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Der Neckar-Bote: Wochenblatt für amtl. u. Privat-Bekanntmachungen (8) — 1844

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https://doi.org/10.11588/diglit.42423#0351

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Der Neckar-Bote erscheint
wöchentlich zweimal, Dienstag»
u Freitag» DerAbovnemenl»-
prci» beträgt für ein Iakr l st.
36 kr., «ür ein kalbe» I»t>r 54
kr., für ein Lterteljahr Zo kr.

Neckar-Bote.


Freitag, den 11. Oktober 1844.

Die <ki»rückitnq»gcbühr für dir
gespaltene Zelle oder deren
Nau», beträgt 2 kr. Bei An-
zeige». worüber die Erpeditio»
Auekunft erthcllt, 3 kr.

Nuntes aus der Lrtt.
Mosbach 4 Oktober. Gestern wurde uns unerwar-
tet die eesre iliebe Gelegciibcit, unfern fr übereil Awts-
vorstand, jeiztgen D.rektor des lliikeri beiiikreifes, äderen
gebennen Ram Scbaaff, seit einer Reihe von Jahren
Aogevrdiieier nuferes Wabloeziikes, in unseren Mille
zu begrüßen. Die swnell voll Miliid zu Muud gegan-
gene üla b.icl't von seiner Änwcsenuen nef auch eben'
sobald bei Mosbachs Bc-volniern den Enlsclüuß bcrvor
denselben ein öffeiilliä'es Zeaguiß von den Gefühlen
der Dankbarkeit und Verehrung darznbringcn, von
Weicker sie erfüllt sind. Abends t! Uhr bildete sich da-
tier ein feierlicher Fackelzng, der, unlec Vortritt der
M isik und unter Änführnng des, Evinites, begleitet und
umgeben von der Bevölkerung der Siadt, entlang der
Hauptstraße bis zum Absteigegnarlier des Herrn geb.
RathS Schaafs sich bewegte. — Hier brachte demselben
zunächst das jüngste Mitglied des EoiniteS ein feuriges
Horb, das freudig und mehrmals von der Menge wie-
derklangz daiiii hieß beim Emvfang den Gefeierten ein
anderes Mitglied heizlirhst tviUkvMincn, fünrte ibm als
früherem Beamten daliier sein verdienstvolles, segens-
reiches Waste» und Wirken für die Stadt und de»
Amtsbezirk ,n lebbaster Schilderung wieder vor, und
sprach wm den Dank für die berufseisrige Vertretung
der allgemeinen Interessen des Landes, wie der Son-
dcrinteressen unseres Wahlbezirkes auf die wärmste Wei-
se ans. Mit daiikbarer Würdigung erwiederte hierauf
dar geheime Rath Srbaaff die iliin ansgedrnckreu Ge-
sinnungen, legte dabei seine ibn leitenden cvnserva-
lv-conUiwtionellen Grundsägc mit Hochgefuul dar,
und schloß mit einem kräftigen Hoch auf daö Wvbl
der Stadt Mosbach.
Der Fürst Argntinski kann mit seinem goldenen Dege»
nichts gegen Schaniyl Bey anöricbten. In Folge von
Schamyls letztem Einfall in das russische Gebiet erhielt
Argutmski den Befehl ibn mit vier Divisionen anzu-
greifen. Scbamyl wirb aber aus, zog sieb, vou den
Russe» verfolgt in die Gebirge zurück und verheerte
auf seinem Marsch alles. Endlich verschanzte er sieb
auf einigen unzugänglichen Anhöhen. Die Russen be-
lagerten ibn, mußten aber schon nach einigen Tagen
wegen Mangel an Lebensmitteln nutcr den beständigen
Angriffen ScbamylS minder schimpflich abziehe».
In Altdorf, Eanton Uri hielt im vorigen Monat
der Studcntenverein der Jesuiten seine jährliche Sitzung
die mit einer kirchlichen Feier eröffnet wurde und sich
durch fanatische Reden und Symptome charakterisirte.
Dieser Verein besteht aus Stndcnten der Iesuitcnschul-
cn in Schwyz, Freiburg und Sitten und zält bis jetzt
schon !)O Mitglieder in 0 Sectione»,. Am Schluffe
deö Eides den sie beim Eintritt in den Verein schwör-
en müssen, geloben sie, auf das Ziel, das ihnen ihre
Lehrer vorstecken, wen» es nöthig sei, auch mit den
Waffen hinzuarbcitcn. — Eine hübsche Schule für pin-
ge RavaillacS und eine herrliche Aussicht für die Zu-
kunft.

Dcr Lholcramann.
sFüllsNttnaz )
Sind Sic nicht neugierig, — begann der Graf,
als d>c Pfeifen brannten, — die Verhältnisse Ihrer
jetzigen originellen Lage zu erfahren'?
Ich gestand freunülhig, das; mein materieller
Mensch in seinem Hanfe bisher die Neugier immer
grob an der Thür abge fertigt batte.
Sie sollen gleich Ausschluß haben. Pas Gebäude,
in dem wir uns befinden, ist eigentlich ein Garten-
haus, zu meinem Schlosse gehörig, und von diesem
nur durch den Pack geschieden. Eines Morgens, da
ich noch im Schlosse on tümilst- wohnte, slürzt mein
Severin mit der entsetzlichen Nachricht an mein
Bett, die Cholera hätte bereits mehrere Personell
der Schloßdienerschast ergriffen und er habe sogar
schlimmen Verdacht auf Comlesse Siona, meine lie-
benswürdige Nichte, und selbst auf — meine Ge-
mahlin, da das ängstliche Hin- und Herlaufen und
Getriebe die Wichtigkeit der Personen zu verrathcn
scheine. Bisher hatten nur Gerichte über die An-
näherung des asiatischen Würgengels uns geängstigt,
nun aber erschien er in meiner furchtbarsten Nahe,
war vielleicht nur durch ein paar dünne Tapeten-
wande von mir geschieden! Meine Situation war
furchtbar. Eine kleine Weile starrte ich ins Blaue,
dann faßte ich mich, wie ein Mann muß, stürzte
ans dem Belle, IN die Kleider, an den Schreibtisch,
und schrieb zwei Zeilen an meine Gemahlin, mit der
ich, beiläufig getagt, ans sehr hohem Kuß lebte.
Ich empfahl ,hr dringend die Sorge für Siona, die
ich sehr l cbc, mehr als — meinen eigenen Sohn.
Pas Herz blutete nur, sie nicht mehr zu sehen, sie
dem gewissen Untergänge überlassen zn müssen.
Aber die Gefahr war zu dringend, die christliche
Pflicht der SelosiciHaltung überwog die Lust, mit
männlichem Mulhe zu prunken, wo er nichts helfen
konnte. Ich packte also meinen Nothkasteu aus, den
ich für alle Fälle bereu hielt, meine beiden trcnsien
Bedienten mußten die andern Koffer mut den vor-
sichtig angeschafften Nemcdien aulnehmcn, und so
zog ich Knall und Kall in dies Gartenhaus, das Zur
augenblicklichen Absperrung so geeignet war. Wäh-
rend einiger Tage bemühie ich Mich um eine sichere
Reiseroute, denn ich wollte fort aus diesem unseli-
gen Lande. Allein- ich hörte nun, das Uebel herrsche
ringsum, und jetzt beschloß ich, gestützt aus meine
medizinischen Kenntnisse, das mörderische Ungeheuer
wenigstens nach Kräften von mir abzuwchren. Ich
ließ also, mich ganz zu isoli-ren, so viel Proviant
her bei schaffen, als möglich, um noch einigen Raum
für Lust, Bewegung, Geflügel und Schweine übrig
 
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