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Der Neckar-Bote: Wochenblatt für amtl. u. Privat-Bekanntmachungen (8) — 1844

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https://doi.org/10.11588/diglit.42423#0041

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Der Neckar-Bote erscheint
wöchentlich zweimal, Dienstag»
n. Freitag» Bestellungen kön-
nen bei der Erpcistiion in Hei-
delberg , bei Kautm. Lcmpp
in Mosbach, Kausm. Frank in
Adelsheim, Abraham Stumpf
in Eberbach und bei allen Post-
Aemtcrn gemacht werden.

Neckar-Bote.
Dienstag, den 30. Januar 1844.

Der Adonncmcntkprci» hetiögt
für ein Jahr i fl. 36 kr, für
ein halbe» Jahr 5/, kr. für
rin Vierteljahr 3n kr. Die
Einrückungsgcbühi für die ge-
spaltene Zelle od. deren Slaum
biträgt 2 kr. Bei Anzeiger!,
worüber die Erpcditiou Aus-
kunft crthcilt, 3 kr.

Vuntes aus der Leit.
In der 19. Sitzung der zweiten Kammer erkält die
Kammer Nachricht von der Annahme zweier Gefetzcnt-
würfe durch die erste Kammer (von denen der eine die
Bestrafung der Defraudation dcr Gewerb- und Klassen-
steuer betrifft); ferner werden derselben verschiedene Pe-
titionen, der Budgetbericht, die Nachweisungen der Post-
verwaltung von 1839 — 1841, und Koinmissioiisbe-
richtc über zwei Gesetzentwürfe, Zollsachen betr. vorgelegt.
Daun werden ihr die Wahlen zweier Commissionen
wegen Preßfreiheit und Ciscnbahnban bekannt gemacht.
In der 20. Sitzung spricht v. Jtzstcin einige ehrend-
Worte zum Andenken des verstorbenen ehemaligen Abg.
Buhl (Vater des jetzigen Abg. gleichen NamenS). Ver-
schiedene Berichte werden übergeben und vorgelesen, n.
a. einer über einen Gesetzentwurf, die Gehalte der
Staatödiener betr. Die Wahlen zu mehreren Commis-
sionen werden der Kammer bekannt gemacht (für den
Antrag und Ciufnbrnng einer Kapitalienstener, wegen
Verbesserung der Besoldung der Volkösckullehrer u. s. f.)
In der 21. Sitzung Eingaben von Petitionen. Der
Abg. Sander begründcr seinen Antrag über Unverant-
wvrtlichkcit der'Abgeordneten wegen Aeußerungcn in der
Kammer. Ferner findet die Diskussion des Berichts
über die Hauptstaarörechnungen, die Rechnungen der
Amorrisationskasse, der Zehnlscbuwen- und Eisenbatn-
schuldentilguugskasseu, der Grundstocksverwaltnng von
1840 — 42 statt, so wie über die Rcchnungsnachwei-
sungen, den Aufwand für das großh. Staatsministe-
num und für das Ministerium des großh. Hauses und
der auswärtigen Angelegenheiten. Diese sämmtlichen
Staatörccbttungen werden von der Kammer genehmigt.
In Griechenland ist unerwartet der General Kolo-
kotrom, ehemaliger Adjuvant des Königs, nach Athen
zurückgekchrt. Vorläufig erhielt er Hausarrest, der je-
doch bald wieder aufgehoben ward.
Statistisches. Die stehende Armee der vereinigten
Staaten von Nordamerika ist für eine Bevölkerung von
17. Mill. Seelen sehr gering — die nicht kämpfende
Mannschaft cingeschiosseu beträgt dieselbe etwa 8600
Mann. Dagegen sind der Stab und das Offizierkvrps
für eine gröbere Armee berechnet: sie bestehen ans ei-
nem Oberbefehlshaber , mehreren Generalen, 716 Of-
fizieren. Das Ärmcebudger beträgt iilcbt ganz 100,000
Dollars.
Die Gemeinde Reute im Kanton Appenzell hat be-
schlossen, einen berüchtigten Dieb, Namens Michael
Klee, mit 100 fl. nach Amerika zu spcviren, weil es
der Vorsteherschaft nicht möglich sei, denselben gehörig
zu überwachen. Und da wundert man sich noch, daß
es in den verein. Staaten schlechtes Gesindel gibt.

Memoiren eines Dukaten.
^Zorlsepung )
Ich komme, Dir Adieu zu sagen ' sprach er mit
georochener Stimme. — Jet) gab gestern von meinem

letzten Gcldc einen honnetten Biercommers, und
als Romeicr, das crassc Fuchsgesicht, sich trunken
einige Bemerkungen über Dich erlaubte, versetzte
ich ihm eine derbe Schelle, und heute schlugen wir
uns nach allen Regeln des Eommcnts draußen vor
dem Elsterthorc an der Luthelseiche, wobei er höchst
wahrscheinlich todt geblieben Hier kann ich nicht
bleiben; ich will nach Leipzig zu meinem Freunde
Lässig, bis ich daheim daSNöthige cingelcitet. Aber
ich bin ganz ohne Geld, Theodore, weißt Du keinen
Rath. Theodore schwamm in Tranen, holte ihre
Sparpfennige und mich, und so kam ich wieder in
des wilden Burschen Hande. Liebchens übriges Geld
reichte hin für die Postreise nach Leipzig, und er
brachte mich noch unangefochten ins Thomasgäßchen,
vier Treppen hoch, ins Wohn- und Studirkäm-
merchcr des Magister Lässig.
Mit -dem nächsten Positage kam die freudige
Nachricht, daß die Sachen wegen Romeier nicht so
schlimm standen; er befände sich in der Besserung;
— und da auf ein thränenwciches Schreiben der
Papa nochmals Geld schickte, so wollte nun Rudolf,
der theologische Raufbold, wieder zurück nach Wit-
tenberg, und verehrte mich für erwiesene Gast-
freundschaft feinem armen Wirthe, dem Magister.
Dieser, an welchem außer feinen sso Jahren
Säbelbe.ncn und Schielaugen, einer Hasenscharte
und einem mastigen Hecker mchls weiter auözufctzen
war, hatte das Unglück gehabt, sich in eine schöne,
aber eben so malitiöfc Putzmacherin gegenüber Zu
vergassen. Er stand stundenlang am Fenster, und
äugelte nach der geliebten Grausamen, die ganze
Lchaarcn Freundinnen zu sich bat, um das Magi-
stermonstrum zu sehen. Das Alles merkte aber der
arme, blinde Narr nicht , und da er in diesen Tagen
für eine literarische Arbeit von einem Buchhädler
ein rundes Sümmchen erhielt, so kaufte er ein
schönes Tuch, und schickte cs mit einer bogenlangen
Liebeserklärung in sauber geschriebenen lateinischen
Hexametern mit beigefügter Uebcrsctzung an die
Hcrzcnsdame. Es kam auch ein ganzer Bogen voll
Antwort zurück. Aber welche Antwort! Ernestine
hatte eine lange Rede aufgesetzt voll brandrothcn,
gellenden Hohns , und alle Mädchen ihrer Bekannt-
schaft mußten ein Schärstein Witz nebst Namciisun-
tcrschrift dazu hergeben, als gelte es einer Prote-
station des ganzen Evagefchlcchts gegen Lässige
Zärtlichkeit. Ernestinens Brief war eine Batterie
von Bierundzwanzigpfündcrn , und die Postscripte
ihrer Freundinnen unterstützten cs als Rotteufeuer,
das stockblinde Mngisterhcrz in Grund zufchießen.
. . (FvNs.c;nmjZ folg;.
 
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