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Der Neckar-Bote: Wochenblatt für amtl. u. Privat-Bekanntmachungen (8) — 1844

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https://doi.org/10.11588/diglit.42423#0423

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Dkl Nkckar-Dl'ic «'scheint
nn'chcnilich zwcim.it, Dienstags
u. Freitags Der 0i bvnne,neilis-
vreis tn'iragt für ein Zahr l st.
36 kr., für eiil halbes Ja!»' 5Zs
kr., für ein Bieileljahi 3<> kr.

SS.





Die EinrücknngSgebühr für die
gcspattcne Zeile oder deren
Raum beträgt 2. kr. Bel An-
zeigen, worüber die Erprdition
Auskunft crlhkiU, 3 kr.


Bmttrs c!U9 der Bett.
Das Regierungsblatt Nrv. 50 enthält unter andern
Dienstnackricbtcn auch die von der Ernennung des Stadt-
dircktvrö geheimen Raths v. Vogel in Heidelberg zum
Direktor der Regierung des Seckreises, und des vor-
siizeiidcn Raths bei der Regierung des Untcrrhciukrcises
Wallau zum geheimen Regieruugsrath. Die Kircbeu-
räthe l)r. Ullmauu und 0r. Umbrech in Heidelberg er-
hielten den Titel geheime Kirckcnrälhe, und die Pro-
fessoren Or. Lewald und Or. Rotbe den Titel Kirchenräthe.
Der Berliner Lokalvercin für das Wobl der arbei-
tenden atlassen ist nun ebenfalls zusamineugetrctcn und
hat in seiner ersten Versammlung, der 500 — 600
Manner auö allen Klaffen beiwohnten und in der es
sehr stürmisch herging, ein Eomite erwählt, welches die
Statuten festsetzeu soll. Mehrere Redner sprachen sieb
über die Hauptursachen der zunehmenden Verarmung auö,
denen kräftig entgegengewirkt werden must, wenn das
Ucbcl mit Erfolg bekämpft weiden soll. Es wurden mit
abwechselnden Zeichen der Beistimmuug und des Mißfal-
lens als solche bezeichnet: Mangel an Waarenabsalz
dureb den englischen Handel, das Matckincnweseu, Härte
und Wuckergesst der Fabrikanten, welche den Arbeitslohn
gedrückt Härten, daun das zu suche Heiraten der Arbei-
ter, die Sucht zum Brauntweiutrinken und die Verguü-
gungSsuckt. — Der Eentralvercin har beschlossen, cs solle
kein Mitglied deS Vorstandes etwas den Verein betref-
fendes ohne Gutheißung des Gesammlvorstaudeö veröf-
scnilichen lassen.
Es bestätigt sich, daß Zurbauo geschlagen und auf der
Flucht ist. Uebcr seinen Aufenthalt ist niebts gewiß, er
soll nach Madrid gekommen sein und sich dort versteckt
halten, oder nach Portugal geflüchtet sein. Das Gerücht
daß er sich erschossen babe, findet wenig Glauben. Seine
Frau und die Schwiegermutter eines feiner.Söbue haben
sich nach Madrid begeben, um die Gnade der Königin
für dicfen und seinen Oheim, die beide gefangen genom-
men wurden, zu erflehen. Es war zu spät; die Gefan-
genen wurden, 4 an der Zahl, am 2». Nvv. zu Lvgrouo
ohne vorgängigen Riebterspruch erschossen, und der Ge-
neral Oribe, der die Erekutiou verschob, um eine Ent-
schließung aus Madrid erwarten, bat seine Nachsicht
durch Abfetzuug gebüßt. — General Prim, zu Ljahriger
Verbannung vcrurtheilt, ist nach Eadir abgesührt wor-
deu..— 10 Generale haben den Befehl erhalten, sich un-
verzüglich aus Madrid zu entfernen. Dem 76jährigen
kranken Namirez, der auf die kanarischen Inseln gewie-
sen ist, wurde auf seine Bitte weder gestattet langer als
46 Stunden in der Hauptstadt zu verweilen, noch auch
nur einen Kammerdiener mit sich zu nehmen, was für ihn
einem Todesurtheilc gleichbedeutend sein wird. — Daß ein
so konsequent hartes und rauh soldatisches Verfahren der
Regierung die Gemütber entfremden muß, ist natürlich.
Mosbach, 50. Nvv. Ein Wort über die Pfer-
de z u ch t in dem A m ts bez irke Mvs bach undNc u-
deuau. Wer früher glaubte, wenn einmal Eisenbah-
nen die Länder durchziehen und Dampfschiffe auf Flüssen
und Kanälen dahineflcn, würde das Pferd, als ent-

behrlich, von seiner Wichtigkeit verlieren und die Pfer-
dezucht abuchmeu, muß schon langst von diesem Jrr-
tbum zurückgekommen sein. Wenn auch die Pferde bis
-etzt durch die Dampfkraft allmälig immer mehr von
den Reise-, Post- und Fracblwagen der großen Haupt-
straßen hiuweggedräugt worden sind, so hat gerade der
alle Vorausberechnung übersteigende Andrang von Ei-
senbahureiscnden allerwärts nicht allein entsprechend viele
Seitenfuhrwerkc für Pferde, und in den größeren Sta-
tiousorteu die sogenannten Omnibus- und Droschken-
anstalten hcrvorgerufen, mithin mehr Pferde nothwen-
dig gemacht, sondern auch bei der starken Konkurrenz
und dem allgemeinen Verlangen, schnell und stattlich zu
fahren, bewirkt, daß die besseren und schöneren Pferde
viel mehr gesucht werden, als sonst. Somit sind die
Eisenbahnen sowohl aus dem genannten Grunde, als
durch den allgemeinen Einfluß, den der vermehrte und
erweiterte Meusckenverkehr auf die Sitten, Geistesbil-
dung u. s. w. äußert, ein mächtiger Hebel für die Pfer-
dezucht geworden, und wenn wir in unserer Gegend
auch den Einwirkungen und Vortheilcn der Eisenbahnen
ziemlich fern sind, so wird dock auch bei uns die Ver-
mehrung' und Veredlung der Pferdezucht immer stärke-
res Bedücfniß werden. Es ist gewiß überflüssig, über
die Wichtigkeit der Pferdezucht im Allgemeinen etwas
zu sagen; wir wollen nur daran erinnern, wie hoch
schon seit mehreren Jahren die Pferde allgemein im Preise
sieben und wie thcucr ein gewöhnliches Pferd bezahlt
wird, wenn cs einigermaßen gute Figur hat. Das
Pferdehalteu bat iu unserer Umgegend seit einer kurzen
Reihe von Jahren sehr zugenommen: die Gemeinden der
Aemter Mosbach und Neudenau, welche 1056 ohngc-
fäbr 760 Pferde gehalten haben, zählen fegt fast 1100,
und in dem Amte Mosbach, welches im Jahre 1841
'8 Fohlen halte, werden dieses Jahr gegen 80, im
Amre Neudenau aber über 60 Fohlen gehalten. Aber
hier trifft mau auf den wunden Fleck, au, die Krank-
heit, au welcher die Pferdezucht in unserer Gegend lei-
det: die wenigsten Fohlen sind selbstgezogen, meistens
von Händlern gekauft, welche natürlich nicht gerade die
ausgewähltercu Stücke aus Bayern, Würtembcrg u. s. w.
einführen, diese müssen dann im Stalle groß wachsen,
und damit sie nickt steif werden, zu frühe angespannt
werden. Wahrend nicht sowohl die Vermehrung des
Pferdestandes, als die Veredlung und Vervollkommnung
desselben zu wünschen ist und so viele Amtsbezirke sich
der Tbciluahme au der Landesgestütsaustalt erfreuen und
von ihnen gerühmt wird, daß seit dem Bestehen der
dortigen Beschälstationen die Pferde im Allgemeinen
größer, schöner, stärker und schneller wurden, mehr
Feinheit und Ebenmaß der Glieder haben und edleren
Stolz in Gang und Stellung ausdrücken, deswegen
auch der Preis bedeutend höher geworden sei; haben
unsere Gemeinden sich an dieser Wohlthat noch nicht
betheiligen wollen. In den Amtsbezirken Mosbach und
Neudenau werden gegenwärtig gegen 500 Stuten ge-
halten, wovon jedenfalls die Hälfte zur Zuckt tauglich
ist, und noch haben die betreffenden Gemeinden sich nickt
herbeigclassen, das geringe Opfer zu bringen, welches
 
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