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Der Neckar-Bote: Wochenblatt für amtl. u. Privat-Bekanntmachungen (8) — 1844

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https://doi.org/10.11588/diglit.42423#0145

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Auskunft erthcilt, 3 kr.

Dienstag, den 16. April 1844.

Buntes aus der Bett.
Heidelberg., Bet Gelegenheit der eben so wichtigen
alS interessanten Discussion in der zweiten Kammer über
das Volksschnlwesen in unserem?Lande, kam auch das
ev. Protest. Sckullehrer-Seminarium in Karlsruhe zur
Sprache. Der wackere Abgeordnete hiesiger Stadt, Herr
Posselt, sprach sich in der 46. in folgender Weise ans:
»Ich bescbeide mich gerne, daß Dogmatik und con-
»fessionelle Neligionsansichten kein Gegeustad der Discns-
»sion der Kammer sind. Aber Einen Punkt muß ick
»mir erlauben zur Sprache zu bringen, der unwidersteh-
»lich mich veranlaßt, das Wort zu nehmen. Es ist
»die religiöse Richtung des Notstandes des hiesigen ev.
»Lehier-Seminars. Meine Herrn! Diese Richtung
»ist verderblich und gefährlich, sie kann nur
»schlimme Früchte tragen. Ich sage sogar, sie
»ist nicht christlich. Welcher ächte Christ wird die
»Gottheit unter dem Bilde eines strafenden und stuchen-
»dcn Wesens darstellend Das wahre Bild der Gott-
»heit ist das eines liebenden, erbarmenden Vaters. Ick
»ricktc die dringende Bitte an die Regierung, diesem
»Gegenstände ein sorgsames Augenmerk zu schenken. Die
»Klagen sind allgemein über diese verkehrte Richtung.«
Ferner äußerte der Abg. Baum: »Unter den Grün-
den, welche mick als Eommissionsimtglied geleitet haben,
ist der Hauptgrund der der Beseitigung der Unduldsam-
keit. Der Abg. Zittcl hat uns gestern gesagt, wir seien
Glaubensgerickt, ich stimme ibm bei; es soll, wie Frie-
drich der Große aussprach, Jeder suchen, nach seiner
Fayon selig zu werden. So lange der Einzelne an die
Muckerci, Kopfhängerei und Heuchelei glaubt, lasse ick
ihm diese Seligkeit; wenn aber dieser Glaube in Hand-
lungen übergeht, wenn namentlich die heranzubildeuden
Lehrer in einem solchen Glauben erzogen werden sollen,
damit sie später als Lehrer das offene freie Gemüth
der Jugend des Landes in diesem Glauben ebenfalls er-
ziehen, damit unsere Kinder systematisch zu Heuchlern
und Kopfhängern gebildet werden; wenn endlich gar
von dem größer» Grade der Kopfhängerei und Heuche-
lei, wozu nun noch das Laster der Unduldsamkeit zu
kommen scheint, Vortheile oder Nachtheile abhängen sol-
len, daun, meine Herrn, haben wir nicht nur das
Reckt, sondern sogar die Pflicht, uns gegen dieses Un-
wesen laut anszusprechen. Ick kenne Lehrer, die als
lebensfrohe freudige Jünglinge ins Seminar kamen, die
darin zu Kopfhängern umgewandclt wurden, und weiß,
welche Mühe cs kostete, in ihnen den frohen Lebens-
mut!) wieder herzustcllcn. Dies sollte durchaus aufhö-
ren. Ich spreche mich hiergegen energisch aus, und
wenn auch darüber alle Sterne am ganzen Firmameute
erblassen sollten!« (H. I.)
Während in ganz Deutschland sich Jedermann beeilt,
den armen schlesischen Webern durch Beiträge zu hel-
fen , streiten sich die schlesischen Städte darum, welche
von ihnen wol den Vorzug verdiene, den Centralvcr-
ein in ihren Mauern zu haben. - Michel muß doch
eben immer seinen Zopf pflegen!
Die Corporale der bayerischen Armee, welche mit in

Griechenland waren, haben ihr Schimpf- und Fluch-
Register um einen seltsamen Ausdruck vermehrt, den
wir dem europäischen Eorporalsgremium nickt vorent-
halten wollen. Unter den liebkosenden Bezeichnungen
nämlich, mit welchen die Corporale die Rekruten zu
ermuntern pflegen, haben sic die ausgenommen: »er
verfluchter Seeräuber!«
Der Milchbrudcr des verstorbenen Königs von Schwe-
den, Generalmajor de Camps, ist demselben am 20.
März uackgefolgt, er war auch in Pau geboren und
wurde 79 Jahr alt.
Der berühmte Arguelles ist arm gestorben. Da
haben dock andere Leute, z. B. Toreno rc. ihren Vor-
theil besser verstanden. Sie haben sich am Staatsru-
dcr Schätze erworben, während der Staatskrcdit immer
tiefer sank. Toreno soll ein Vermögen von 10—12
Mill, zusammengerafft haben. (Scitensiück zu Holland.)

Die Königin Pomare- "der Sandwich-
Inseln.
„Als ich zwanzig Jahr alt war" — erzählt ein
Amerikaner — ,,setzte ick mir in den Kopf, zur See
zu gehen. Der Vater brachte mich als Supcrcargo
auf einen Wallsisckfahrcr zu New-Bedford. Nach
der Ernte ging er unter Segel. Es war eine höllisch
lange Reife, denn wir brachten beinahe drei Jahre
auf derselben zu. Auf den Sandwich--Inseln nah-
men wir Proviant ein; da sagte der Capitain, ich
schlage vor, wir gehen zur Königin und mache ihr
unsere Aufwartung. Die ganze Kajüttcn-Gesell-
schaft ging also hin. Wir putzten uns auf's Veste
heraus und wurden in gehöriger Form bei der Köni-
gin vorgcsührt. Sie war ein hübsches Frauenzim-
mer von schöner Haltung, zweifelsohne; dabei schön
gekleidet und von angenehmem Betragen, und hatte
einen helleren Teint als manche von unsern weißen
Leuten. Denn sie badete sich beinahe jeden Tag.
Daß sie uns ein richtiges Diner gab, war sicher;
unsre ganze Sippschaft war mehr als angcriffen,
und der Glühwein machte, daß ich mir ganz und gar
wic'n Prinz vorkam. — Meine rothen Backen und
meine Jugend gefielen ihr so, daß sic ungemein
freundlich gegen mich war, und beinahe mit Nie-
mand weiter als mit mir ein Wort sprach. Als wir
von der Tafel aufgestandcn waren (sic blieb so lange
sitzen, bis der Wein ihre Augen etwas trübe ge-
macht hatte), sagte sie, indem sie mich bei der Hand
ergriff und mit ihrem kleinen boshaften Mund ziem-
lich nah in die Nachbarschaft meines Gesichts kam
— und sie sah recht hübsch aus, war die Holdselig-
keit und Anmuth selbst —: wollen Sie haben einen
Schampu? — Einen Schampu? sagte ich, o gewiß,
ich bin Ihnen sehr verbunden; Sie sind gerade das
 
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