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Der Neckar-Bote: Wochenblatt für amtl. u. Privat-Bekanntmachungen (8) — 1844

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https://doi.org/10.11588/diglit.42423#0025

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D»r Nrckar-Do tk erscheint
wöchentlich zweimal, Dienstag»
u. Freitag» Dcstestuiigcn kön-
nen bei der Erpcdiiian i» Hei-
delberg , bei .etautm. Lempp
in Mosbach, Kausm. Frank in
Adelsheim. Abraham Stumps
in Eberbach und bei allen Post-
Aemtcrn gemacht werden.

Neckar-Bote.
Dienstag, den 16. Januar 1844.


Der AbonncinentSprci» betrögt
für ein Jahr i st. 36 kr, für
kni halbe» Jahr 5/, kr. für
ein Vierteljahr 3o kr. Die
Elnrückunaägebühr für die ge-
spaltene Zeile ad. deren Raum
beträgt 2 kr. Bei Anzeigen,
worüber die Erpedition Aus-
kunft erlhcili, 3 kr.


Vuntes aus der Weit*
In der 16. Sitzung der zweiten Kammer beschäftigt
sich dieselbe mit den Gesetzentwürfen, die Trennung
mehrerer Nebenorte und Erhebung zn selbstständigen Ge-
meinden betr., welche unverändert angenommen werden.
Außerdem kommt die Angelegenheit des Abgeordneten
Kuenzer zur Sprache; die Kammer wird benachrichtigt,
daß der Abg. Züllig wegen Kränklichkeit seine Entlas-
sung eingcgeben, und daß in Waldshut Florian Buhl
V. I. von Ettlingen zum Abg. gewählt worden ist. Fer-
ner werden mehrere Petitionen angezeigt, und von der
Regierung das Budget der Post- und Eisenbahnver-
waltnng, sowie das Budget für 1644 und 1643 über
den Aufwand für Anschaffung des Eisenbahnbetriebs-
materials vorgclegt.
In der 17. Sitzung nimmt die Kammer den Antrag
auf Genehmigung der Wahl des 6. Aemterwablbezirks
(Waldshut re.) an. Der Abg. Buhl wird beeidigt. Fer-
ner ersucht die Kammer die Regierung, mit Nichtbe-
achtung der-in Seelbach (Amts Lahr) vorgenommenen
Wablmäuuerwahl eine neue vorzunchmcn, und sodann
das Weitere über eine Dcputirtenwahl in Lahr anzu-
ordnen.
(Aus der D.Z.) Um seine dritte Fran zn heiratbcn
und das Vermögen der ersten ihr zuzubringen, sperrte
in Schwäbisch-Hall ein Rabenvater seine 17jährige
Tochter in einen engen kurzen Kasten, der in einer
dunklen Kgmmer stand. Seit vier Wochen befand sich
das Mädchen in diesem Kerker und bekam täglich nichts
weiter als zwei bis drei Kartoffeln zur Nahrung. Die
Nachbarn wurden endlich aufmerksam, und zeigten es
bei der Behörde an. Man fand die Unglückliche und
zog sie aus dem Unrath bei vor, von Fäulniß und Un-
geziefer angefreffen, völlig zusammengekrümmt und un-
fähig, sich ordentlich aufzmickten. Man verhaftete so-
fort den Tbater, den Messerschmied Wurm, einen eif-
ngen Pietisten, mit seiner Verlobten.
Nach Algier geben bedeutende Einschiffungen aus
Frankreich. Seit dem 1. Oktober v. I. sind ungefähr
10,600 Manu Truvpen und 3000 Eolonisten dorthin
abgegangen. Diese Auswanderer sind größtcntkeils aus
dem Elsaß und der Schweiz. — Abd-el-Kader ist in
das Innere doS Landes gegangen, wie die Franzosen
glauben, auf Nimmerwiedersehen.
fAus dem franz. Eonstitutionel.) Die neuesten Nach-
richten aus dem Mittelmeere melden, daß man von
allen Seiten in der Verfolgung der Seeräuber begrif-
fen ist, welche sich vor einiger Zeit gezeigt haben. Man
fürchtet, daß sie sich in den Ozcan geflüchtet haben.
Ist dem nicht so, dann sind gute Aussichten vorhanden,
daß man sie einbokeu wird. Mehrere englische, fran-
zösische und griechische Dampfschiffe und ein amerika-
nisches Kriegsschiff sind auf einem Kreuzzuge begriffen,
mK verfolgen alle Fahrzeuge, welche sie gewahren.

Sechs Leichen ohne Köpfe hat man auf Brettern in
der See schwimmen gesehen.
In Spanien sind die Eortcs vertagt worden. Die
Königin Marie Christine wird Anfang Februar nach
Madrid zurückkehren. Das Fort Figucras unterhan-
delt mit den Belagerern wegen einer Capitulation.
Statistisches. Im November 1643 wurden in
Deutschland 22 Eisenbahnen befahren auf einer Strecke
von 240 geograph. Meilen. Auf denselben wurden in
genanntem Monat 309,643 Personen und 930,790
Etr. Güter befördert. Die Gesammtcinuahme betrug
463,906 Tblr. Die rheinische und hannoversche Bah-
nen sind bei diesen Angaben nickt mit cingcschlvssen.
Im November 1842 betrug die Einnahme nur 341,731
Tblr. und es wurden 408,600 Reisende befördert.
In, Hafen von Antwerpen sind im verflossenen Jahr
1360 Schiffe mit einem Gehalte von 242,006 Ton-
nen (1 Tonne sind 20 Ctnr.) seewärts eingclanfen.
Davon waren 243 Hannoveraner, 100 Preußische, 2
Lübecker, 96 Mecklenburger, 8 Oestreickische, 9 Ham-
burger, 20 Bremer, 4 Kniphauser (Oldenburger), im
Ganzen 482 aus Deutschland. Aus England kamen
nur 293, aus Holland 99, aus Amerika 79. Man
sieht, daß die deutsche Seefahrt für Antwerpen bei wei-
tem die wichtigste ist, und bringt man »och die Eanal-
uud Eisenbahnverbindung in Anschlag, so tritt die Be-
deutung, welche diese Stadt für uns und Deutschland
für sie har, noch deutlicher hervor.
Der alte Erzbischof von Eölu leidet in Münster an
völliger Geistesverwirrung.
Der Ncckarboten-Setzer hat in der vorigen Nummer
über Frankreich einen Druckfehler zn Tag gefördert,
indem er dort statt 13,000 nur 1300 Franzosen in
politische Prozesse verwickeln und verurtheilen ließ.
Hätte er dock reckt gehabt, es sind die 1600 doch
immer noch zn viel.

Die Neujahrsnacht.
(Fottseßung.)
„Die Freude," nahm Martin das Wort,
„macht mich ganz stumm, lieber, gnädiger Herr,
wenn das nur meine Alte, Kranke gleich wüßte.
Die hat Ihrer oft gedacht, selbst in ihren Schmer--
zenstagen."
„Und was macht mein Mariechcn?" fuhr der
Fremde fort, „das fromme, gottfcllige Kind, das
meiner so forgfam gepflegt?"
„Nun schlimmer, glaub' ich, ist sie seither nicht
geworden," versetzte Martin etwas selbstgefällig.
„Aber," fuhr er, noch immer in feiner Verwun-
derung fort, „wer hätte jenen armen, unglücklichen
Studenten, der Sic damals waren, jetzt in Ihnen
erkannt! Doch wie stch meine Marthe freuen wird,
lieber, guter Herr! und das Kind, wenn ich es
 
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