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Der Neckar-Bote: Wochenblatt für amtl. u. Privat-Bekanntmachungen (8) — 1844

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https://doi.org/10.11588/diglit.42423#0119

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Vkr Nkckar-Bote erscheint
wöchentlich zweimal, Dienstag»
». Freitag» Bestellungen kön-
nen bei der Erpebüion in Hei-
delberg , bei Kausm. Lempp
in Mosbach, Kausm. Frank in
kldcltheim, Abraham Slumps
in tkberbach und bei allen Post-
Acmtcrn gemacht werden

Neckar-Bote.
SS.
Freitag, den 29. März 1844.

Der Abonnrmentsprei» betrögt
für ein Jahr i st. '46 kr, für
ein halbe» Jahr 5/, kr. für
ein Vierteljahr 3o kr. Dir
Einrückungsgebühi für die ge-
spaltene Zeil« od. deren Nauru
brirägl u kr. Bei Anzeigen,
woi Übei die Erpediliou Au»-
kunkl erthcilt, 3 kr.

Ginladrurg znm Aborrrrement.
Bestellungen auf das mit dem 1. April beginnende zweite Quartal beliebe man
für Heidelberg bei dem Unterzeichneten,
für den Amtsbezirk Mosbach und Neudenau bei
in Eberbach bei Herrn A. Stumpf,
in Adelsheim bei, Herrn I. G. Franck


und den betreffenden Großberzoglichen Postämtern zu machen.
Der '/.jährige Abonnementspreis beträgt ausschließlich des Trägerlohns 30 kk.
Heidelberg, im März 1844. O. Ang. Oßwald.

Vuntes aus der Leit»
Mit den Polen, welche gegen die Tscherkessk« ge-
schickt werden, haben die Russen nicht viel Glück. Wie-
der ist ein ganzes Regiment zu den Gcbirgsvölkern über-
gegangen, um mit ihnen gegen die Russen zu Felde zu
ziehen. Die Tscherkessen haben einen neuen Verbün-
deten erhalten, der unter den Russen gewaltig anfräumt.
Es ist ein epidemisches Fieber, von dem ganze Sckaa-
ren ergriffen werden.
Am sichersten in der ganzen Welt sind die braven
Pariser bewacht, ihr König muß sie sehr lieb haben
Nicht nur, daß sie jetzt von einer starken Ringmauer
und einer Reibe von LO Bastille«, aus denen die eher-
nen Schlünde herauösehen, beschützt sind, sicht auch
noch in und um Paris eine bewaffnete Macht von
73,000 Mann jeden Augenblick bereit, die Bewohner
der königlichen Residenz gegen den Feind zu beschützen,
damit sie ruhig schlafen und vergnügt essen und trin-
ken können, M. wenn sie was haben.
Bei einer großen Uebersckwemmnng in Adrianopel
sind an LOOO Häuser, die freilich meist sehr baufällig
und ärmlich waren, eingestürzt. Allein vielen tausend
Menschen ist dadurch nicht nur das Obdach, sondern
auch Hab und Gut genommen. (D.Z.)
(König Karl Johann von Schweden. Schluß.)
Luck als Kronprinz führte Karl Johann eine Zeit
lang die Regierung mit Kraft und Umsicht. Den fran-
zösischen Regiernngsmaßrcgeln folgte Schweden nicht
ganz und in dem Kicge gegen Rußland schloß es sich
nicht nur nickt an Frankreick an, sondern es ging so-
gar mit Rußland einen geheimen Bundcsvertrag ein.
Nack der offenen Kriegserklärung gegen Napoleon nahm
der Kronprinz an dem Feldzuge Tbeii und besiegte bei
Großbeeren und bei Denncwitz (mit Bulow) die fran-
zösiscke» Truppen. Nack der Scklackt bei Leipzig wandte
er sich gegen den Marschall Davoust, der in Hamburg
cingescklosscn wurde und gegen Dänemark. Dieser Staat
wurde im Frieden gezwungen, Norwegen an Schweden
abzutreten. Seit seiner Thronbesteigung (1818) hat
Karl Johann sich in jeder Beziehung um Schweden ver-
dient gemacht und ist in der Liebe des Volkes immer
höher gestiegen, dessen Noth er dagegen in allen Fallen,
selbst ans eigenen Mitteln gesteuert hat. — Sein Sohn
Oskar I., der die Regierung sogleich angetreten hat,
ist den 4. Juli 1799 geboren, und hat, wie in der
letzten Zeit, so auch schon früher bei Krankheit des
Königs (1831) dessen Stelle vertreten.

Die Perlen.
(Schluß.)
Endlich nach sechs Wochen ohngefähr siel es
mir einmal wieder ein, darnach zu fragen. Da
sagte er erst: „Das Tuch hat mich glücklich ge-
macht, aber sprich nicht davon. Lottchcn ist ein
Engel."
Natürlich schwieg ich und er auch, doch merk-
te ich bald, wie es mit seincmHHcrzcn aussah;
sein Verhaltniß war keine TMidelci. — Oiegen
Ende des Semesters verließ ich Berlin, um die
vaterländische Universität zu besuchen. Enguer-
rand vertraute mir zum Abschiede, als heiligsten
Beweis seiner Freundschaft, daß er sich insge-
heim mit seinem Lottchcn verlobt habe und, wenn
er ausstudicrt, in preußische Staatsdienste zu tre-
ten denke, weil sie das einzige Kind ihrer Eltern
sei, und diese sic nicht von sich zu lassen wünsch-
ten. Enguerrand und ich schrieben anfangs häu-
fig, und seine Briefe athmcten Freude und Lust;
nachher stockte unsere Eorrespondcnz und beschränk-
te sich auf bloße Grüße durch reisende Bekannte.
Fünf Jahre spater besuchte ich Berlin wieder,
und einer meiner ersten Gange war natürlich zu
ihm; ich wußle, daß er seine Wohnung bei unse-
rer guten alten Wirthin nie, so lange sic am
Leben, anfgcbcn würde. Als die ehrliche Krau,
die sich immer wie eine Mutter unserer ange-
nommen, mich wieder sah, fing sie an zu wei-
nen und sagte nach den ersten Begrüßungen:
„Ach der gute Herr Enguerrand!"
„Was ist mit dem?" fragte ich erschreckt.
„Das wissen Sie nicht," crwicdcrte sie. Ach
im August sind cs gerade zwei Jahre, daß er
sich oben auf Ihrem Zimmer lodtgesebossen."
„Todtgefcho-" rief ich; das Wort erstarb
mir im Munde.
„Ja, leider! Und er mußte sich noch so lange
quälen. Sechs Stunden hat er noch gelebt, daß
Ihrem und seinem Freunde, dem Doctor L., der
nicht von seinem Bette wich, der Helle Angst-
schweiß vor der Stirne stand."
 
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