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Der Neckar-Bote: Wochenblatt für amtl. u. Privat-Bekanntmachungen (8) — 1844

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https://doi.org/10.11588/diglit.42423#0399

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Der Nkckar-Boic erscheint
»ächcnltlch zweimal, Dienstag»
u Freitag» Der.'tbannemcnt»-
prcc» beträgt sür ein Jahr i sl.
kr., für cm halbe» Jahr 5/,
tr., sür ein Vierteljahr Z» kr.

Neckar-Bote.
, «r. S^k.

Freitag, den 22. November 1844.

Die Einrücknngkgcbühr für die
gespaltene Zelle oder deren
Raum beträgt 2 kr. Br, An-
zeigen. worüber dir Expedition
Auskunft enheilt, Z kr.

Vuntrs aus drr Lrtt.
Wie es heißt, steht die badische Regierung mit der
deö Kantons Basel abermals in Unterhandlung, nm die
Ausmündnug der Eisenbahn in Kleinbasel zu bewirken.
Daö einzige Hmdcrmß, auf welches die Ausführung
des Plans stößt, ist, daß von Basel aus durchaus keine
finanzielle Mitwirkung geleistet, und dem badischen
Staate alles aufgebürdet werden will.
Man spricht neuerdings von der Anlegung eines
Schienenwegs von Basel nach Zürich. Mehrere große
Eapitalisteu ans Deutschland und Frankreich betreiben
die Wiederaufnahme des Projekts.
Der Berliner Verein für das Wohl der arbeitenden
Klaffen ist nun definitiv zusaminengetreten und erfreut
sich von Seiten des Königs einer warmen Theilnabme.
Se. Mas. bat demselben einen Beitrag von 1 >,000
Thlr. bewilligt. — In Aachen ist ebenfalls ein Verein
zu gleichem Zwecke zusaminengetreten.
Jordan bat abermals die harte Hand des Schick-
sals getroffen! Vor einem halben Jahre mußte er aus
dem Gitter seines Gefängnisses sehen, wie seine acht-
zehnjährige Tochter zn Grabe getragen wurde, und am
l 4. ds. ist auch sein ältester Sohu in der Blüte seiner
Jahre zn einem bessern Schicksale entschlafen.
In München fand ein Offizier (aui «4. d.) bei sei-
ner Rachhausckunft seine junge Frau und deren Dienst-
mädchen in ihrem Blute schwimmend, ermordet von sei-
nem Diener, der mit etwa 4 — 600 fl. entflohen ist.
In Florenz und andern toscanischen Städten haben
bedeutende Ueberschwemmungen und auf dem Erie-See
in Nordamerika ein überaus heftiger Sturm bedeutende
UnglücköfäUe herbeigeführt.
Nach einer Mittheilung der Trierer Zeitung bat der
Fürst von Deiningen einige bairische Dörfer ganz auf-
gekauft, um einen San- und Hlrschpark anzulegen.
In Baiern ist ein königl. Erlaß erschienen, dem zu-
folge die protestantischen Soldaten weit mehr zur Bil-
dung der Spaliere bei Prozessionen, wobei das Sanctis-
simum getragen wird, kvmmandirt werden sollen.
Mehrere belgische Blätter und die gediegene Kölner
Zeitung bringen die traurigsten Nachrichten über den
Zustand der Eolonie St. Thomas in Guatemala, und
rathen Jedem, der sein Vaterland verlassen will, auf
das entschiedenste ab, sich dorthin zu begeben, wo den
getäuschten Auswanderer das größte Elend erwartet.
Es bestätigt sich, obgleich die russischen Zeitungen
darüber nichts Bestimmtes melden, daß der diesjährige
Feldzug gegen die Bergvölker des Kaukasus völlig miß-
glückt ist. Die wenigen Vortheile, welche die Russen
gegen die »Rebellen« mit großem Mcnscbenverluste er-
rungen hatten, sind durch die Tapferkeit und Schnel-
ligkeit Schamils, durch den Abfall der schon unterwor-
fenen Stämme, den Mangel an Lebensmitteln und die
starke Desertion im russischen Heere, gänzlich ohne Er-
folg geblieben. In Folge der erlittenen Niederlagen
herrscht Uneinigkeit unter den russischen Heerführern.—
Wir dürfen wohl mit Recht annehme», daß cs auch
durch die bedeutenden Truppenverstärkungen nicht sobald

gelingen wird, ein so tapferes und frcihcitliebrndes
Volk zn unterjochen.
Der Ingenieur Samuda, einer der Erfinder der
atmosphärischen Eisenbahnen, hat bei einer Erplosion
auf einem Dampfschiff daö Leben verloren.
Der österreichischen Provinz Gallizien ist von der
Regierung wegen des durch die Ueberschwemmungen in
diesem Jahr, namentlich an den Aernten, erlittenen
Schadens ein Nachlaß an der Grundsteuer, man sagt,
ein Betrag des vierten Tbeils derselben, bewilligt worden.
Da die mündlichen und schriftlichen Ausfälle des Je-
suiten Morel in Freiburg in der Schweiz gegen die
Lehrfreiheit die beabsichtigte Wirkung größtenthcils ver-
fehlt haben und seine öffentliche Aufforderung, die Re-
gierung vermöge der Volkssouveränität zu stürzen, wenn
sie keine Eensur eiuführen wolle, Aegcrniß geben,
so ist er von den Ordensvbern nach Belgien versetzt
worhen.

Dip höhere Bürgerschule in Mosbach.
(Echtuß )
Dem Unterzeichneten kann es einerlei sein, in welchen
Räumen er Unterricht ertheilt, wenn dieselben nur zweck-
mäßig sind. Er würde bei seinen anderweitigen Ge-
schäften sich nicht die Mühe gegeben haben, über diese
Angelegenheiten die Feder zu ergreifen. Aber er hält es
sowohl für seine Pflicht, seine Mitbürger nach Kräften
über ihre wahren Interessen aufzuklären, als auch sind
bei jener Bürgerversammlung Behauptungen ausgespro-
chen worden, welche die Ehre der Schule, zu deren Vor-
stand er berufen ist, anzutasten und jedenfalls darauf
berechnet zu sein scheinen, irrige Meinungen und miß-
liebige Gefühle gegen die Schule in den Herzen der Bür-
gerschaft zu erwecken — und welche von unserer Schule
abzulehnen, ihm von seinen und ihren Freunden zur
Pflicht gemacht wurde.
Der Mann, der sich am meisten bemühet bat, die
Bürgerschaft zur Verweigerung der verlangten Bausum-
me zu veranlassen, Kat unter andern, behauptet: »er habe
geglaubt, die Schule bringe der Stadt einen größer»
Nutzen, er habe gehofft, sie werde mehr von Auswärti-
gen besticht, welche hier ihre Wohnung und Kost neh-
men und dadurch den Einwohnern Vortheil brächten; start
dessen werde sie meistens nur von den Söhnen der Stadt
besucht.« Es ist wahrhaft bedauerlich, daß man den
Nutzen einer Schule nach der Elle und dem Gewichte be-
messen und nicht darin suchen will, worin er allein zu
finden ist, nämlich in den Kenntnissen, in der Bildung
und Gesittung, die sie verbreitet. Hat die Schule euere
Söhne zu einsichtsvollen und wohlgesitteten Jünglingen
gebildet, dann Kat sie ikren Zweck erreicht. Wer wird
dann noch fragen wollen: wie viel Kostgeld kabt ihr
eingenommen? Die Stifter der Schule haben gewiß
nickt an ein so unbedeutendes Nebending gedacht, son-
dern ihren wahren Zweck und Nutzen vor Augen gehabt.
Es wäre nur zu wünschen, daß auch die weniger bemit-
telten Eltern sich von dem Vorurtheile heilten, als Lü>s-
 
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