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Der Neckar-Bote: Wochenblatt für amtl. u. Privat-Bekanntmachungen (8) — 1844

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https://doi.org/10.11588/diglit.42423#0419

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Der Ntck>i>--Boic erscheint
»I'chenllich preiin«!, Dier.slaqe
«i. Aren.iqe Dci .ironnl meins-
preis b-rrci^i für ein Joiir i ft.
R>kr., fui ein ii.iti'es Z»t>r5/,
tk., für ein Luiletjahr io kr.


SS.

Dir tkinrückiuiqsqedühr für >ik
qespaiienc Zelle oder deren
Raum tnirüqi 2 kr. Bei An-
zri.ien welche, die Sipedrtl»»
Auskinisl erlheltl, j kr.

Freitag, den 6. Dezember 1tt44.

LZuntrs aus der Lett.
MosbaR, öO. stiev. Die Herren Markgrafen Wil-
helm und Marumliaii von Baden grosiberzogiiebe Ho-
k'eiten Naben ben Gemeinden Hörbstdcrer StauVcSherr-
sRaft Zivnigeuberg seit langer Zeit eine Reibe bleiben-
ber ^VoRidareu und llutei üüizuugen guädigst zusiieuen
lassen. Jetzt ei freut sieb wieder die Gemeinde Zwingen-
berg einer für alle Z kauft wirksamen Unterstützung
Ibre grvvsierzoglilt>en Hoheiten lassen nämlich dieser nn-
bemillellen Gcnieinde ein g>asl>bai!S nebsi Zugeiiördeii,
einen Geuieiudebackofeu mit nstviuniug für den Gemein-
dcbäcker, sowie Wvbu-, Scklaf-, K-anken- nnd Ar-
beitoziniincr fnr die Ottsarmeii und eine Wohnung fnr
einen Aaiseuer der Ärmenaiislalten bauen, au-b die snr
letztere uoihigeu Auschaffuiigeii an Betten rc. rc. warben.
Eö ivird uanilieb den Armen der Gemeinde in diesem
Gebäude unter der A sssiebt eines Verwaltuugsraths fort-
wäbreno Kon, Wohnung, Kleidung und Pflege, nebsi
arzNicuer Hülfe in kranken Tagen verabreirbt weiden,
webe, van'ir gesorgt wird, dasi diejenigen, nklebe niel't
ganz arbeiksnnfabig sind, passende Beschäftigung und
Verdienst erbalien. Es wird bierdiirrb die Rotb vieler
Leidenden geiiillt werden. Dank den lwrberbabenen Ge-
bern! Gent erbalie Hochstdiciclben noch lange in H o chst -
tyrcm segensreichen Wiltnr!
Ein eben eischieneneö Rescript der bairisrt'en Regie-
rung sierlt abeiinalö eiiie Reibe auswärtiger Journale,
nnd zwar sämmUiebe würtembergische, badiscbe, hessi-
s.be, rueinisel'e, hannover'sche Blätter, unter Nact-ceu-
sur. Bei einigen andern Zeitungen ist dies obnebin sebon
länger der Fall. — Man spriebt auch von eincni be-
absirlti.sien Verbote deS »ewigen Juden.« Dasi dieser
Roman bereits in Paris von der Kanzel berab den
Pfarrkindern verboten worden ist, ist bekannt.
Uebcr die Rack-riebt, daß die bairische Staatsregie-
rnng die Kuiebeuguug der protestantischen Militärs vor
dem Sanctissimum abgesckassk babc, bat sich der Leser
leider aneb nuisonst gefreiit. Deiin erstens sind uubl
alle protcstantisebeu Militärs davon ausgenommen, son-
dern nur die Gemeinen; zweitens auch die Gemeinen
nur bei den seltenen! Veranlassungen, und nicht bei den
läglicts verkommenden; drittens ist die'Verordnung nur
eine provisorische, also ausdrücklich keine erledigende.
Ilm >> Nov. wurde zu Kanzell in Baiern die Gat-
tin deü SchnUebrcrö Habu ermordet. Der Tbater er-
drosselte die Unglückliche, die nahe daran war, Mut-
ter zu werden, mit den Schnüren der im Zimmer be-
findlichen Hänguhr. Der Verbrecher soll nicht, wie
anfangs angenommen wurde, der Versuch zu rauben,
zum Beweggrund gehabt haben.

Daö Marienbildchen in Deutz.
Unler den schattigen Baumen, welche sich vor
dem Gast Hose des »Bi grien bi lechen-- in Deutz so ma-
lerisch längs dem Rhein c.usbreilen und mit ihren

grünen Zwciglein dem lechzenden Wanderer so
freundlich zuwiuken, saßen in den eitlen Raebmit-
tagsstunden zwei jun.«c Manner, Mil einer Z-lasche
edlen Johannisberger beschäftigt.
Der Aelteste von ihnen, ein Nordländer, der
sich zum ersten Riale an den Ut'ern des ichöncn
deutschen Strome» befand, ein Dieblergcnntth voll
Lust, Laune und Empsindnna, schlürfte behaglich
einige Tropfen des feurigen Weines und ries dann
seinem Kölner Gastfreunee zu:
»Ich bitte Sie, nm Goll» »willen, sieber Robert,
erbarmen Sic sich meiner nnd lassen Sic die dustere
Wolke des Nachdenkens von Ihrer Sttrne verschwin-
den! Sic haben das Ansehen eines Menschenfein-
des inmitten dieses reichen, lebrnvell-n Gemäldes.
Kommen Sie, ich will Ihnen einen Toast zu« rin-
gen, der in Ihren rheinischen Landen stets Anklang
findet: Alas Köln!«
Robert Kob das GlaS und stieß mit dem Ircunde
an; dann aber versank er wieder in sein melancho-
lisches Schweigen.
»Nein, das ist nicht zum Aushalten!« begann
Heinrich komisch zürnend. »Ich lebe schon, Sic glei-
chen in Ihrem Widcrspicl der brandenden See, die
immer wilder und aufgeregter wiid, je mehr der
Nordwind ibr zudonuert; Sei stille, Liebchen, sci
tiille! Da kann der Schisser die lobenden Wellen
nur beschwichtigen, wenn er eine Tonne voll Del
über Bord gießt. Machen Sie es auch so! Lassen
Sic es das Del des Vertrauens sein, das Sic in
die Wellen Ihres aufgeregten Gemüthes gießen,
und vertrauen Sic mir, was Ihnen kehlt.
Robert reichte seinem Gastseeundc die Hand und
schüttelte sich die dunklen Locken aus dem Gesichte:
»Verzeihen Sie mir, Heinrich, daß ich Ihnen
die Zeit, welche Ihnen für Ihre Reise so spärlich
zugemessen ist, mit meinen Grillen verkümmere!
Aber cs soll anders werden; ich w ll mich ändern!
Wir wollen lustig und guter Dinge sein! Heda,
Kellner! Eine frische A-Iajehe!«
»Nun, das heißt zerstreut sein!« lachte Heinrich
laut auf. »Wir haben ja eine noch fast volle Ila-
sche vor und, und Sic lassen das Ihnen eingeschcnkte
Glas ungenossen verdampfen! Ich sehe schon, Sic
sind heute eben nicht bcsondcrn Humors. Begegnet
Ihnen das öfter, mein Ireund?«
Robert leerte sein Glas, füllte ctz wieder und be-
gann dann mit herzgewinnendem Tone:
»Ich muß reden, Heinrich, damit Sie nicht un-
gleich von mir denken; ich muß und werde. Ver-
nehmen Sie also das Eine: Ich liebe!«
-Fsrisemuig folg,.)
 
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