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Der Neckar-Bote: Wochenblatt für amtl. u. Privat-Bekanntmachungen (8) — 1844

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https://doi.org/10.11588/diglit.42423#0437

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Der Neckar-Bot« «rschcint
«>üchentlich zweimal, Dicnslaq»
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Auskunft erthcilt, ii kr.

Freitag, den 20. Dezen^ber ü I Z 4-.

LZuntcs mrs der Leit.

Der edle katholische Priester, der so frei und niuthig
sein Urtheil üdce die vom Bischof Arnolti und Genos-
sen veraustalketc Rockfahrt ausgesprochen hat, gibt jetzt
in Folge dce au vielen Orten ilnn ziigedackten Adres-
sen und Sammlungen eine Erklärung, die wobl ganz
geeignet ist, die höbe Achtung und Tdeiluadiue für die-
sen Mann zu vermeinen. Sie lautet: »Ich will kein
Tagcöheld sein, ich habe es nie gewollt; man soll mich
nicht bcadressen, man soll nicht für mich sammeln; ich
will weder Ruhm noch Geld! Der Rubin darf mich
nicht reizen, mein Brod verdiene ich mir durch meine
Arbeit. Meine Sache ist die des reinen Katholicismus,
ihr bleibe ich treu. Bitner »vollste nickte Anderes!
Johannes R o nge. »
Nachdem das Eis gestern Narbt durch das cingetre-
tenc Tbauwciter sich gelöst und ohne Schaden zu ver-
ursachen abgegangen ist, wurde die Ncckarbiücke in
Mannheim beule wieder anfgesahren.

Die bessische Staudeve, saminlung ist bis Ziim 11. Ja-
nuar vertagt, nur die zum Finanzausschuß gehörigen
Kamme»Mitglieder bleiben.
Die Rlndvicbpest soll in Bobinen und kein Erzher-
zogtbum Oestreich bedeutend im Abuebmen begriffen sein.
Die spanischen Eortes haben am 4. Dez. das Ganze
des Rcformeutwurfs der Evustitulioti mit 124 gegen
16 Stimmen votirt. Daö Land ist nock keineswegs
bernhigt, und die immerwäbrenden Hinrichtungen und
Verbannungen bieten einem Ve.Hcke Esparterv's oder
irgciid einer andern Partei ein leichtes Mittel, die öf-
fentliche Meinung siir sich zu gewinnen.
Französische Blatter versichern, Abb-el-Kader habe
seine Truppen enllassen uul- sieb in daS Innere Ma-
rokkos zurückgezogen.
Der Feldzug der Franzosen gegen Marokko soll mebr
als 24 Millionen Francs gekostet buben.
Tie Herzoge von Ioinville und von Auinale und die
Gemahlin des lctztcrn sind am 6. zu Marseille wieder
angekommen.
Der deutsche Hilfsoercin in Paris bat seit seinem
Entstehen in letztem Frübjabre über 6000 Frcs. einge-
nommen, von denen die Hälfte etwa verwendet ist. Bei
weitem am meinen wird die Unterstützung von Hesscn-
Darmstädiern angcsprocken.
Nack Privatbriefen aus Nordamerika soll der neue
Präsident Pvlk, daS entschiedene Haupt der demokrati-
schen Partei, sich sehr günstig für den Vertrag mildem
deutschen Zollverein ausgesprochen haben. Man zwei-
felt daher nicht, daß er demselben seine Ratifikation
rrtheilen und ihn dein nächsten Evngreffe ohne Zögern
vorlegen werde.

Daö Marimbildchm in Deutz.
(Foriseimng )
„Gemach, mein Freund! Wir wollen doch sehen,
ob dieser Fund uns nicht noch zu andern Entdeckun-
gen Hilst. Es ist in der That ein hübsches Gesicht-

chen, nur finde ich die Frisur auffallend antik.
Oder dehnt sich in Koblenz der Geschmack für das
Rococo bis auf die Frisuren der Damen aus? Ich
tollte nicht meinen. Halt! Hier entdecke ick Buch-
staben. Ein Ist... ein A... da haben wir cd; Maiie
heißt Ihre unbekannte Göttin "
„Zeigen Sie!" rief der ungestüme Robert, daS
Bild an sich re ßend; er verschlang cs beinahe mit
den Augen, bedeckte cs mit KÜffen und lispelte;
„Marie!"
Heinrich plauderte weiter: „Marie! da? Bild
einer Marie, gesunden im Marienbildchen zu Deutz!
Unbezahlbarer Wort - und Sachwitz! das Marien-
bildchcn im Marienbildchen! das muß von einer
guten Vorbedeutung sein; wir stehen an der Kata-
strophe eines Lustsoicis."
Unterdessen hatten sich immer mehrere Besucher
cingesiindcn und bereits waren die meisten Tische
beicht; Kaffe wurde bestellt und die Musts begann;
die durch die Dumont'fche Zeitung angekündigte
„Harmonie und Kaffeegesellschaft" war also im
vollen Gange. Da kamen einige Damen und Her-
ren gerate aus die beiten Frcuntc zu; sic nickten
und winkten
„Meine Familie!" sprach Robert zu seinem
I-rcunte, nut ging ihnen entgegen.
Hei,» - ich wart vorgcstcllt und das Gespräch wur-
de allgemein. Der heitere Reisende sand sich bald
heimlich in diesem gemüthlichen Familienkreis, an
dessen Scherze Robert nur wenig Thcil nahm, und
binnen einer Stunde war er völlig zu Hause.
„Geben Sic sich keine Mühe, mein Herr!" sagte
die Großmutter, eine der liebenswürdigsten Matro-
nen, „diesen jungen Murrkopf ausheitern zu wol-
len. Vergönnen Sie vielmehr uns,'die Gesetze der
Gastsrcundsckast, die er mit Füßen tritt, Ihnen
gegenüber aufrecht zn erhalten "
Heinrich küßte der alten Dame die Hand und
jagte: „Ich bemiileitc meinen Freund. Er ist
traurig. Weshalb? Ihn stiehen alle Freuden..."
„Im Gegentheil, mein Herr! Im Gegentbcil!"
unterbrach die Großmutter eifrig. „Ihn stieben
nicht alle Freuden; sic werten ihm vielmehr entge-
gen getragen, aber er stößt sie cigcufinnig zurück.
Es ist nicht gut, daß der Mensch alleine sei, darum
will ich ihm eine Gehülsin geben, die um ibn sei,
sagt die heilige Schrift. Ich, Vater und Mutter
wühlen für den jungen Herrn eine Braut aus, die
fchön, reich, liebenswürdig, kurz Alles ist, was ein
junger Springinsfeld nur irgend verlangen kann,
wir verkündigten ihm sein Glück mit Entzücken, aber,
was meinen Sie wohl? Er will nicht!"
 
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