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Der Neckar-Bote: Wochenblatt für amtl. u. Privat-Bekanntmachungen (8) — 1844

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https://doi.org/10.11588/diglit.42423#0071

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Der Ncckar-Vole erscheint
wöchentlich zweimal, Dienstags
n. Freitags Bestellungen kön-
nen bei der Erudition in Hei-
delberg , bet KanNn. Lempp
in Mosbach, Kausm. Frank in
Adelsbcim, Abraham Stumpf
in Eberbach und bei allen Post-
Aemtcrn gemacht werden

Neckar-Bote.
rs.
Freitag, den 23. Februar -844.


Der AbonncmcntSpreis betrügt
für rin Jahr i st. 36 kr, für
rin halbes Jahr l>/, kr. für
ein Vierteljahr 3o kr. Die
Einrückungsgcbühi für die ge-
spaltene Zeile od. deren Raum
beträgt 2 kr. Bel Anzeigen,
worüber die Erpcditiou Aus-
kunft crlhcilt, 3 kr.

Buntes aus der Leit.
Bei der wiederholten Abgcorduetenwabl in Heidelberg
am 2k. d. M. ist die Mehrheit der Stimmen aufNe-
gierungsdircctor Herrn Geh. Rath Dabmen gefallen.
In Earlsruhe ist da: abscheulicke Verdrecken lange
fortgesetzter Lcickcnbcraubuug entdeckt worden. Die Sarge
wurden sckon seit Monaten bei Nacht erbrochen, was
fick Kostbares an den Leichen vorfand, geraubt, und
diese selbst entsetzlich verstümmelt. Ja man erzählt sich,
daß ein kleinerer Sarg sammt der darin befindlichen
Leiche weggcbracht worden sei. Eine Falscbmüuzecbaudc
soll ans denselben Subjccten bestehen. — Mehrere Ver-
haftungen find in dieser Sache vorgcnommen worden.
Die Schlesische Zeitung enthält folgende Anzeige des
Brauermeisters Chudalla in Breslau: »Da durch die
heule Nacht erfolgte Feuersbrunst mehrere Familien ob-
dachslos geworden sind und für den Augenblick nickt
wissen, wohin sie sich wenden sollen, so erbiete ick mich,
einigen Familien Quartiere bis Ostern dieses Jahres
uueutgeldlich cinzuranmen.<- Ehre dem uneigennützigen
Menschenfreunde!
O'Conncll und seine Mitangeklagten sind in allen
Punkten der Anklageacte für schuldig erklärt worden,
mit Ausnahme des Geistlichen Tierney, der nur in zwei
Punkten schuldig befunden wurde. Der Befreier be-
gab sich mit seinen zwei Söhnen nach London, wo er
in die Versammlung des Unterhauses eiutrat und mit
lautem Beifall begrüßt wurde.
Die Berichte über das Befinden des Königs von
Schweden lauten beunruhigend, und es ist fast keine
Hoffnung auf Besserung vorhanden. Außer den Aerz-
ten dürfen nur der Kronprinz und wenige Personen
aus der nächsten Umgebung Sr. Mas. das Kranken-
zimmer betreten.
Die Königin Marie Christine ist nun, trotz des un-
ruhigen Zustandes in Spanien, von Paris dorthin ab-
gereist. Es scheint iudeß, daß die Negierung über die
Bewegung im Süden Herr werde. Der Anführer der
Insurgenten, Bonet, sckon einmal von Alcoy zurück-
gewiesen, machte einen nochmaligen Zug von Alicante
aus gegen diese Stadt, wurde abermals zurückgesckla-
gen, aus dem Rückmarsch durch die von Murcia kom-
menden Regiernugstruppen angegriffen, und mit einem
Verlust von ungefähr ZOO Mann und 2 Kanonen in
die Fluckr getrieben. Zwei Compagnien, welche den
General Roucali (von der Regierung) in einem Eng-
paß aufhalteu sollten, sind zu rbm übergegangen, Mur-
cia ist von den Insurgenten geräumt worden. Die
Städte Carthagena und Alicante, wo sie sich lauge
werden halten können, werden blockirt werden. — Den
Insurgenten von Alicante ist ein Dampfschiff in die
Hande gefallen, welches dieselben, nachdem sie die Maa-
ren ausgeladen, mit 4 Kanonen bewaffnet haben.
Auch in Portugal ist ein ernster Aufstand losgebro-
ckcn, au dem aber bis jetzt saft nur Militär Thcil ge-
nommen hat.
Verschiedene Blätter des In - und Anslaudes versi-

chern, daß der General Prim keineswegs ein Deutscher
sei, und die ganze Nachricht bloö erfunden.
- Aus Griechenland wird gemeldet, daß Kalergis, be-
kanntlich einer der Haupturhcbcr der Revolution, vor-
habe, sein eignes Werk zu vernichten und die absolute
Monarchie wiederherzustellcn, er und die mit ihm Ein-
verstandenen wollen nur die Einstimmung des Königs
Otto, welche dieser aber nickt gebe, indem er allen
Absichten von der Art durchaus abgeneigt sei. — Ueb-
rigens tritt die Leidenschaftlichkeit, welche in- und aus-
serhalb der Nationalversammlung, sogar in dem Staats-
rathe, so heftig hervor, daß sich König Otto bei einer
der letzten Berathungen veianlaßt fühlte, den Saal zu
verlassen.

Fünf Menschenalter in einem Hause.
Es ist selten, unter einem Dache fünf Generationen
derselben Familie leben zu sehen. Dies ist jetzt in ei-
nem Genfer Dorfe der Fall. Es wohnen da in Einem
Hause drei Kinder, deren ältestes 3 Jahre alt ist; ihre
Mutter 23 Jahre alt; der Kinder Großvater 32 Jahre
alt, der noch mit kräftigem Arm die Ueberfahrt über
die Rhone zwischen Avully und Dardagny besorgt;
der Urgroßvater 74 Jahre alt, nnd endlich die Ur-
Urgroßmutter, die 03 Jahre alt ist. Diese, am 4.
Februar 1734 geboren, ist kein gebrechliches krummes
Mütterchen, sondern geht ganz aufrecht, hat gutes
Gesicht und Gehör, gute Gesundheit und immer heitere
Laune.

Memoiren eines Dukaten.
(Fortsetzung)
Du seufzest, Gcbcncdeitr?! rief der Greis über-
rascht; — o dann darf ich auch auf Gewährung
hoffen. Und jetzt winlfi Du mir mit den Augen
wie vorhin im Traume! Willst Du mir den schönen
Schmuck schenken, den Du um den Hals trägst?!
Mil ihm wär' all' meine Noth zu Ende; Du aber
achtest, wie ich weiß, solche irdische Herrlichkeiten
nicht. Du winkst, wie ich sehe. Du blickst tief in
das alte preußische Soldstcnhcrz; eine solche Gold-
kette iss ein schönes, gerechtes Beutestück: und da
Du mir's erlaubst, so folg' ich Deinem Winke.
Er schnellte wie aufs Eommando in die Höhe,
und that die Altarfiuscn hinauf einen festen, kunst-
gerechten Grcnadicrfchritt, verlor bei der übermäch-
tigen Anstrengung mit dem lahmen Beine das
Gleichgewicht, faßte im Fallen das Heiligenkastchen
mit dem Gnadcnbildc, und riß es herab. Das Glas
zersprang, und Maria siel heraus.
Enisctzt stand der sonderbare Alte vor den Trüm-
mern des Hciligthums, einen militärischen Lcib-
stuch murmelnd. Am Augenblick strich ein nächt---
 
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