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Der Neckar-Bote: Wochenblatt für amtl. u. Privat-Bekanntmachungen (8) — 1844

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https://doi.org/10.11588/diglit.42423#0033

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Der Rkckax-Boie erscheint
wöckentUch zweimal, Dienstags
u. FicitaZt Bestellungen kön-
nen bei der Expedition in Hei-
delberg , bei tKautm. Lcmpp
in Morbach, Kaufm. Frank in
Adelsheim, Abraham Stumpf
in Eberbach und bei allen Post-
Aemtcrn gemacht werden.

Neckar-Bote.
Dienstag, den 23. Januar 1844.


Der AbonnemcnlSprcir beträgt
für ein Jahr i fl. 36 kr, für
ein halbes 6/, Er. für
ein Vierteljahr Zo kr. Die.
Einrnckungsgcbühr für die ge-
spaltene Zeile od. deren Raum
beträgt 2 kr. Bei Anzeigen,
worüber die Expedition Aus-
kunft ertheilt, 3 kr.

Buntes aus der Leit*

In der 4 8. Sitzung der zweiten Kammer werden
der Kammer vie Acten in Betreff der Urlanbsangclegen-
heit des Abgeordneten Kuenzer, so wie Berichte der
Budgetkommission über die Rechuuugsnackwcisuugcu der
AmortisationsZehntsckuldeu - und Eisenbahnschuldcu-
rilgungskasse, des großh. Staatsministeriums und des
Ministeriums des Auswärtigen (mit Ausschluß der Post-
und Eisenbahnbetriebsverwaltung) übergeben. Außer-
dem beschäftigt sich die Kammer mit verschiedenen Pe-
titionen.

Statistisches. Im verflossenen Jahre sind in Kö-
nigsberg und in Pillau 1360 Schiffe (also so viel wie
in Antwerpen) cingegangcu und 1332 Schiffe ausge-
laufen. Im Jahr 4842 dagegen liefen nur 896 ein
und 889 aus. Von den eingekommenen Schiffen waren

im Jahr 1842
im Jahr 1843
preußische
163
439
dänische
182
316
niederländische
113
243
hannover'schx
96
174
norwegische
140
144
englische
143
434
schwedische
33
65
oldcnburgische
13
26
mecklenburgische
2
8
Lübecker
7
6
russische

3
Hamburger

2
Bremer '
1
2
amerikaner
1
4

im Jahr 4843 1460
angekommen, darunter

Im Hafen von Danzig sind
Schiffe ausgelaufen und 1468
die meisten preußische, holländische und englische.
Algier hat seit seiner Eroberung bis jetzt eine Summe
von 3 70 Millionen Francs erfordert, nach Ab-
iug alles dessen, was durch den Schatz des ehemaligen
Dei und durch Abgaben wieder in die französische
Staatskasse geflossen ist.
Im Jahr 1843 sind allein über Bremen 9844 Per-
mnen nach Amerika ausgewandert, in den letzten 3
wahren zusammengeuommen 37,938 Personen.
In Preußen sind die Gebäude der Kleinkinderbewabr--
a»stalten, so lange sie ausschließlich zu diesem Zwecke
gebraucht werden, von der Grundsteuer befreit worden.
In Spanien genießt das neue Ministerium so wenig
Kredit, -daß ein Bankier demselben ein Anleihen von
Mill. Realen nur zu 33 Prozent bewilligt hat. —
Fort Figueras sind Meutereien ausgebrochen, wo-
ffi Amcttler verwundet worden. Dies wird die Ueber-
^schleunigen; die Kranken haben bereits das Fort
Erlassen. In Sarragossa sind Unruhen ausgebrocben,
von den Truppen nur nur Blutvergießen unterdrückt
'«erden konnten.
Auf der Insel Cuba wird neuerdings der Sklaven-
-andcl begünstigt. Drei starke »Ladungen« Neger sind
" berÄetztcn Zeit dort gelandet worden. An der Küste
hat dagegen ein englisches Schiff abermals
'''i

mehrere Sklavenschiffe aufgefangen und ungefähr 300
Neger befreit.
Der General Santa Anna in Meriko hielt aufmun-
ternde Reden an die Truppen, und sagte darin u. a.,
daß sie eher sterben müßten, als den Engländern nach-
geben, daß alle Befestigungen in Stand gesetzt werden
müssen u. s. w. Dies war Vormittags, Nachmittags
erfuhr er, daß er wieder auf 3 Jahre zum Präsidenten
der Republik ernannt sei, bestieg schnell sein Pferd,
ohne sich um die Truppen oder das Volk weiter zu be-
kümmern, und eilte auf sein Landgut. Einige Tage
darauf erfuhr man, daß er Verglcichsvorschlägc an den
englischen Gesandten geschickt habe.
In Paris ist eine Actiengcsellschaft mit einem Ca-
pital von 300,000 FrcS. zusammengetreten, um die
Ratten und Mäuse in ganz Frankreich zu vertilgen.
Einstweilen wird sie in Paris allein, wo einige Stadt-
viertel wegen der Unzahl von Ratten fast unbewohnbar
sind, genug zu thun finden.

Vorfälle auf einer Hochzeit.
Als der Vater Ludwigs XVI., der Dauphin,
im Jahr 1747 zum zweiten Male mit der säch-
sischen Prinzessin Maria Josepha, Tochter Frie-
derich Augusts III., Königs von Polen u. s. w.
vermahlt ward, konnten die Bürger von Paris
zwar dem großen Balle beiwohnen, der deßhalb
zu Versailles gegeben ward, aber sie wurden blos
als Zuschauer zugelassen, weil sie bürgerlichen
Standes seien. Die Leibwache hatte ausdrückli-
Befehl, sie mit ihren Gewehren zurückzutreiben,
sobald sie sich in den Saal wagen sollten. Ein
sehr bescheiden angezogener Mann hatte sich je-
doch, trotz diesem Verbote, unter die Adelichcn zu
setzen gewagt, welche auf den für die Tänzer
bestimmten Bänken faßen. Als dies der Garde-
ossizier gewahr ward, fchritt er rasch auf ihn los
und fragte barsch:
„Was machen Sie hier?"
„Sic sehen cs ja, ich schaue zu."
„Sie dürfen nicht auf dieser Bank sitzen bleiben."
„Warum nicht?"
„Eine fchöne Krage! Woher haben Sie das
Recht erhalten, sich auf einen solchen Platz zu
setzen?"
„In mehr Schlachten, als Sie zu Versailles
Wachtparaben gesehen und Messen gehört haben."
„Dessenungeachtet müssen Sie sich fortschcren
oder — zum Lenker!"
„Ich bleibe sitzen, und wenn Ihnen dies nicht
beliebt, so fordern Sie morgen bei dem Schweizer-
hause von Ihrem Diener, dem Obersten des Regi-
ments Champagne, Genugthuung."
 
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