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Der Neckar-Bote: Wochenblatt für amtl. u. Privat-Bekanntmachungen (8) — 1844

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https://doi.org/10.11588/diglit.42423#0079

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Der Rtckar-Botr erscheint
wöchentlich zweimal, Dienstag»
u. Freitag». DcstcNungcn kön-
nen bei der Expedition in Hei-
delberg , bei Kautm. Lcmpp
in Mosbach, Kauft». Frank in
Adelsheim, Abraham Stumpf
m Ebcrbach und bei allen Post-
Acmtern gemacht werden.


Freitag, dm 1. März 1844.

DerAbonnementrpreis betrögt
für ein Jahr i st. 36 kr, für
ein halbes Jahr 5/, kr. für
ein Vierteljahr Zo kr. Die
Einrückungsgcbühi für die ge-
spaltene Zeile od. deren Raum
beträgt 2 kr. Bei Anzeige»,
worüber die Erpcdition Aus-
kunft ertheill, 3 kr.

Buntes aus der Leit.
In Berlin wollen die Studierenden in einer näch-
stens zu haltenden allgemeinen Versammlung — wenn
hierzu die Erlaubniß ertheilt wird — unter andern.
Nützlichen auch die Abschaffung des Duells und dis
Einsetzung von Schiedsgerichten in Ehrensachen bespre-
chen. Ebenso zeigen sich auf vielen andern deutschen
Universitäten, z. B. Leipzig, Gießen, Heidelberg u. s. f.
Bestrebungen gegen das bisherige Studentenwesen.
Das Befinden des Königs von Schweden ist zwar
für den Augenblick etwas besser; ob aber deshalb Hoff-
nung für sein Aufkommen vorhanden ist- steht zu be-
zweifeln.
Wegen der Juden an den russischen Gränzen^hat die
Regierung Maßregeln getroffen, wodurch bedeutende
Milderungen bezweckt werden; so ist den Häuserbesitzern
statt 2. 3 und 4 Jahre Zeit gegönnt, um ihr Besitz-
rhuin vortheilhafter veräußern zu können, an ihren
Wohnorten erhalten sie Holz zu Aufführung neuer Ge-
bäude u. s. w. Weitere Milderungen sind in Aussicht
gestellt.
Eine Eiscnbahnkirche ist in den verein. Staaten von
Nordamerika von Eisen erbaut, und auf die Bahn,
welche die vereinzelten Dörfer verbindet, sammt einem
Prediger, mit Beginn d. I. geschafft worden. Sie hält
bei bezeichneten Stationen an, die Leute, die da woh-
nen, hören eine Predigt, und Kirche und Geistlicher
ziehen wieder weiter. (Eisenbahn.)
Die Gold- und Silber-Rcichthümer, welche Merico
seit der Entdeckung Amerika's geliefert hat, sind unge-
mein groß. Nach den Nachrichten, welche Michlenz-
fordt jüngst mitgetheilt hat, beträgt die registrirte Sum-
me des in Merico wahrend der >41 Jahre, von 1690
bis Schluß 1830 geschlagenen Geldes 1731,641,494
Pesos, wovon 1663,933,999 Pesos allein in der
Münze der Hauptstadt geprägt worden. In der gan-
zen Zeit seit der Besitznahme durch die Spanier, 1321
bis 1842 beträgt der Werth der in den mericanischen
Bergwerken gewonnenen edlen Metalle nach einer auf-
gestellten Berechnung 2489,316,371 Pesos. 3 Pesos
werden gewöhnlich zu 6-/z Thaler Eonventionsmünze
gerechnet.

Mal' Occhio.
, -Fonscizung)
Im Palasse des Marchese Viotti, in der Straße
Toledo, war eines Abends große Gesellschaft. I).
befand sich unter der hin- und herwogendcn Masse
der dicht aufeinander gedrängten Menschen. Er
hatte es sich porgenomincn, so viel wie möglich den
Umgang mit den Einheimischen zu vermeiden, und
sich mehr den Fremden anzuschlüßcn. Die uner-
trägliche Schwüle der Zimmer trieb ihn in einen
der kleinern, weniger besuchten Ncbcnsalons. Er
bemerkte hier drei allerliebst« Kinder, welche sich in

Mitte des Raumes scherzend umher trieben. Sein
Auge ruhte wohlgefällig auf dem einen der liebli-
chen Kleinen, einem allerliebsten Knaben. Von
jeher ein Freund der Kinder, fühlte er sich liebe-
voll hingezogen zu dem schwarzgelockten, feurigen
Jungen, dem einzigen Sohn des Hauses. Ihn
zärtlich an sich schmiegend, blickte er ihm, auf den
Schoos ihn hebend, in angenehme Traume versun-
ken, in das muntere Auge. Da gewahrte er, auf-
schauend, von fern des Knaben Mutter. Zwei ält-
liche Damen standen ihr zur Seite, mit ängstlicher
Miene nach ihm und dem Kinde deutend. Wie «in
Blitz durchzuckte es ihm die Seele. Den Knaben
vom Schoos hebend, ihn ängstlich von sich schiebend,
war eins.
Am Morgen des dritten Tages nach diesem Vor-
fall erhielt er Besuch von seinem Freunde A.,
einem reisenden Kurländer. „Wissen Sie schon,"
begann dieser im Laufe des Gesprächs, „unfern
freundlichen Wirth von neulich hat ein großes, un-
erwartetes Unglück betroffen." — „Und das wä-
re?" siel ihm R. ängstlich in die Rede, indem
bange Erinnerung sein Antlitz bleichte. „Sein
Sohn starb diese Nacht am Friese!," war des
Freundes Bescheid.

D. hatte den von seinem Gesandten erbetenen
Urlaub erhalten. Wir treffen ihn wieder in der
Einsamkeit eines Baucrnhäuschens in der Nähe
Sorrents, umringt von den balsamischen Düften,
freundlich beschattet von den Orangenbäumen und
Eitroncn-Waldungen jener üppigen Natur. Doch
selbst diese höchste Fülle ihrer irdischen Schönheit
vermochte cs nicht, den Kummer, die seltsame Be-
klemmung von der Brust des Unglücklichen zu ent-
fernen. —
Die ländliche Familie hatte den fremden Gast
liebevoll empfangen. Es war ihm ein freundliches
Stübchen zu ebener Erde angewiesen worden, von
wo aus sich ihm die reizende Aussicht auf das blaue
Meer und den freundlichen, höchst anmuthigen Golf
von Sorrent darbot. Dem Hause zunächst befand
sich ein Wäldchen von Orangen und Citronen, de-
ren aromatischer Duft sein kleines Gemach mit
Balsamdüften erfüllte. Auf dem Boden, in Menge
zerstreut, lagen unbeachtet die kostbaren Früchte,
in jedem andern Lande hoch geschätzt, hier weniger
geachtet, weil sie die gütige Mutter Natur im
Uebcrstusse gespendet. Hier im kühlenden Schatten
pflegte der Sinnende halbe Tage zu verleben. Dann
trieb es ihn wieder gegen das Städtchen, dicht am
 
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