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Der Neckar-Bote: Wochenblatt für amtl. u. Privat-Bekanntmachungen (8) — 1844

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https://doi.org/10.11588/diglit.42423#0293

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Der Neckar-Bote erscheint
wöchentlich zweimal, Dienstag-
».Freitags DerAbonnemcntS-
prcis verrägl für ein Jahr r st.
56 kr., für «n halbes Jahr 5/s
kr., für ein Vierteljahr Zc> kr.

SS.

eckar-

ote.



Freitag, den 23. August 1844.

Die Einrückiingsgcbühr für die
gespaltene Zeile ober deren
Raum beträgt 2 kr. Bei An-
zeigen, worüber die Erpcdition
Auskunft crtheilt, 3 kr.

Vuntes aus der Leit.
Der neue Generalgouverncur von Ostindien soll bei
seiner Anwesenheit in Alerandrien mit Mehemed Ali
einen Vertrag zu Stande gebracht haben, nach welchem
ihm und seinen Nachkommen von der englischen Re-
gierung die Erblichkeit der Herrschaft in Aegypten
zngesichert wird, ohne daß eine andere Macht inlerve-
niren könne. Dagegen habe Mehemed Ali der engli-
schen Regierung das Recht zugestandcn, den Schutz ihrer
Unterthanen in Aegypten nach eigenem Gutdünken zu
regeln, auch habe er ihr die Befugniß bewilligt, die
nach Ostindien bestimmten Truppen durch Aegypten zie-
hen zu lassen. — Nach einer neuen Nachricht will Me-
hemed Alt abdanken und sein Leben in Mekka als Bet-
bruder beschließen. Er soll auch bereits seinem Sohne
Ibrahim Pascha das Staatssiegel übergeben, dieser sich
aber geweigert haben, es anzunehmen, so lange sein
Vater lebe.
In England ist die Akte zur Abschaffung der Einker-
kerung wegen Schulden unter LO Pfund Sterling vor
einigen Tagen in Wirksamkeit getreten und durch Auf-
hebung dieses abscheulichen Gebrauches eine Menge Per-
sonen aus den Gefängnissen entlassen worden. -
Guizot hat dem Prinzen von Joinville das Bombar-
dement von Tanger sehr übel genommen und sich über
dessen jugendliche Hitze beklagt. Den Morgen, nach
dem die Nachricht eingetroffen war, zvurde Eabinets-
rath gehalten und neue Depeschen an den Prinzen ab-
gefertigt. Das Ministerium will einen Specialagenten
nach Marokko senden, um neuerdings eine Probe mit
friedlichen Mitteln zu machen. Der Kaiser von Marok-
ko hat erklärt, wenn der Sultan der Franzosen seinen
General Bugeaud absctze, so werde er Abd-el-Kader
aus seinem Lande verweisen; die Nachricht von der
Ermordung des Letzteren bestätigt sich also nicht, und
er wird den Franzosen wohl noch viel zu schaffen machen.
Der östreichische Contreadmiral Bandiera Kat sich auf
die Nachricht von dem Tode seiner beiden Söhne aus
dem Staatsdienü zurückgezogen.
Auf einer Reise »ach Eßlingen hat sich der bisherige
Stadtrichter von Stuttgart, Oberjustizraty Rümelin,
erstochen.
Die russische Regierung hat einen Ferman zu erwir-
ken gewußt, nach welchem die Streitigkeit über das
Recht, das heilige Grab in baulichem Stande zu er-
halten, zu Gunsten der griechischen Kirche entschieden
'wird. Diese wird nun unter russischen Anspielen eine
neue Kuppel über die Kirche des heiligen Grabes bauen.
' Moritz von Haber hat dem Buchhändler Becher in
Stuttgart die ganze Auflage des Sarachaga'schen Ver-
mächtnisses abgekaust, und dieser erklärt, daß von dem
Buch kein Eremplar im Buchhandel mehr zu haben sei.
Zugleich erscheint aber eine Ankündigung, daß die ganze
Dnellgeschichke als Roman unter der Presse sei und dazu
die hinterlassenen Papiere Gölers benutzt würden. Der
Roman wird den Titel haben: Julius und Ma-
thilde, ein wahrer Roman.

Freudenreich und Dolorosuö.
(Fortsetzung.)
Ganz ergebenste Schlange! rief der Exbräuti-
gam, indem er den Brief in der Land zerdrückte.
Kür einen Engel der Sanftmut!) hielt ich sie, glaubte
mit ihr im Vaterlande glücklich zu sein! Aber auch
da wieder getäuscht! Kahre hin mit deinem mali-
tiöscn Lammlein, heirathet Euch und —. Aber bin
ich nicht ein Thor? unterbrach er lachend sich selbst,
daß ich mich über den angenehmen Kanzlcistyl die-
ses Briefleins ärgere, daß ich Julianen zürne? Wer
hieß mich auch, dem Mosje Leberccht meine Liebe
zu Leresina vertrauen! Freilich der Zungenlöfcr,
der Wein that's, als der Lerr Maler seinen letzte»
Abend in Neapel bei mir zubrachte. Und doch war's
gut! Juliane hat für den schlichten Doctor jetzt ei-
nen gewaltigen Staatsdiencr zum Manne, und küs-
sen möchte ich sie dafür, daß sie mir jetzt meine
Person zur eignen Disposition wieder gegeben. Wir
sind quitt, denn für die wiedererlangte Freiheit
gönne ich ihr gern die Lalfte meines Vermögens, die
ich ihr zum Eigenthume verschrieb und die meinem
vormaligen Hualgeiste, dem Stabtgcrichtsdirektor
nicht übel munden wird. Jetzt erst bin ich glücklich
und Teresina ist mein oder sch vielmehr der Ihre.
Seid gesegnet ihr zierlichen Kratzfüße des Brief-
leins und Du, mein Krcudcnbote Giuscppo! rief er
diesem zu, der die Arme untergeschlagen, mit ruhi-
ger Verwunderung die Freudenäußcrungen des Sig-
nor Dottore zugeschaut. Komm her, Giuseppo!
Wisse Mensch, daß Du mir eine herrliche Nachricht
gebracht, gerade in dem Augenblicke, wo ich sie höchst
nöthig brauche! Da nimm! sprach er, Giufeppo seine
Börse hinwerfend, da nimm und freue Dich mit mir!
— Das will ich, Signor! antwortete der erfreute
Bursche, das will ich! habe mich schon lange auf eine
Flasche guten Meins gefreut, nun will ich Eure
Gesundheit darin trinken. Es ist mir lieb, daß ich
Euch gute Nachricht gebracht, doch ist die Börse
dafür wohl zu schwer. Deswegen bleib' ich Euer
Schuldner und werde Euch, geehrter Signor! meine
Schuld durch einen Dienst abzutragen suchen, der
aber höchst vortrefflich sein muß. — Jetzt muß ich
nach der Stadt zurück, unterdcß beschütze Euch St.
Gennaro! L vivu!
Die Mütze schwingend, ruderte er jiibclud über
den dunkeln Spiegel des Meeres fort. Ludwig eilte
zu Teresina.
Ein frischer Wind trieb am andern Morgen das
Boot der beiden Liebenden zurück nach der Stadt.
Kaum in seiner Wohnung angelangt, trat der Mar-
chese zu ihm ein. (Fotsetzung folgt.)
 
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