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Der Neckar-Bote: Wochenblatt für amtl. u. Privat-Bekanntmachungen (8) — 1844

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https://doi.org/10.11588/diglit.42423#0281

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Der Neckar-Bote erscheint
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Neckar



GF.

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zeigen, worüber die Erpcditio»
Auskunft rrthcilt, 3 kr.

Dienstag, den 13. August 1844.

Wuntes aus der Leit.
Obgleich der Minister Guizot von allen Seiten an-
gegangen wird, Auskunft über die taheitische Angele-
genheit zu geben, weigerr er sich fortwährend dessen,
und stickt wahrscheinlich, wie seitdem er Minister ist
immer, die Sacke unter der Hand beizulegcn. Die
Engländer erheben ein großes Geschrei und sagen, wenn
die französische Regierung nickt die Vorgänge auf Ta-
heiti desavouire, sei der Krieg mit Frankreich unver-
meidlich. So viel scheint bis jetzt sicher, daß die Haupt-
ursache der Mißbelligkeiten der Missionär und englische
Eonsul Pritckard ist.
Die von dem englischen Capitän Warner erfundene
neue Zerstörungsmaschine hat bei einer neulich ange-
stellten Probe einen so ausgezeichneten Beweis ihrer
Kraft geliefert, indem sie ein gutes neues Scckriegsschiff
in Zeit von 2)/. Minuten gänzlich zertrümmerte, daß
die englische Regierung daS Geheimniß, für das Ca-
pitän Warner 200,000 Pfund Sterling verlangt, wohl
ankaufen wird.
In Brama (in Albanien) kam kürzlich ein Arnaute
zu einem christlichen Kaufmann, wählte sich für meh-
rere tausend Piaster Waaren aus und wollte sie ohne
Zahlung wegbnugen, indem er den Kaufmann auf un-
bestimmte Zeil vertröstete. Der Kaufmann weigerte sich
zu borgen, worüber der Türke ergrimmt seine Pi-
stole zog nnd ihn niedersckoß.
Der Baumeister von Hartmann bat in Köln einen
Plan vorgelegt, wonach er aus Ziegelsteinen eine Brücke
in 7 Bogen, jeder von 170 Fuß Weite, über den Rhein
bauen will, die zu gleicher Zeit für den Eisenbahn- und
und für allen sonstigen Verkehr dienen soll.
Die Großfürstin Alerandra ist von einem tobten Kind
entbunden worden. Sie selbst wird sich von ihrer
Krankheit auch nickt mehr erholen.
Der Berliner Verein zur Linderung der Noth der
Weber und Spinner in Schlesien macht Uniterm 1. Au-
gust bekannt, daß die Summe der eingegangenen Be-
stellungen auf Lcinenwaarcu die Höhe von 86,986
Thalcrn erreicht hat, worauf hin der Verein bereits
für 26,800 Thaler Leinenwaaren verarbeiten läßt.
Nack Berichten aus Warschau, Dirschau, -Thorn re-
ist die Weichsel ausgetreten und hat die ganze Gegend
überschwemmt. — Aus Sckwetz meldet die allgemeine
preußische Zeitung: Das Wasser steigt nicht mehr, da-
gegen hat sich ein wüthcnder Sturm erhoben, der das
schäumende Element in aufgeregten Wogen gegen die
im Fundamente gelockerten Häuser peitscht und der gan-
zen Stadt Vernichtung droht. Ein Drittheil derselben
ist bereits verwüstet und liegt als Trümmer in den
Wellen. Die Schaarcn der Obdachlosen belasten die
letzten noch haltbaren Gebäude, und das Bewußtsein
' der Rettungslosigkeit bemächtigt sich Aller beim Ein-
bruch der Nacht.

Freudenreich und Dolorosuö.
(Fortsetzung.)
Allmälig gewohnte sich Ludwig an den Gedanken,
daß Juliane aus Dankbarkeit — hatte er ihr doch
einst das Leben gerettet und Reichthurn gespendet—
ihn vielleicht seiner Pflicht entbinden könne und nur
die innere Ucberzeugung, Unrecht geihan zu haben
und noch größeres zu thun, hatten ihn gehindert,
die verlassene Braut mit seinem Vorhaben bekannt
zu machen. Der Marchese, nickt aus redlicher Ab-
sicht, sondern um den verhaßten Nebenbuhler aus
dem Wege zu räumen, hatte unter der Maske des
wohlwollenden Freundes ihn oft an die Heimat er-
innert, doch nur auf Augenblicke keimte dann der
Entschluß in ihm auf, sich von Allem loszureißen
und nach der Heimat zu eilen. Sähe er Teresina
wieder und ruhete in ihren Armen, war schnell der
gute Versaß vergessen. Cassini mühte sich umsonst,
zwar mit vieler Vorsicht, die Gunst Teresinens zu
erlangen, und so wuchs die Begierde nach dem Be-
sitz der Schönheit und der Haß gegen Ludwig, der sich
unter der tauschenden Maske der Freundschaft barg..
Unterdessen war die Zeit der Villcggiatura her-
angckommcn, die Teresina in einer, ihr gehörigen
Villa auf der Insel Ischia zubringen wollte. Lud-
wig, der jede Stunde, die ex nicht in der Geliebten
Nahe.zubrachte, für verloren hielt, folgte ihr. Cas-
sini blieb in Neapel, wo ihn, wie er vorschützte,
nölhige Geschäfte zurückhieften. Und so schissten die
beiden Liebenden an einem herrlichen September-
morgen nach dem Eilande, von dem die Düfte der
Orangen und Myrthcn grüßend ihnen entgegcnweh-
ten. Dort in der, beinahe mit asiatischer Bracht
geschmückten. Villa, geschieden von den lebhaften
Eindrücken, die das rege Treiben Neapels von Zeit
zu Zeit auf Ludwig hcrvorgcbracht, lebte er nur für
die liebliche Zauberin, die ihn auf dieses, von den
Göttern gesegnete Eiland entführt hatte.
In Gedanken versunken weilte er eines Abends
noch auf der Ruhebank, als sich vom Meere her das
Plätschern eines Ruders hören ließ. Er schaute auf
und erblickte Giufcppo, den Lazzaroni, der in einem
kleinen Nachen landete.
— Ah, liebwcrthester Signor Dottore! rief die-
ser, indem er ausstieg und den Nachen befestigte,
gut, daß ich Euch treffe! Mich hat nach Euch ver-
langt, wie nach dem Osterei, oder besser, wie nach
einem Glase Eiswasscr, denn das ist jetzt zu brau-
chen! O Dio! wie heiß!
—- Was führt, fragte Ludwig lächelnd, was führt
Dich, Ginscpro, denn übcr's Meer zu mir? Wich »
 
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