Getränken
zu ergeben, welchen cs beinahe schon entsagt bat.« —
Wüßten unsre überrbeinischen Nachbarn, wie das Bock-
bier schmeckt, so würden sic gewiß den unschuldigen
Münchenern keine politischen Absichten unterschieben,
weil sie nur 8 statt <» kr. für die Maaß' zahlen wollten.
Zu Dublin trat am o. Mar Salomon Frost, ein
katholischer Priester, in der St. AudeonSkircl e feierlich
zur protestantischen Sraatskircke über.
In Irland sind cin Polizeibcamter und zwei Con-
fiabcls ihres Dienstes entlassen worden, w il sie die
katholische Bevölkerung ausznregcn und zu Gewaltthä-
nakeiten zu verleiten sockten, um bei nach als Angeber
und Kläger gegen Vie Verführten austreten zu können.
In Lyon sind Füusfrankstückc mit dem Bckdniß des
Herzogs von Bordeaur als Hemrick V. im Umlauf.
Sckon vorher waren daselbst Unifvrmknöpfe für die
Nationalgarde mit dem Wappen des Herzogs entdeckt
worden. Die bourbonischen Mackinatwneu werden ver-
geblich sein.
In der Grafschaft Suffolk greifen die Brandlegun-
gen immer mehr um sich, obgleich der Minister des
Innern mehrere erfahrene Pvlizeibeamte dabin gesandt
Hal, wahrend die meisten Pächter jede Nackt zum Schutz
ihrer Gebäulichkeiten Wächter aufstellcn. Binnen den
letzten 14 Tagen sind ebensoviele Feuersbrünste ausge-
brocken, deren Urheber nickt ermittelt werden konnten.
Ein Strumpfwirker in Leeds hat cin Gewebe von
Seide erfunden, das schußfest mack en soll, und bei ei-
ner angestellten Probe fielen auch Kugeln, die ans
gewöhnlicher Schußweite auf dasselbe abgrschessen wur-

den, matt an demselben nieder. Der Erfinder ist ver-
rückt geworden und verlangt für Mitthcilnng seines
Geheimnisses cm Königreich als Belohnung.
Der Vertrag der vereinigten Staaten mit Teras ist
jetzt definitiv abgeschlossen.
Berichte aus der Havanna!) vom 50. März lauten:
Unsre Stadl ist über den beabsichtigten, aber noch zu
rechter Zeit vereitelten Negeraufstand in großer Aufre-
gung. Derselbe hatte am 5. d. M. ansbrecken sollen
und man wollte zu gleicher Zeit em allgemeines Blut-
bad und die Vergiftung der Speisen zur Vernicklung
aller Weißen aufbicten.

Die Fremdenlegion.
«Fortsetzung und Schluß.«
So schlecht das Renomee der Fremdenlegion bei
ihrer Errichtung und so lange sie in Frankreich
stand und selbst noch bei ihrem ersten Auftreten in
Algerien war, so änderte sich doch dies bald, nach-
dem sie einige Zeit in Afrika gestanden und Proben
von ihrem Muthc abgelegt Halle. Nur die Italie-
ner, obwohl Viele aus den edelsten Geschlechtern
Italiens sich unter ihnen befanden, Prinzen, Gra-
fen und Marchesen, und cm Vc. wand! er des nea-
politanischen Königs sie befehligte, beinahe Alle auch
in den Waffen geübt und gute Fechter waren, be-
hielten ihr früheres Rcnomee, dcnn in Afrika galt
nur der Muthige, der Unverdrossene, der, welcher
sein Leben für eine Flasche Wei» em segle: die Ita-
liener aber waren mäßige Weintrinkes und letzten
deshalb ihr Leben weder für Wem noch überhaupt
gern für etwas ein; sie galten allgemein für feige
und thaten Nichts um diesen Vorwurf von sich ab-
zuwälzen, sie rechtfertigten ihn im Gegentheil im-
mer mehr. Die Deutschen, die Polen und die Spa-
nier dagegen wurden bald als tapfere Krieger belobt,
deshalb geachtet und von ihnen französischer Seils
behauptet: „sic wären würdig an der Seile fran-
zösischer Krieger zu fechten!" Auch die D-sciplin
v.rbessertc sich un' mit ihr entstand ein besserer
Geist in dem verwahrlosten früher geschmähten und
noch immer auf die gefährlichsten Punkte verscho-
benem Eorps. Allerdings waren die Gesetze in Al-
gier, einem wachsamen schlauen und grausamen
Feinde gegenüber, sehr strenge und wurden in ihrer
ganzen Strenge ausgcübt: Erschießen gehörte bei-
nahe zur Tagesordnung. Schlechte, unverbesser-
liche Subjccte wurden überdcm auegcstoßcn, ent-
weder in Strafcompagnien, oder auf die Galeeren
geschickt, oder sie dcsertirten aus eigenem Antriebe
und im Gefühl ihrer Unwürdigkeit zu den Beduinen,
ein Stück, welches häufig und selbst eu Avo8 spielte:
so liefen an einem Abend vom dritten Bataillon
 
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