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Der Neckar-Bote: Wochenblatt für amtl. u. Privat-Bekanntmachungen (8) — 1844

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https://doi.org/10.11588/diglit.42423#0083

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Der Steckar-Bote »scheint
wöchentlich zweimal, Dienstag»
n. Freitag». Destciiungen kön-
nen bei der Erxeduwn in Hei-
delberg . bei Kautm. Lcmpv
in Moebach, Seaufm. Frank m
Ädcleheim. Abraham Stumpf

Neckar





IN Ebcrbach und belasten Post-
Aemtcrn gemacht werden.

Dienstag, den 5. März k LZ44.


Der Abonnementöpreit betragt
für ein Jahr i st. 36 kr, für
ein halbe» Jahr 5st kr. für
ein Vierteljahr 3o kr. Die
Einrückunadgebühr für die ge-
,'valicnc Zeile ad. deren Raum
betragt a. kr. Bei 'An;ciqrn.
ivarübcr die Erpedition Au»-
kunst ertheilt, Z kr.



Nuntes mrs der Leit.
In der 55. Sitzung der zweiten Kammer wurden
u. a. Petitionen übergeben von Landwirthen ans Schwe-
tzingen, Neckarau, Seckenheim und Plankstadt, so wie
von den Vorständen der landwirthsckafll. Bezirksstelle
in Mosback, und Landwirthen in Mosbach, Obrig-
heim und Neckarelz, beide die Errichtung von Acker-
bauschulen betr. Sodann berichtet der Abg. Hagclin
über eine Reihe von Petitionen, Straßenbau betr. Vier
solche (von Buchen und Walldürn, von Mosbach, von
den Gemeinden des Amts Mosbach, und von der Ge-
meinde Königheim) in Betreff der Straße von Heidel-
berg über Mosbach nach Würzburg, werden der Bnd-
gctkommission nach kurzer Verhandlung zngewiescn, nä-
heres also später vorkommen. Eine Petition von Eber-
bach um Berücksichtigung bei Entwerfung des Straßen-
netzes geht an das Staatsministerium zur geeigneten
Berücksichtigung. Eine solche von Mosbach wegen Her-
stellung einer stehenden Brücke über den Neckar bei Die-
deshcim oder Neckarelz geht an das Staatöministerium
zur Berücksichtigung, jedoch erst in den späteren Bud-
getjahren, da das Bedürfnis kein dringendes und die
Mittel nur das Nothweudigsie zu thun gebieten. Wei-
tere Petitionen 1) der Gemeinde Mudau nm Verwen-
dung, daß die Straße von Eberbach nach Miltenberg
über Strümpfelbrnnn und Amorbach geführt werde; 2)
der Gemeinden Schefflenz, Katzenthal, Billigheim und
Allfcld um Aufnahme der Vicinalstraße von Milten-
berg nach Heilbronn über diese Orte; 5) der Gemeinde
Herbolzheim um Herstellung einer Straße in den Jart-
grnnd, werden die erstere an die Budgeikommission,
die beiden andern an das großh. Staatsministerium zur
geeigneten Berücksichtigung überwiesen.
Ein schreckliches Unglück hat die Bewohner eines
einzeln stehenden Hauses bei Neukircb, Amrs Tnberg,
betroffen. Am 24. v. M. stürzte in der Nacht eine
mächtige Schneelawine auf dasselbe, drückte cs zusam-
men und begrub es sammt seinen Bewohnern. >6 Per-
sonen wurden von den in der Frühe des nächsten Mor-
gens — früher hatte Niemand das Geschehene bemerkt
— Hcrbcigeeilten todt anfgcfnndcn, und nur 8 leben-
dig ausgegraben. — Auch eine bedeutende Anzahl Vieh
(59 Stück) wurden durch das einstürzeude Gebäude
erdrückt.

Beethovens Spinne.
Beethoven wurde früh von seinen Eltern für die
Musik bestimmt, und setzte schon in seinem achten Jahre
die Zuhörer durch sein Violinspiel in Erstaunen. Er
übte sich gewöhnlich in einem kleinen Dachstübchen ganz
einsam. — Doch nicht ganz einsam, denn das Zim-
mercken beherbergte zugleich eine ungemein große Win-
kelspiune. Der Knabe bemerkte, daß, sobald er zu
geigen anfing, die Spinne ihr Gewebe verließ und ihm
näher kam. Dies that sie allezeit. Nach und nach
wurden Spieler und Zuhörerin so vertraut, daß diese
aus ihrem Winkel auf das Pult, vom Pult auf den

Künstler und endlich auf den Arm kam, der den Bo-
gen führte. Das Interesse des Knaben hieran trug
nicht wenig zu seinem Fleißc und mithin zu seinen Fort-
schritten bei. Eines Tages kommt seine Tante, die
Mutterstelle bei ihm vertrat, und bringt Jemanden, um
des jungen Geigers Talent zu beobachten. Er spielt,
die Spinne bleibt nicht aus, und geht endlich bis auf
den Arm. Da fährt die Tante augenblicklich hervor,
schleudert die Spinne mit dem Pantoffel zu Boden und
zertritt sie im nämlichen Moment. Vor Schrecken sinkt
der junge Beethoven in Ohnmacht.' —

Mal' Occhiv.
(Schluff)
Die Familie, in deren Mitte ssch I). aufhielt,
bestand aus dem alten Tommaso, einem biedern
Landmann, dessen Weib und ihrer reizenden Toch-
ter Marietta, der Verlobten des jungen Fischers
Lorenzo. Nicht ohne geheimes Grauen entdeckten
sic den gefürchteten Blick in Ms Äugen. Doch ihre
Angst, sorgsam unterdrückt, minderte sich zusehends,
je mehr ihre Zuneigung zu dem gutmülhigen Krcmd-
bng wuchs. Die liebliche Marietta gewann cs so-
gar über sich, ihm von Zeit zu Zeit ins dräuende
Auge zu schauen; doch unterließ sie's wohlweislich
nicht, dabei den Zeige - und Mittelfinger der Rech-
ten in Form zweier Hörner entgegen zu strecken.
Dem Bräutigam, welcher ebenfalls seine Beobach-
tungen anzusicllcn nicht unterlassen hatte, wollte es
am wenigsten von Allen heimlich zu Muth werden.
Noch immer besorgte er Unheil für die Familie,
zumal für die geliebte Braut. Viel des Geldes
halte er dahin gegeben, wäre cs ihm möglich gcwe-
fcn, den unheimlichen Gast vom Haus zu entfer-
nen. Doch hütete er sich, ihm davon etwas merken
zu lassen, besorgend, er möge den Schuldlosen
kränken, der ohnehin schon so traurig und tiefsinnig
einherschlciche. Innerer Schauder durchzuckte jedoch
seine Glieder, wenn er sah, wie bisweilen des
Fremdlings Auge mit theilnchmendem, ja ihm
däuchte, mit fast zärtlichem Blick auf dem Antlitz
lcineö blühenden Mädchens ruhte. Auch mochte
wohl ein bischen Eifersucht mit im Spiele sei».
Der Tag der Hochzeit war erschienen. Aus der
Nachbarschaft hatten sich die Landlcute versammelt.
Vom Ufer herauf zogen jubelnd die Fischer heran,
der glückliche Lorenzo an ihrer Spitze. Im Gemache
der Eltern, im Erdgeschoß, harrte, festlich ge-
schmückt, die züchtige Braut. In ihren Anblick ver-
sunken, weilte I). ihr gegenüber. Beider Blicke be-
gegneten sich. Da erinnerte er sich stines Fluchs.
Bebend senkte er das Auge zu Boden, rasch aus
 
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