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Der Neckar-Bote: Wochenblatt für amtl. u. Privat-Bekanntmachungen (8) — 1844

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https://doi.org/10.11588/diglit.42423#0087

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Der Neckar-Bote erscheint
wöchentlich zweimal, Dienstag»
u. Freitags Bestellungen kön-
ne» bei der Erpcdilion in Hei-
delberg , bei Kautm. Lcmpp
in Mosbach, Kau sm. Frank in
Adelsheim, Abraham Stumvf
in Ebcrbach und betallenPost-
Aemtcrn gemacht werden.


Freitag, den 8. März 1844.

Der AbonncmentSprcis betrögt
für ein Fahr i fi. 36 kr, für
ein halbes Jahr 5/, kr. für
ein Bicrtcljahr 3o kr. Die
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worüber die Erpedition Aus-
kunft crlheilt, 3 kr.


Buntes aus der Beit»
Nach einem Gerückt gedenkt der König von Hanno-
ver mit der verwittweten Großherzogin Alerandrine von
Mecklenburg - Schwerin sich zu verehelichen. Er steht
bereits in einem Alter von nahezu 73 Jahren. — Der
Erzherzog Stephan von Oesterreick wird sich mit der
russischen Großfürstin Olga verbinden.
Die Unterhandlungen mehrerer deutschen Staaten mit
England über Gestattung der Deportation gewisser Per-
brecher nach Neuholland sollen nicht ohne Erfolg ge-
blieben sein. In Frankfurt ist zwei zu lebenslänglicher
Zuchthausstrafe Verurtheilten auf ihr eigenes Ansuchen
die Uebersiedelung nach einer der neuholländiscken Straf-
colonien gestattet worden, und sie sind deshalb schon
nach England transportirt worden.
Aus London wird geschrieben, daß die englische Re-
gierung nickt Willens sei, O'Connell ins Gcfangniß
zu bringen. In Irland und England hat sich aller
Orten die entschiedenste Mißbilligung gegen das Ver-
fahren bei dem Staatsprozeß gezeigt.
Die Königin von Otahaiti ist von dem König der
Franzosen wieder eingesetzt worden, da der Admiral
Dupetit-Thouars keine Vollmacht zu seinem Verfahren
gehabt. Die französische Oppositionspartei ist größten-
tbeils sehr unzufrieden damit, daß man diese leichte,
wenn auch widerrechtliche Erwerbung wieder aufgebcn
und sich wie bisher mit dem Prvtectorat begnügen solle.
Nock bedeutender als der Neckar sind in den letzten
Tagen des Februars manche andere Zuflüsse des Rheins
und dieser selbst gestiegen. In Dietersheim an der
Nahe wuchs das Wasser so stark, daß die Einwohner
sich eilig auf die Dacker flüchten mußten, von wo sie
dann durch kerbeigekommene Nacken ahgekolt wurden.
Nack dem Sinken des Wassers stürzten viele Gebäude
ganz ein, ind unter einem wurde eine alte Frau be-
graben. Auch in Bonn, Koblenz :c. hat das Wasser
vielen Schaden getkan.
Braunschweig wird wegen seines Anschlusses an den
Zollverein von Hannover auf alle Weise geplagt. Wah-
rend in Brauiisckweig die wiklick vorhandenen Uebel-
staude (das Aufkalten der aus Hannover kommenden
Wägen rc.) längst beseitigt sind, sperrt dieses z. G.
das auf kannoverisckem Gebiete liegende Amt Tediug-
Kausen von allem Verkehr ab, ja sogar braunschweig-
scke Zollbeamten, welche zufällig in Hannover oder an
Hannover zeitweise überlassenen Gebäuden an der Gränze
wohnen, werden ansgewiescn, und dies geschah in ei-
nem vorliegenden Fall Nacktö nach 12 Uhr, mit Frist
von fünf Minuten.

Die Eifersucht.
Die Eifersucht ist eine von den menschlichen Lei-
denschaften, welche sich die Leute zum Vergnügen
au sch asten, um sich dadurch unglücklich zu machen.
Bekannt ist folgende witzige Definition: Eifersucht
ist eine Leidenschaft, die mit Eifer sucht, was
Leiden schafft. -
Eine liebenswürdige Dame sagte mir einmal:
Wer wahrhaft liebt, muß eifersüchtig sein. Und sie
hatte Recht; denn als sie kurz darauf mit einem
schlanken Jüngling den Cotillon tanzte und ihn oft
freundlich anblickte, fühlte ich so etwas Innerliches
von Verdruß und Acrgcr in mir und schwelgte in
der Vorstellung, wie es sich wohl ausnehmen würde,
wenn der Jüngling plötzlich über ein vorgcstrccktcs
Bein stolpern oder auf die Leichdörner getreten
werden könnte oder dürfte. Das sind menschliche
Regungen, von denen unsere taubenfrohen Damen-
gemüther bestimmt nichts wissen. —
Und warum soll man nicht eifersüchtig fein. Wer
feine Dame wahrhaft liebt, hält sie für feinen
lkeuerstcn Schatz und zittert gleich dem Geizhals, er
könnte ihm entrissen werden. Vertrauen, heißt cs,
erweckt wieder Vertrauen, aber wer zu viel vertraut,
wird sorglos, und wer einen Schatz sorglos be-
sitzt, dessen Herz hangt gewiß nicht an dem Schatze
und bleibt gleichgiltig, wenn er ihn verliert.
Es war in alter Zeit besser, da nannte man noch
sein Liebchen „Schatz," weil man wußte, was
man an ihr hat, und hielt sie für einen Schatz.
Dann machte man Schätzchen daraus, das ist
fchon weniger, und fetzt würde sich eine anständige
Dame höchlich beleidigt fühlen, wenn sie der Ge-
liebte Schatz nennte, wenn sie nach ihrem Schatz
gefragt würde. Nur der niedcrn Klasse der Dienst-
boten gestattet man noch den Schatz, und bei Gott!
sie sind bei diesem Schatz oft besser berathen, als
die Vornehmern bei ihren Anbetern.
Ja, richtig, Anbeter müssen cs fein, und Er-
oberungen müssen gemacht werden. Und man be-
denkt nicht, daß cs verschiedene Anbeter gibt, und
daß der Gegenstand der Anbetung oft ein lächerlicher,
der Gottesdienst ein Götzendienst ist. — Manche
Völker beten die Sonne an (auch wir; denn Jeder
nennt feine Liebste, wenn er einmal poetisch wird,
„seine Sonne," und bedenkt nicht, daß die Sonne
viele Flecken, viele große Sommersprossen hat!),
Andere den Mond, Steine, Thiere, abscheuliche
Bilder, Oelgötzen, Fetische.
(Schluß folgt.)
 
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