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Der Neckar-Bote: Wochenblatt für amtl. u. Privat-Bekanntmachungen (8) — 1844

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https://doi.org/10.11588/diglit.42423#0165

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Llu»kuufl ertheilt, 3 tr.

Freitag, den 3. Mai 1844.

Buntes aus der Leit.
Bei Stettin sind die Eisenbabnarbeitcr in die Woh-
nung des Bciucondnktcurs gedrungen und haben dem-
selben eine Anweisung von 600 Thalern abgcdrungcn.
Zu rechter Zeit kam jedoch noch militärische und po-
lizeiliche Hülse und nahm die Schuldigen beim Kopfe.
Von allen Seiten hört man die erfreuliche Nachricht,
Laß die Kornpreise überall bedeutend sinken, und daß
dadurch die Wucherer für ihre niederträchtigen Mani-
pulationen gehörig bestraft sind. Am besten hat es das
Volk in Reggio in Italien gemacht. Dort rückte es
seinem eigenen Beamten, der ein Kornwncherer war,
vor's Haus und zwang ihn, das Getraide um den
Einkaufspreis hcranözugeben.
Man hört von vielen Orten her, daß die Blattern
sehr stark grassircn.
In Berlin ist wieder ein Jude, der vr. Benda, zum
Stadtrath gewählt worden.
Nach einem Berichte des Bischofs von Skopia ha-
ben die Albanesen so schrecklich gegen die Christen ge-
haust, daß selbst Rußland sich bewogen gefunden hat,
einznschreiten und der Pforte zu droben, daß cs mit
bewaffneter Macht einschreiren würde, wenn das Un-
wesen nicht aufhöre.
Sardinien und Tunis finden es doch für.besser, kei-
nen Krieg anzufangen, und Sardinien begnügt sich
jetzt mit einer Entschädigung von 60,000 Piaster.
Im Anfänge dieses Monats wird die erste Abthci-
lung deutscher Auswanderer nach Teras sich, unter der
Leitung des Prinzen Carl von Solms-Braunfels, in
Mainz einschiffen.
Der Congreß von Teras hat ein Gesetz erlassen,
nach welchem jedes Frauenzimmer, das in Jahresfrist
einen Bürger der Republik hcirathct, eine Prämie von
2982 Morgen guten Landes erhält. Wir crkennen's
nicht, wir Undankbaren, wie unsre Damen so gütig
sind, daß sie, weit entfernt, irgend eine Prämie in
Anspruch zu nehmen, so gern und so willig Herz und
Hand verschenken.
Der Vladika von Montenegro hat auch nichts wich-
tigeres zu tbun, als Gedickte verfertigen und sie dru-
cken zu lassen. Er besingt eine veuetianische Tänzerin.
Glückliches Montenegro.
Der Gcsammkschaden des Hamburger Brandes stellt
sich nach der jetzt erst möglich gewordenen genauen Be-
rechnung auf 38,442,000 Mk. Ct. heraus.
Seit dem Jahre 1816 hat Rußlands Bevölkerung
jährlich um 600,000 Menschen zugenommcn. Wenn
das so fortgeht, wird Rußland im Jahre 1900 eine
Bevölkerung von 94 Millionen Seelen zählen.

Der Lock-Rock. — Ein Schneider in Paris
hatte vor feinem Magazine einen Tarif feiner Er-
zeugnisse angeschlagen, der wahrhaft fabelhaft bil-
lige Preise enthielt. So kostete ein Ueberrock mit
Seide und Sammet nur fünfzehn Kranken Ließ
sich nun Jemand von diesem Köder anlocken, so

zeigte man ihm zu dem festgesetzten Preise einen
unmenschlich engen Rock, welcher beim Anprobircn
zerriß. Nun brachte man einen zweiten Nock, und
gewöhnlich kaufte der Betrogene, um den ersten
nicht unnütz bezahlen zu dürfen, diesen, den er aber,
da er größer uns besser war, freilich mit 8o bis
,oo Kranken statt > 5 bezahlen mußte. Endlich aber
gerietst der industrielle Schneider an einen Bur»
sehen, der zwar auch den Nock zerriß wie Alle, aber
nicht bezahlen wollte. Man führte ihn vor Gericht,
und hier ergab sich, daß der Schneider einen eige-
nen Rock zu dem bemcrkicn Zwecke angcsertigt,
welcher immer an derselben Stelle zerriß, und dann
wieder leicht genaht wurde. Das Gericht verur-
theilte Len Pfiffikus zu zehn Kranken Strafe.

Ein kaiserliches Geschenk.
(Schluß.)
Der Kaiser ist wahnsinnig, sagte er. Lat man
je eine solche Grille gesehen? Mir ein Paar Tiger
zu schicken, der ich doch nur Schöpse maste! Und es
scheint noch, als sei die Tigerin trächtig.
Das Klaschcnctt eines Bärenführers beruhigte in
diesem Augenblicke Conrad den Einäugigen, über
welchen die Musik stets ihre Macht behauptete. Er
trällerte ein Liedchen vor sich hin und näherte sich
dem Bär, den man tanzen ließ. — Lore, sagte er
zum Führer, ich kann Dir einen herrlichen Landet
verschaffen. Ich habe zwei Tiger zu verkaufen.
Ich danke schönstens; aber ich habe kein Geld.
Wenn ich sie Dir nun schenke?
Ich danke, ich danke. Ich habe genug an mei-
nem Bären.
Da hast Du cs, Lorenz, Niemand will etwas
von den Tigerkatzen wissen.
Und so legte sich Conrad voller Sorgen nieder.
Den nächsten Tag war er am frühen Morgen
schon beim Kapitain.
Es steht bei mir nun fest, sagte er, ich will Eure
Tiger nicht haben. Ich will Euch eine Quittung
geben. Aber ich bitte Euch, werfet die Bestien mit
einem großen Steine am Lasse in die Schelde.
Für wen haltet Ihr mich? entgegnete der Ka-
pital». Ich habe meinen Auftrag vom Kaiser, ich
will Euch Euer Geschenk überliefern, und wenn Ihr
Euch weigert, es anzunehmeu, so laß ich Euch durch
die Obrigkeit aussordern, es abzuholen.
Der arme Viehhändler stieg zitternd in sein Wä-
gelchen, ohne etwas zu sagen, und fuhr nach Brüs-
sel zurück.
Den zweiten Tag darauf sah er einen sehr hohen,
 
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