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Der Neckar-Bote: Wochenblatt für amtl. u. Privat-Bekanntmachungen (8) — 1844

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https://doi.org/10.11588/diglit.42423#0433

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Der Neck ar--Bote erschein!
nä'chentiich zwcimai, Dienstags
" freitags Der AdomeemcnlS-
vrris vrirägt für rin Ial>r i fl.
ii6ki., für ein halb" Iah' ä)
kr.. sü, ein Beertetjah, l<> kr.



Dir Kjiuückungsgrbühr für dir
gcspaltrnr Zelle oder deren
Raum betragt 2 kr. Bei An-
zeigen, wsrübrr dir Erpcdition
Auskunft llthcllt, Z kr.

Dienstag, den 17. Dezember 1844.

Huntes mrs der Lett.
Zum Sladtdirektor in Heidelberg ist Obcramtmauu
Bobine von Sr. königl. Hobcit drin Großhcrzog cr-
nannt worden.
Nack dt'in so oben erschienenen Adreßbuch der Ri'prechk-
Karls-Universität in Heidelberg beträgt die Gesauimt-
auzahl der Studircndeu 80i) (i44l Ausländer, 268
Inländer). Diese sind: Theologen 4!>; Inristcu >476;
Mediziner, Ebirurgcu nnd Pbarmaceuleu I-4I; Eawc-
ralistcn und Mineralogen 64; Philosophen nnd Philo-
logen 2!); Personen reiferen Alters ,"i»; Eonditioui-
rcnde Chirurgen nnd Pharmaeenten I i>. Im Sommer
dieicö Jahres belief siet! die Zahl der Stndirenden aiif
7^iZ, im vorigem Winter anf 718.
Die badische 2. Kammer hat am !). d. M. ihre Si-
tzungen wieder eröffnet. Ihre Verhandlungen we den
wir nicht miltheilcn, da der beschränkte Raum m sereö
Blattes uns doch nur einen kurzen und unvollständigen
Bericht erlauben wurden, nnd dieselben m jedem Orte
durch größere und ausschließlich politische Blatter be-
kannt werden.
Der badische Volksschristenvcrein bat nun seine Sta-
tuten dcsinliiv festgeseirt. Jedes Mitglied gibt einen
jätulieteu beliebigen Beitrag, zedoch nicht unter Z 2 kr.
Der Verein ladet zu rcrbt zablreiel'en llutcrreickni.ugcn
ein, die demselben nicht entgehen werden.
Tie Wahlen für die wnrlembcrgische Ständeveisamm-
lung sind beendigt, sowohl die liberale alS die katbo-
liscke Partei hatten von derselben ein günstigeres Re-
sultat erwartet.
Am 6. d. wurde der hessische Landtag in Darmstadt
von dem Großherzog selbst eröffnet.
Im Kanton Luzern hat sich nun der vorauSgeschene
Sturm gegen die Regierung und ihren Plan der Ie-
snitcncliiführung erhoben. Die erste Nachricht der Karls-
ruher Zeitung war indeß übereilt, vielmehr brack der
Aufstand im Kanton und der Stadt Luzern erst am 7.
und 8. aus, wurde indeß von der Regierung überwäl-
tigt. An mehreren Orten wurde heftig gekämpft.
Am 28. Nov. ist der zweite nnd am Zt). der dritte
Sohn Znrbano's mit mehreren Offizieren erschossen
worden. Die Generale Bayona und Oribe sollen vor
ein Kriegsgericht gestellt werden, weil sie den ihnen ge-
gebenen Befehl zur augenblicklichen Hinrichtung der Ge-
fangenen nicht sogleich vollzogen haben. — General Prim
ist anf seiner Reise gefährlich erkrankt, seine Mutter bat
um eine Audienz bei der Königin, nm zu bcwüken, daß
ihm als Strafort nickt die Philippinen, sondern die
Havana bestimmt würde; sic wurde nicht einmal vor-
gelassen.

Daö Man'enbildchm in Deutz.
(Fortsetzung )
„?35ton inlo!" entgegnete Heinrich. „Deine
Treue wird ihren Lohn empfangen, süßer Schäfer !"
„Da erhielt ich eine Nacheicht, die mich zu Bo-

den schmetterte. Meine lieben Verwandten, die sich
von jeher bis zum Erceß nm mein Wohl bekümmer-
ten, hatten abermals für mich gedacht und gehan-
delt; sie kündigten mir an, daß ich Heiratheu müsse
nnd daß sie ein liebes holdes Kind, die Tochter eines
Medizinalratbes N. N. für mich ausgesucht hatten."
„Gr ess en Sie zu, Freund!" lachte Heinrich.
„Sie gewinnen jedenfalls mit dem Schwiegervater
einen Hausarzt gratis."
Robert fuhr fort: „Dicfc Scene fick gestern vor;
Sic mögen also leicht ermessen, in welche Aufre-
gung sie mich versetzte, und darin eine Entschuldi-
gung für mich finden , daß ich die Psscht der Gast-
freundschaft fo sehr hintenan setze.
Heinrich reichte ihm die Hand und beschäftigte
sich dann ausfchließend mit feinem Glase, um dem
Freunde Zeit zu geben, sich zu sammeln. Robert
versank wieder in Nachdenken, fein Auge war auf
den Boden geheftet, und er grub mit feinem Stöck-
chen verschiedene Zeichen in teil Sand. Plötzlich
sprang er vom Stuhl, nahm irgend etwas vom

Boten auf und betrachtete seinen Fund mit großer
Aufmerksamkeit: „Was ist das7"
Heinrich sah es in feiner Hand blinken: „Ein
Fricdrichsd'or vermutblich!"
„Prosaische Natur!" zürnte Robert. „Sie ist
es! Sie!"

„Sie?" fragte Heinrich lachend. „Also ein Mi-
nialrii blldchcn, das Sic aus dem Sande scharrten,
wie der Hahn in der Jabel den Diamant. Und
natürlich sind Sic von dem Gegenstände entzückt?
Bitte, liebster Freund, Sie haben einen göttlichen
Tenor, fast so schön, wie Manlius in Berlin;
singen Sic mir schnell die Arie:
»Dies Bilduiß ist bezaubernd schön.«
Mit diesen Worten war es ihm gelungen, fei-
nem Freunde, dessen Gedanken weit abschwciftcn,
das Bild aus der Hand zu nehmen, und er betrach-
tete cs nun seinerseits mit großer Aufmerksamkeit:
„Der Taufend! das muß ich sagen, Sie haben Ge-
schmack, freund. Erst die unbekannte Schöne in
Koblenz, und dann diese!"
„Ach," rief Robert, „das ist ja das Bildniß
meiner schönen Koblenzerin."
„Was?"
„Ich schwöre cs Ihnen! Weiß ich auch nicht, wie
cs hierher kommt, und staune ich über den Zufall,
der unter Tausenden, die diesen Ort besuchen, cs
mir gerade in die Hande spielt, so ist doch die That-
fache nicht wcgzulcugncn, daß es ihr Bild ist. Ge-
ben Sie es mir zurück."

^Fortsetzung f-tgl.)
 
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