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Der Neckar-Bote: Wochenblatt für amtl. u. Privat-Bekanntmachungen (8) — 1844

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https://doi.org/10.11588/diglit.42423#0297

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per Neckar-Lote crschcmt
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n freitags Der.'Ikonnemenis-
pi,,s tnirägi für ein Iat>r i st.
36 kr., für cur halbes Jahr 54
kr., für ein Vierteljahr so kr.

Neck


GS.

Dienstag, dm 27. August 1844.

Die Einrückunqrgebühr für die
gespaltene Zeile oder deren
Raum betragt 2 kr. Lei An-
zeigen. worüber die Ervedilion
Auskunft eliheilc, 3 kr.


VunttS mrs der Wert.
Die Regieriingsbtättel von Baven und Darmstadt
enthalten eine Verordnung, narb welcher den Thron-
folgern in beiden Staaten, das Prädikat „königliche
Hoheit" und den übrigen Prinzen und Prinzessinnen
„Grvßherzoglicbe Hoheit" beigeicgt wird.
Philipp Merian zu Bafel, Ehrenbürger von
Freiburg, bat dieser Stadt ein ausserordentlich reiches
Geschenk durch Sliftuug von LtststlO st. zu verschiede-
nen woblthathigcn Zwecken gewacht. Davon wurden
30000 si. voin edlen Geber für einen Fond zur Un-
terstützung armer und alter Dienstboten, und 24000 st.
für ein Waisenhaus bestimmt.
Die Anführer der berüchtigten Räuberbande, die in
der Gegend von Breslau ihr Wesen treibt, Alexander
Greinert und Pfinz sind nach einem hartnäckigen Kampfe
in einem Försterhause, in das sic sich geflüchtet und
das sie angczündet hatten, am 14. d. M. gefangen
worden.
Am 12. ds. ist in Petersburg die Großfürstin Ale-
xandra >n ihrem neunzehnten Jab re gestorben, nachdem
sie zuvor von einem Prinzen, der aber gleich nach der
Taufe starb entbunden worden war.
Trotz allen politischen Evmplikauonen wird der Be-
such des Königs Louis Philipp in England stattfiudeu
und wahrscheinlich nicht wenig z r Erhaltung des all-
gemeinen Friedens beitragen.
In Marokko geht's dock' nickst so schnell, als der
Prinz von Iviiiville geglaubt Hatz ein Tbefl der fran-
zösischen Flotte soll stark gelitten naben, und ist dcß-
halb nach Cadir znrückgekehrt nm den Schaden aus-
znbessern. Eine halbe Stunde von Tanger waren
12000 Beduinen aufgestellt um die Landung der Fran-
zosen zu verhindern z und narb Rachricksten über Tou-
lon aus Algir soll Marschall Bugeaud durch die ma-
rokkanischen Truppen unter Abd-e!-Kaders Leitung ei-
ne tüchtige Schlappe erlitten haben.

Freudenreich und Dolorosuv.
zFoiiscßung.)
Seid mir gegrüßt, ninioo! begann Cassini mit
übertriebener Freundlichkeit, seid mir gegrüßt! Wir
haben Euch lange entbehrt, doch ließ cd sich auch
wohl vcrmuthcn, daß Ihr Euch nicht so schnell aus
Armidcns Zaubcrgärten losreißcn würdet. Und
doch glaube ich, bückte ich, daß Ihr nur gekommen
seid, um uns bald auf immer zu verlassen.
— Ich Neapel verlassen/ fragte Ludwig, ich ver-
stehe Euch nicht. Erklärt Euch deutlicher.
— Aus Giufcppo's, Eures getreuen Lazzaroni
Rede stieg mir die Vcrmuthung auf, antwortete
der Marchefe, er hätte Euch einen Brief aus Eurer
Heimat gebracht, der Euch viel Freude gemacht, fo
viel Freude, daß Ihr dem Schuft sogar eine volle
kstoldbörfe geschenkt habt.

— Ganz recht! st>l Ludwig ein, ganz recht! der
Brief mqcht mir viel Freude.
— Also doch von Eurer Braut? fragte lächelnd
Cassini.
— Da habt Ihr wieder recht! antwortete Lud-
wig. Doch wißt Ihr auch schon, was sie schrieb?
— Ich kann es fast vermuthen! meinte der Ita-
liener, Was wird es anders fein, als zärtliche Ver-
sicherungen, die Bitte, hcimzukchrcn und in ihren
Armen glücklich zu sein?
Gefehlt! sprach lachend Ludwig, weit gefehlt!
Wohl war der Brief von Julianen, doch nur, um
mir zu melden, daß sie ihre Hand nicht mir, son-
dern einem Andern reichen wird.
— Ihr scherzt! siel der Marchese ein.
— Ganz und gar nicht! antwortete der Fröhliche,
ich sprach d,e Wahrheit Sic selbst hat mich meines
Wortes entbunden, ich bin fetzt srci, doch werke ich
cs nicht lange bleiben. Ich liebe Tcrcsina, sie mich
wieder, in wenigen Tagen reicht sic mir die Hand,
um mir hier an ihrer Seite eine neue Heimat zu.
gründen.
Eine schnelle Röthc übcrstog das in heftiger Be-
wegung arbeitende Gesicht des Marchese, stumm
stand er einige 'Augenblicke, doch sich gewaltsam
selbst bekämpfend, sprach er endlich mit Fassung:
Verzeiht, daß ich nickst sogleich Euch meinen Glück-
wunsch karbrackste, doch überraschte mich Erstaunen
und Freude zu sehr!
— Ich weiß, antwortete Ludwig, ich weiß, daß
Ihr cs mit mir gut meint und danke Erich herzlich.
— Doch fetzt verzeiht Ihr wohl, daß ich Euch ver-
lasse. Die Liebe ist ein gar mächtiger Magnet und
zieht mich zu Tcrcsina. Ich sehe Euch f« wohl recht
bald wieder und thcile Euch meine Wonne, mein
Entzücken mit!
— Geht nur, sprach scherzend der Marchese,
geht nur, Ihr kalter Deutscher, dessen eisige Kälte
geschmolzen ist vor den Strahlen einer italischen
Sonne. Gern tritt der Freund bescheiden zurück,
wenn die Liebe süß und zärtlich winkt. Bittet Tc-
resina in meinem Namen, auf mich, den Verkann-
ten , ein wenig freundlicher hcrniederzublicken. Adio!
Ludwig eilte zur Geliebten, die er nun bald ganz
besitzen sollte. Der Marchese schlich, in sich gekehrt,
längs dem Strande der Meeres hinab. — Tbörich-
tcr Fant! murmelte er, der Du schon wähnst, am
Ziele Deiner Wünsche zu sein! Du irrst! Noch
steht Dir ein mächtiges Hinterniß entgegen und das
bin ich! Du hast Dir selbst Dein Urthcil gespro-
chen. Dein Untergang ist beschlossen, Du fällst
als ein Opfer meiner Rache!
.sZortscx.ung folgt.)
 
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