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Der Neckar-Bote: Wochenblatt für amtl. u. Privat-Bekanntmachungen (8) — 1844

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https://doi.org/10.11588/diglit.42423#0343

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pri'i» bcncug für ein Jahr i fi.
36 kr., für ein halbes Jahr 54
kr., für ein Dicneljahr Z» kr.



ote.

Die Einrücknnqsgcbühr für die
.qcspallene Zeile oder deren
Raum beträgt 2 kr. Bei An-
zeigen, worüber die Erpedition
Auskunft ertheilt, 3 kr.

Freitag, den 4. Oktober 1844.

Abonnements-Einladung.
Bestellungen ans das mit dem 1. Oktober begonnene Hie Quartal des Ncckarbotcn wolle man bei Unter-
zeickuctcm oder für Mvsbacb bei Herrn F. Lcmpp, für Eberbach bei Herrn ZI. Stumpf, für Adelsheim bei
Herrn 2. G- Franck, und den zunächst gelegenen verehrt. Postämtern machen. Der Aboimemciitspreis beträgt
50 kr. für V» Jahr, ausschließlich des 'Trägerlohns.
O. Au>z. Ostwald.

Wuntes aus der Leit.
Das neue Strafgesetz für das Herzogthnm Meinin-
gen ist am I August veröffentlicht worden. Die To-
desstrafe ist beibcbalteu, und wird durck Enthauptung
vollzogen; körperliche Züchtigung soll seltener ( also
doch immer noch; ohne das geht's nicht in Deutsch-
land) augewendet werden; auch die Tbiergnälerci ist
im Gesetz mit Gcfängnißstrafe, oder Geldbuße belegt
worden.
Alle Mittheilnngen stimmen darin überein, daß die
beiden Brüder Bandiera und ihre Genossen ihr Schick-
sal mit außerordentlichem Muth und Unerschrockenheit
ertragen haben. Alle kommandirten selbst Feuer und
sanken mit dem Rufe: hoch lebe Italien, hoch das
Vaterland! zusammen.
Die Tuchfabrikauten in Reichenbach sind damit be-
schäftigt, eine größere Sendung ihres Fabrikats narb
Ehina zu Stande zu bringen. Sie glauben dort reckt
wol mit den Enlandern kvnkurrircu zu können.
Die Reise des Kaisers Nikolaus nach England soll
ein Hcirathsprojekt zwischen der Großfürstin Olga und
dem Prinzen Georg von Eambridgc zur Folge gehabt
haben. Da der Kronprinz von Hannover noch keine
Nachkommen hat so ist bekanntlich der Ptinz von Cam-
bridge präsumtiver Thronerbe. Bis dahin kann aber
noch mancher Plan zu Wasser werden.
In dem ciülsckcn Dorfe Sibilka, im Bezirk Lands-
berg regt eine somnambule Bäuerin die Gemüthcr der
Wenden durch eigene oder gemachte Inspirationen auf.
Sie predigt den guten Landlentcn über die Verderbt-
heit der Welt, die Eitclkeii irdischer Dinge und die
Nothwcndigkcit der Bekehrung; und schon legen ihre
weiblichen Zuhörer ihren Schmuck ab und zerstören ihn
besuchen die Kirchen fleißiger, beichten öfter und glau-
ben und thun alles was ihnen vorgcsagt wird.
Die wunderbar geheilte junge Gräfin von Drostc-
Vischcring befindet sich leidender als je in Kreuznach
und eine Operation wird jetzt wohl das wahre Wun-
der thun müßen.
Alle Nachrichten aus Afrika stimmen darin überein,
daß Abdelkader, auf Befehl des Kaisers von Marokko
im Inneren des Reichs, fern von zeder Verbindung
mit der Gränze internirt (das ist wieder ein neues
Wort, was die Zeitungen erfunden haben nud bedeu-
tet soviel als ciugesperrl ) worden sei, so daß man
niemals mehr etwas von ihm hören werde. Die
Bestätigung dieser Nachricht ist aber doch noch abzu-
warten.
Marschall Bugeand wird binnen Kurzem in Paris
erwartet; das Gerückt daß er au Sonlts Stelle Krieg-
minister und Guizot Eonseilpräsident werden fistle, er-

neuert sich. Er soll sich jedoch so an das afrikanische
Klima gewöhnt haben daß es für seine Gesundheit un-
entbehrlich ist, und sein Aufenthalt in Frankreich nicht
von langer Dauer sein wird.
Der Verfasser der in der Times veröffentlichten Brie-
fe gegen die französische 'Marine ist entdeckt, es ist der
anglikanische Geistliche am Bord des Warspite; er wur-
de sogleich entlasset! und nach England zurückgcsckickt,
trotzdem bleiben die Offiziere des Warspite an Bord
kousignirt, solang ein französisches Schiff anwesend ist.
Der Choleramann.
zForlfeiuing )
Jetzt hörte ich Stimmen aus der Gegend her, wo
mein Schlitten steckte. Der Kutscher war mit zu-
fälliger Hilfe fick (geworden, und kam jetzt herbei-
gefiogcn. Vorhin hätte ich den Befehl, nicht wcg-
zufahren, für grausame Ironie gehalten. Jetzt rief
ich ihm zu, sich in einiger Entfernung zu halten,
und stichle, wie der Auchs in der Fabel, billigere
Einlaßbcdingungcn zu erlangen, indem ich den Haus-
herrn — hier der Rabe mit dem Käse — zu loben
anfing.
Ihre Vorsicht ist umfassend und dankenswerth,
zunächst für die Umgegend, sagte ick. —- Sic schei-
nen tiefe Blicke in die ärztliche Kunst gcthan zu
haben, aber Sic müssen mir doch zugeben, dass Chlor-
räuchecungcn vielleicht noch sicherer als dasLaugcn-
bad die Desinfcclion bewirken, ohne daß die leicht
zerstörbaren Gegenstände, die ich an und bei mir
trage, der Vernichtung ausgesetzt sind.
Ja Chlor und immer Chlor! rief der Hausherr,
das ist euer neues Licbliugsuiittcl, wenn auch die
Lungen draufgchn.
Aber ich disputirte mit Kunstfcuer: Demosthenes
batte seine Freude an mir gehabt; die Idee des
Laugcnbadcs war aber auch zu schrecklich. Vom
Eiscngitter seiner Grundsätze schlug ich einen Stav
nach dem andern nieder, und endlich rief er:
Meinetwegen, es soll gleich geöffnet werden! —
Baden müssen Sie, da kann ich Ihnen nicht Hel-
sen; aber Sie mögen sich dazu entkleiden. Nun,
kommandierte er: Johann, Severin! zieht euch zu-
rück ans Ende des Ganges, und deutet dem Herrn-
Doctor aus der Ferne das Gemach mit dem Lau-
genbade an. Daß ihm aber Keiner nahe bevor er
dr>nn sitzt.
 
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