Der Neckar-Bote: Wochenblatt für amtl. u. Privat-Bekanntmachungen (8) (1844)

Der Neckar-Bote erschein»
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Neckar-Bote.
Dienstag, den 19. März 1ZZ44.

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Mrntes aus der Leit.
Das Verbot der Tbeilnahme am Gustav Adolfsver-
ein, wclckes die bayer. Regierung kürzlick erlassen, bat
in ganz Deutschland ungeheures Aufsehen gemacht. Die
Katholiken sind nirgends in ihren derartigen Vereinen
beschränkt, und wie kurze Zeit ist eS, daß dieselbe Re-
gierung Protestanten und Katholiken auffordcrte, zu
dem Denkmal von Deutschlands Einheit, zu dem Köl-
ner Dvmbau ja recht reichlich beizusteuern! Ein solch
intolerantes Verfahren gegen die Protestanten spricht
sich aber überall in den Schritten der bayer. Negierung
aus; man erinnere sich nur u. v. a. an das Entziehen
des Geläutes in Passau und an die Kniebeugung der
Protestanten im Militär vor dem Vencrabile und die
Härte gegen die Manner, welche hiergegen geeifert ha-
ben. Was die letztere Sache betrifft, so sollen zwar
künftig die protestan ischen Landwehrmanner nicht mehr
zur Kirche mir ausrücken. Beim stehenden Militär
aber bleibt's beim Alten.
In Paris werden Beiträge gesammelt zu einem Eh-
rendegen für den französischen Admiral Dupetit-Tbouars,
der.bekanntlich die Absetzung der Königin von Otahaiti
ausgesprochen hatte, und obgleich nicht mehr als ein
halber Franc unterzeichnet werden darf, ist doch schon
eine ziemlich bedeutende Summe beisammen. — Die viel-
fachen Klagen und Befürchtungen der Franzosen wegen
der Befestigung von Paris sind durch die Kammer nicht
unterstützt worden. Das Ministerium Guizot halt sich
immer noch, so oft auch sein Sturz vorhergesagt worden.
O Eonncll, der Befreier, wie ibn seine Landsleute
nennen, steht bei ihnen und bei den Engländern, wie
billig und natürlich, in größerem Ansehen als je. —
Von Bonn ans geht ein offenes Schreiben an ihn ab,
um ihm das Interesse der Deutschen an ihm und sei-
nem Wirken zu bezeugen.
Local-Notiz. Der Grundherr Graf von Waldkirch
hat auf das Reckt der Ausübung der Forst- und Jagd-
polizei in der grundherrlicken Gemarkung Kleincickolz-
heim verzichtet. Die Gemeinde Kleineickolzheim ist dem
landesherrl. Forstbezirk Ballcnberg zugcwiesen worden.
Ein Einwohner von Durlack, Namens Goldschmidt,
seines Gewerbes ein Schmied, wird schon seit Ende
Februar vermißt, und ist aller Wahrscheinlichkeit nach
ermordet worden.
Praktische Anwendung des Luftdruckes
zur Fortbewegung auf Eisenbahnen.
iFonscyung )
1) Clegg's und Samuda's System.
Der französische Ober-Inspektor des Brücken -
Und Straßenbaues", Mallct, der vom Ministerium
ausdrücklich abgesandt worden, um diesen Versuchen
beizuwohncn, spricht ssck in einem ausführlichen
Berichte sehr beifällig darüber aus. Wir wollen
das Hauptsächlichste daraus mittheilcn. Sagen nur
/«doch vorläufig noch, daß die Bucht von Dublin

zum Thcil von zwei großen Landzungen umschlossen
wird, die gleich ungeheueren Armen weit in die See
hinauSrcichcn. Auf der südlichen Landzunge befin-
den sich Stadt und Hafen Kingstown, und auf der
nördlichen Stadt und Hasen Howlh. Zur Linken
von Kingstown ist die kleine Insel Dalkcy gelegen,
und zur Reckten von Howih ein anoeres Eiland,
das Auge von Irland genannt.
Die Eiscnbahnstrcckc zwischen Kingstown und
Dalkcy dient als Verlängerung jener zwischen Dub-
lin und Kingstown. Diese >si nach dem gewöhn-
lichen System erbaut, und wird täglich im Durch-
schnitt von staoo Personen befahren. Die erste ist
nach Clegg's System eingerichtet. Von dem Punkte,
wo die beiden Eisenbahnen Zusammentreffen, geht
cS anfänglich ungefähr ^/5o Fuß lang abwärts,
dann aber beständig bergan. 'Auf 2760 Pards
(8280 Fußk beträgt die Steigung der Bahn yif
Fuß. Diese Steigung ist sich nicht überall gleich
und än einigen Stellen viel stärker, als an andern.
Nächstdem ist Clegg's Eisenbahn auch vielfach ge-
krümmt, und zwar in der Art, daß diese Krüm-
mungen an niedrigen Stellen sehr häufig sich wie-
derholen. was bei einer gewöhnlichen Eisenbahn der
Kall nicht sein dürfte, wenn man sich nicht große»»
Gefahren aussctzen wollte.
Die von Mallct drei Tage hinter einander angc-
stellten Versuche, wobei ihn Joseph Samuda, Bru-
der des einen Ersindcrs des neuen Systems, behilf-
lich war, wurden vom schönste», Wetter begünstigt.
Man bediente sich dabei einer Luftpumpe, welche
durch eine Dampfmaschine in Bewegung gesetzt
wurde. Mallct überzeugte sich, daß in einem Ba-
rometer, der mit der Luftröhre in Verbindung
stand, das Quecksilber binnen 8 oder 9 Minuten
bis zu 2Ü Zoll stieg. Je mchr Züge auf der Bahn
fuhren, um so schneller wurde die Höhe von 26 Zoll
erreicht. Es ergibt sich aus dieser Höhe, daß der
Stempel, gegen den Hinteren Thcil durch den Luft-
druck gepreßt, welcher i5 Pfund für den Gcvi«t-
zoll gleichkommt, auf den vorderen Theil nur den
Druck von 2^ Pfund hervorbrachte. Ucbrigcns be-
darf man einer so großen Kraft nicht, um vorwärts
zu kommen. Es ist dazu eine Höhe von >5 Zoll,
und selbst noch weniger, hinlänglich, indem diese
schon eine Kraft von 1800 Pfund erzeugt. Dies
Verfahren hat auch noch das Eigcnthümliche und
Vortheilhafte, daß, wem» die Luftpumpe früher
eine Leere veranlaßt, als der Stempel herbcikommt,
die fortdrückende Kraft dadurch nur vermehrt wird,
Mai» erkennt das am besten durch das Steigen des
Quecksilbers im Barometer.

(Fortscpung fol.gr.)