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Der Neckar-Bote: Wochenblatt für amtl. u. Privat-Bekanntmachungen (8) — 1844

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https://doi.org/10.11588/diglit.42423#0277

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Neckar


SA.

ote.

Die Einruckungrgebühr für dre
gespaltene Zeile oder deren
Naum betragt 2 kr. Bei An-
zeigen, worüber die Erpedition
Aurknnst erthcilt, 3 kr.

Freitag, den 9. August 1844.

Buntes aus der Leit.
Der König von Preußen hat sieb einen eigenen Ei-
senbahnwagen bauen lassen, um wahrend seiner Reisen
arbeiten zu können. Derselbe enthalt 3 Abthcilnngen,
eine sür den König und seinen Minister, eine mit einem
Ruhebett und eine zum Aufenthalt für die Bedienung.
Den preußischen Buchhändlern ist verboten worden,
Portraits des Königsmörders Tscbecb, so wie Darstel-
lungen seiner That, oder seine Lebensbeschreibung an
ihren Fenstern auszulegen. Doch dürfen ste verkauft
werden.
Der König von Frankreich bat einen außerordentli-
chen Gesandten mit einem Beileids- und Glückwunsch-
schreiben an den König von Preußen geschickt. Ebenso
schrieb der König von Hannover sogleich als er die
Nachricht erkalten hatte, persönlich an den König.
Zu Neujahr 1843 wird Braunschweig wieder aus
dem preußischen Zollvereine austreten. Braunschweig
hatte sich beim Eintritt Vorbehalten, entweder zu Mi-
chaelis 1843 seinen Anschluß auf die ganze vvrbestimmke
Dauer fcstznsetzen, oder aber durch Aufkündigung zu
Neujahr 1843 anstreten zu können. Dies Letztere will
Braunschweig nun tbuii, weil ohne den Anschluß von
Hannover der Verein ihm nur schaden könne.
Non den 41 bis jetzt gewählten griechischen Depu-
taten gehören nur 9 der ministeriellen Partei an, und
cs hat viele Mühe und Geld gekostet, Maurokordato's
Wahl durchznsctzen.
Am 29. Juli starb in Florenz der Graf von Sur-
villrers, Joseph Bonaparte, Eikönig von Spa-
nien. Er war in Ajaccio am 7. Februar I 767 gebo-
ren, studierte in Pisa die Rechtswissenschaft und wurde
Gehilfe bei einem Advokaten. 1793 flüchtete er nach
Marseille und heiralhete die Tochter dcS reichen Kauf-
manns Clary (Schwägerin Bernadottes). Auf seines
Bruders Napoleon Empfehlung wurde er I 796 Kriegs-
kommissär und ging 1797 als Gesandter der Republik
nach Rom. 1798 ernannte ihn sein Bruder zum Staats-
rath und Tribun. 1800 wurde er bevollmächtigter Mi-
nister beim Friedenskongreß zu Luncville, und nachdem
er durch seinen Bruder, der während der Zeit auf den
Thron erhoben worden, mit den ersten Würden Frank-
reichs bekleidet worden war, am 30. März 1806 Kö-
nig beider Sicilien. Doch ehe er noch seinen neuen
Staat ordnen konnte, versetzte ihn Napoleons Macht-
wort auf den Thron vvn Spanien und er mußte Murat
seinen Platz einräumen. Er gelangte nie zum ruhigen
Besitz des spanischen Throns und mußte fick nach der
Niederlage bei Viktoria im I. 1813 nach Frankreich
zurückziehen. Nach der Schlackt bei Waterloo schiffte
er sich nach Amerika ein, wo er in Neujorsey, 3 Mei-
len von Philadelphia, bis zum I. 1832 lebte. Später
zog er mit seiner Familie nach Florenz, wo er gestor-
ben ist. Von Neuyork aus protestirte er im Jahr 1830
gegen die Thronbesteigung eines Prinzen aus dem Hause
Bourbon.

Freudenreich und Dolorosus.
(Fonschling.)
Nun, tiniico! begann endlich Cassini, das
Schweigen unterbrechend, in dem Ludwig verharrte,
wir haben uns lange nicht gesehen, zwar ist cs nur
ein Tag» doch für Freunde, die unzertrennliche Ge-
führten waren, eine Ewigkeit.
-- Es lag au Euch, Marchese! antwortete Lud-
wig in herbem Tone, cs lag an Euch, daß Ihr Eure
Sehnsucht nicht gcsitllt und mich besucht habt.
— Das kommt, antwortete der Marchese, das
kommt daher, daß Ihr Euch in einer Stimmung
befindet, aus der man sich ungern gestört sicht. Ihr
schwebt jetzt in den höhcrn Regionen der Liebe, wo
ein armer Erdcnwnrm, wie ich, ganz übrig ist.
— Und doch, siel hier Ludwig mit einiger Litze
ins Wort, und doch sucht Ihr Euch diesen Regionen
zu nahen, obgleich Ihr selbst sagt, daß Ihr nicht
dahin gehört!
— Ah so! versetzte der Italiener gelassen, indem
er ruhig den kühlenden Trank hinuntcrschlürftc, ah
so! Also Tcrcsina hat Euch schon gesagt, daß ich
da war? Sie ist mir also zuvorgekommcn?
— Euch zuvorgekommen? fragte Ludwig mit
höhnischem Lächeln.
— Ja wohl, bejahte Cassini, ich wollte Euch
morgen selbst mitthcilcn, daß Ihr ganz glücklich,
daß sie Euch nur allein liebt und die Prüfung, die
ich ihr aufgelegt, wohl bestanden hat.
— Prüfung? ich verstehe Euch nicht! fragteLud-
wig. Wie meint Ihr das?
— So hört mich an! erwicderte Cassini. Seht!
ich bin nicht mehr in den Jahren, daß die Liebe mich
urplötzlich zu einem — Ihr vergebt mir wohl! — zu
einem Hasenfuß machen sollte. Mein Herz iss für
die Liebe nicht mehr so empfänglich, doch weiß es
Freundschaft heilig zu bewahren. Noch sind wir
freilich nicht lange beisammen, doch habt Ihr mich,
glaube ich, in dieser kurzen Zeit schon als Euren
Freund erprobt und wenn in des Südländers Brust
einmal ein Gefühl entbrennt, sei es Zuneigung, sei
cs Haß, so ist cs eine Flamme, die bis zum Grabe
nicht erlischt. Ich sah, daßJhr mit aller Hingebung
Euch zu Tcresinen neigtet, daß sie, dem Schein
nach, Euch, nur Euch, ohne Ncbcnrücksichtcn liebte;
doch wollt' ich erproben, ob ich mich nicht getäuscht,
ob sie nicht vielleicht nach leichtsinniger Wcibcrart,
nur Gefallen daran fände, Männer vor ihren Sic-
gcswagen zu spannen und ein Spiel mit ihnen zu
treiben. Darum nahm ich die Maske des Liebha-
bers an, bestürmte sie mit Zärtlichkeiten, vertraute
ihr, daß Ihr schon daheim durch zarte Bande gefes-
 
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