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Der Neckar-Bote: Wochenblatt für amtl. u. Privat-Bekanntmachungen (8) — 1844

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https://doi.org/10.11588/diglit.42423#0379

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Neckar-Bote.
8S.

Di» Einrückunqrgrbühr
gespaltene Zeile »der deren "
Raum beträgt 2 kr. Bei An-
zeigen. worüber die Expedition
Au»kunft »rtheilt, 3 kr.

Dienstag, den 5. November 1844.

Vuntrs aus drr Lett.
In Nikolaus Lenau's Besiudeu hak sich leider noch
Nict'ko geändert. Man hat ihn in die Heilanstalt Win-
nenden gebracht. Er soll im Begriff gewesen sein, sich
mit einer Dame ans Frankfurt zu verehelichen.
Am 21. Oktober wurde die Eisenbahn von Wien
nach Gräic eröffnet. Bis Gloggnitz säbrt man in zwei
Stunden, und von da geschieht der Uebergang über den
Sömmering mittelst Wagen in 5 Stunden. Boni Fuße
desselben wird dann die Fahri mit der Eisenbahn wie-
der fortgesetzt.
Die Berliner Gewerbe-Ausstellung ist am 84. Oki.
geschlossen worden. Sic wurde in den l»I Tagen, in
denen sie offen stand, von über 130,000 Menschen
desncht. Der Absatz der Loose war namentlich in den
letzten Tagen a ißerordentlich stark; aus U«>,000 der-
selben werben etwa 32,000 Gewinne fallen, und für
die nicht gezogenen Loose erhalten die Abnehmer bron-
cene Denkmünzen.
Bei Dcllys in Algerien batte dieser Tage ein Tres-
sen mit aufgestandenen Kabylen statt, dessen Ausgang
den Franzosen sehr ungünstig gewesen zu sein scheint.
Sie sprechen zwar nur von 2» Tobten und i 30 Ver-
wundeten, welche sie durch »das unglückliche Eckertt»
verloren; allein ans den eiligen und zahlreichen Trup-
penmarichen nach jener Gegend laßt sich aus bedeuten
de Gefahr schließen.
Espartero selbst ist es gelungen, das spanische Ge-
biet zu erreichen, wo er schon viele seiner aus Frank
reich dahin geeilten Anhänger vorsindet. Von welchen
ernsten Folgen dies gerade in dem Augenblick werden
kann, wo man sich in Madrid mit Abänderung de.
Cvuilituiion beschäftigt, lägt sich leicht eiuseheu. Die
Königin Marie Ebrisiiue soll indeß das Projekt einer
Heirat ter Königin Isabella mit dem Prinzen von Anu-
rien, Sohn des Don Earlvs, der Ausführung sehl-
nahe gebracht haben und die unmittelbare Folge davon
würde die Anerkennung der spanischen Regierung durch
die nordischen Großmächte sein. — In Murcia muhte
ein Empörungsversuch unterdrückt werden und m Val
ladolid ist eine bedeutende Verschwörung entdeckt worden.
Am 2l>. v. M. bat die Eröffnung der neuen Londoner
Börse i» seieilichcr Werse durch die Königin stattgefnuven.

Der Todtengräber zu Prudnik (Neustadt)
(UN Pcsr-Iabre 1373.)
iF-onsthung )
Wirklich war cin Gunstbricf des Ortens in der
Verwahrung des Stadtvogls, aber im Einverständ-
«iß mit dem herzoglichen Pfleger beseitiget Worten.
Nach vergeblichen Versuchen gütlichen Ausgleichs
drang Daniel Sennert im Auftrag der Mitbürger,
auf Einsicht aller Urkunden nebst aufrichtiger Dar-
stellung beiderseitiger Einwcndungsgründc, wie auf
gütigen Spruch des Schöppenstnhls zu Oppeln.
Nicht undeutlich gab er dabei zu vcrmuthen, daß

Prudniks Einwohnerschaft nur durch böswillige
Verheimlichung um wohlerworbene Rechte gebracht
werden könne. Heftiger kachle sich seit dem der Zorn
zwischen dem Pfleger und den gefährdeten Bürgern
germanischen Stammes an Wie jedoch der neu
aufkommcnde Geist städtischen Lebens, werfen der
allzu verschiedenartig gemischten Menge der Ein-
wohner, niedergekalten wurde durch freche Gewalt
und hinterlistige Tücke ter herzoglichen Boten, so
war es auch schwer, das flavifchc Volk zu nach-
drucksvollem Hanteln Mit den deutschen Einsassen,
im Wege des Rechts, zu regen. Es schien Demuth
und unterwürfige Bitte dem an Knechtschaft ge-
wöhnten oberlchlesifchc» Polen das sichere Mittel,
sich in dem Besitze des streitig gewordenen Acftr-
stücks und In der Gunst des Herrn zu behaupten,
ero traf denn der Rache Blitz befände, s den Mann,
ter geübt tir den Geschäften der Stadt, als Leit-
stern und Vertreter der Menge geehrt war. Des
stürstenthums e^ladlhaller liest, aus unwahren, ge-
haß gen Bericht des Pflegers und des Stattvogts
zu Prudnik, den wackern Sennert verhaften, ge-
fesselt nach Oppeln schleppen, dort insgeheim und
ohne Beachtung ter Förmlichkeiten des Rechts als
einen Rebellen enthaupten. Weib und Sohn des
Unglücklichen wurden geachtet, und weil, so kiest es
>n dem baibarijchen Unheil, das Erempel erblichen
Lasters IN dem Erzeugten Sennerts angefangen,
sollen Beide, Mutter und Sohn, ihres Habes be-
raubt, von jeglichem Erbtheil ausgeschlossen fein,
aus andern iLesiamentcn Nichts überkommen, ton-
ten n in der Infamie allweg ersitzen, dazu in Ver-
weisung und Armuth verschmachten.
Wer mag nicht erzittern bei solcher austupsiegc?
Wem starrt nicht Las Blut in den Ädern bei dem
Aussprache eines Richters, ter nicht nur den Schuld-
losen mordet, auch d.ssen Familie noch zum Um-
he-nrren verdammt in Schande und Verachtung?
Wer flucht nicht dem zum Auswurf seines Gefchlcch-
ies hc.abgesunfencn Tyrannen?
Solches Verfahren ter fürstlichen Diener beugte
und brach den Muth der nach unpartheuschcr Üc-
bung eines allgemein gellenden Rechts strebenden
Bürger. Von nun an mußte dem Schlostpfleger
schwören, wer zu Prudnik leben wollte bei Leib
und Gui; Freunden, Verwandten war verboten,
in höherer Zahl als fünf beisammen zu sein; es
wurde gefangen, wer nach der Vesp r flocke einem
Andern fein Haus öffnete; es wurde auf ewig ge-
bannt, wer die Stadt verließ ohne des Pflegers
Erlaub» ß.
cZonscpung folgt.)
 
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