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Der Neckar-Bote: Wochenblatt für amtl. u. Privat-Bekanntmachungen (8) — 1844

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https://doi.org/10.11588/diglit.42423#0391

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kr., für cin Nurteljahr 3» kr.

Neckar-Bote.
SS.

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geipaltrne Zeile oder Seren
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zcigeii. waiüker Sie ErpeSition
Auskunft erthcilt, 3 kr.

Freitag, den 15. November 1844.

Duntcs aus drr Lett.
Das Regicruiigsblatt dringt jetzt auch die officielle
Nachricht von den weitern Veränderungen im Ministe-
rium. Der stmanzmiuisier v. Böckb wiirde zum Prä-
sidenten des Staatsiuiuntei iuius crnanur, und an seine
Stelle ist Munstenaldirektor Negenauer gekommen, oas
Nlinisteriiilii des Innern wurde an den Ministerialrat!)
Eichrodt übertragen.
Marschall Bugeaud bat viel Glück auf seinem klei-
nen Feldzug. Die aufgcstandenen Stämme, welche den
Franzosen in der Nabe von DetlyS mit glücklichem Er-
folg ein Treffen geliefert baben, sind znm Tbeil sebon
wieder unterworfen, und Hngeand bat am 20. Oktb.
in eiiiem beftige,, Gefechte 3 dis 4000 Kabylcn ge-
worfen. »Die äiabylcn baben viele s'ente verloren,»
sagen die französischen Berichte. — Ein deutsches Blakt
sagt in der Uebersegnng eines Artikels lsierüber sebr ko-
misch: »Der Feind war in einer furchtbaren Stellung
ausgestellt. Der Marschall ließ die Säcke nicderlegen
....« 8iios beißen bekanntlich die Tornister.
Narb den Eorrespondenzen der engl. Blätter scheinen
die AngelegenMitcn in Algerien gar nicht so glänzend
zu steoen, daß die Franzosen kli sacke bäkten, sicst groß
darüber zu freuen. Ihnen ziisolge sollen die Kaknlen,
necke deii Krieg wieder begonnen baben, wenigstens
>>0,000 Seelen zäblen, die Straßen sollen durch Diebe
unsicher gemacht, und viele Stämme im Begriff sein,
sich dem Aufstand anzuschließen.
D>e spanische Negierung ist der revolutionären Bewe-
gung beinahe vollkommen Herr gewviden. Die Zahl der
dabei Betbciligleu ist bedeutend und ibrePläne waren mit
vieler Kühnheit und Uebereinstimmung entworfen, stfar-
vacz sollte in Madrid und der Baron de Merr in Barce-
lona im Theater ermordet werden, wo plötzlich die Ram-
pen ansgeloscht und der Wachposten überfallen werden
sollte. Gegen den stark cvmpi vmittirten General Prim
bat der Staatsanwalt auf Todesstrafe eingetragen. —
Espartero befindet sich unwohl in London, daS er noch
nicht veilaffen hat.
Monds finstern iß. In der Nackt vom 24. auf
Len 23. Noobr. fiud»t eine sichtbare totale Mondsfin-
sterniß stakt. Der Mond tnkt in die nördliche Hälfte
des Erdschattens ein um 10 Uhr 20 Minuten AbendS
nach Stuttgarter mittlerer Zeit und bildet dadurch den
Anfang der Finsterniß. Um 1 1 Uhr 34 Minuten ist
er völlig in den Schatten getreten, womit die totale
Verfinsterung beginnt. Um 12 Ubr 21 Minnt. Mor-
gens ist er in der Mitte seiner Bahn durch den Erd-
schatten angckommcn — die Mitte der Verfinsterung.
Um I Uhr 0 Minuten fängt er au aus dem Sckatten
zu treten — daS Ende der totalen Verfinsterung, —
und um 2 Ubr 10 Minuten ist er wieder völlig sicht-
bar — das Ende der Finsterniß überhaupt.
Der Todtmgräber zu Prudm'k (Neustadt)
(im Pest-Iabre 1373.)
(Schluß.)
Doch laut ward der Jammer, als nach wenigen

Tagen das Schloßgesind' all, und die J-amilic Hil-
dow's den grausamsten Tod litt ; als selbst auf offe-
ner Straße Viele ohne .Hilfe und Beistand in
schneller Vcriüämpfung dahin saufen, m .Hausern
und .Hütten der Sterbenden Zahl anwuchs, die hei-
lige Wegtffende versagt war, weil auch die JInester
der Seuche erlagen und Leichengeruch Alles erfüllte.
Jetzt räumte, wer Leben -und Dasem für Gut
hielt, eilig die Stadt und floh in das nahe Gibirge;
sic Kerker wurden geöffnet, gen Verbrechern eben
jo wohl, als den schuldlos Gefangenen Weil über
die Halste der Bevölkerung war nach den ersten
Wochen des hercingebrochenen Unglücks schon in die
Erde gescharrt und wen Hoffnung oder Armiub zu-
rückhielt, diesen ereilte doch später des Himmels
vernichtender Bote. Order und öder ward's in den
Gaffen; nur die Tritte der Männer, welche t,e
lchwarzbekleidete Bahre trugen, halllcn schaurig wi-
der in den verlaffenen Gemächern; die Todtengrä-
ber reichten nicht hin, jedem Gestorbenen seine Slätte
zu bereiten, kaum waren Träger genug, die Leich-
name eilends in vicliimsaffende Gruben zu bringen.
Dlefe aber höhlte Elias am Fuße des Berges, der
heute Kapellenberg heißt. Bcdürfwß und Mitleid
trieb ihn, nach seiner Entlassung aus dein Gesäng-
Niß, zu einer Arbeit, die unter den obwaltenden
Umstanden verdienstlich erschien. Daß er den Gift-
stoff iiach Prudnik gebracht, daß das Bare! seines
Vaters der furchtbare Rächer des Unrechts gewor-
den, das zwei ruchlose Menschen verübt, davon
kam noch feine Ahnung in seine Seele. Aber im
wärmsten Gottvertrauen betrieb er das Werk christ-
lichen Erbarmens, betrieb es lange ohne Gefähr-
dung , allein, denn auch die Träger balle er begra-
ben, und lenkte endlich den letzten der übrig geblie-
benen Bewohner der Stadl in der Verwesung
feucht kalte Kammer
Nun war in Erfüllung gegangen, was seine
Mutter auf der Buchenhöhe, bei dem Rückblick auf
Vruduik, in überflutendem Schmerze, gesprochen.
Leer stand Schloß und Stadt, kein lebendes Wesen
schöpfte dort die durch bloßes Einathmcn lödtenke
Lust. Elias nur wohnte in einer Hütte von Stroh
nahe bei den beruhigten Schläfern, denen er freund-
lich ein Lager gebettet, und bewachte die Felder.
Wirkte der reinere und scheufere Luftzug in dem
Gebirge, oder eine andere heilbringende Ursache; -
in den dahin Geflüchteten war das Konlagium nicht
zur Reife gekommen und die Wenigen, welche der
Tod zu Opfern erkor, starben mehr aus Kummer
und Sorge, als von der Pcstkrankhcit berührt.
Sechs Wochen waren so im Elend verlausen, die
 
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