Der Neckar-Bote erscheint
wöchentlich zweimal, Dienstag»
u. Freitag». Der A bonncmcnlö-
prci» berrögt für ein Jahr l fl.
36 kr., für em halbe» Jahr 5/,
kr., für ein Dierteljahr 3o kr.
eckar-
ote.
Dienstag, den 25. Juni 1844.
Die Einrückungrgebühr für die
gespaltene Zeile oder deren
Raum beträgt 2 kr. Bei An-
zeigen, worüber die Expedition
Auskunft ertheilt, 3 kr.
Luntes aus der Leit.
In Berlin will man jetzt eine große Bäckerei auf
Aktien anlegen, um den Armen billiges und gutes Brod
zu verschaffen.
Die nassauische Regierung wartet nicht auf die Mä-
ßigkeitsvereine, und weiß der Trunksucht eben so gut
und schneller abzubclfen. Jeder Wirth, der einem Gaste
mehr als zwei ganz kleine Gläser Branntwein ein-
schenkt, wird um 30 Gulden gestraft, und wenn ein
Betrunkener auf der Straße herumzicht, wird er ver-
haftet und sein Namen durch den Ausrufer bekannt ge-
macht. Es ist nur schade, daß der erste Punkt zu vie-
ler Spionerie Anlaß geben wird, an der es uns ohne-
dies nicht fehlt.
Herr Benazet in Baden soll ein Verbot erwirkt ha-
ben, in Folge dessen die Studenten niebt mehr spielen
dürfen. Zwei Fliegen mit einer Klappe.' Einmal, wie
human ist es, die studirende Jugend vor der Leiden-
schaft und vor Geldverlust zu bewahren! Und dann —
was hat denn ein Student auch für Geld zu verlieren.
Der Regierungsrath von Zürich hat beschlossen, nach-
folgenden Antrag an den boben großen Rath zu stellen:
»Die Gesandtschaft wird Namens des Standes Zürich
seine Ansicht dahin auosprcckcn, daß der Orden der
Jesuiten dazu beiträgt, die Stimmung der beiden Eon-
fessionen in der Schweiz, der reformirten und d-r ka-
tholischen, gegenseitig zu erbittern und dadurch auf die
freie Entwickelung einer nationalen Politik störend ein-
wirkt rc.«
In Havannah sind unter anderem bei den aufrüh-
rerischen Negern fünf Pakete Arsenik gefunden worden
womit alle Brunnen vergiftet werden sollten.
In der Nacht vom 14. auf den 13. Juni ist in
Frankenthal der schöne Thurm der großen Kirche ab-
gebrannt. Man hat noch nicht entdeckt, wodurch das
Feuer entstand.
Bei der Anwesenheit des Kaisers von Rußland in
London wurde der polnische Graf Ostrowskij verhaf-
tet, weil ihn sein Schneider denuncirt hatte, er wolle
den Kaiser erschießen. Es stellte sich jedoch bald he-
raus , daß der Kleiderfabrikant falsch gehört hatte und
der Graf wurde in Freiheit gesetzt. Zu dem Balle der
alljährlich zum Besten der polnischen Flüchtlinge in
London gegeben wird, ließ sich der Kaiser ein Bittet
holen, wofür er 300 Pfund Sterling zahlte.
Wie man hört, wird der König von Preussen
jetzt selbst nach Schlesien gehen, um sich über die
dortigen Unruhen und die Mittel ihnen abzuhelfen
zu unterrichten.
Der König Oskar von Schweden macht sich durch
sein humanes, freundliches Wesen, und durch sein
Streben nach wahrer Popularität die Herzen seiner
Unterthanen täglich geneigter. Als er vor Kurzem
in Gothenburg die Gesundheit dieser Stadt ausbrach-
te, sagte er: er sei zur Ueberzeugusig gekommen,
daß der Thron am sichersten auf der Liebe
des Volkes ruhe, und diese zu gewinnen,
und sich zu bewahren, sei die Aufgabe sei-
nes Lebens.
Verein
zum Schutze deutscher Einwanderer
in Texas.
Ein Verein hat sich gebildet, dessen Zweck es ist, die
deutsche Auswanderung so viel möglich nach einem ein-
zigen, günstig gelegenen Punkte hinzuleiten, die Aus-
wanderer auf der weiten Reise und in der neuen Hei-
math zu unterstützen und nach Kräften dahin zu wirken,
daß ihnen jenseits des McereS eine neue Heimath ge-
sichert werde.
Der Verein erläßt diese Bekanntmachung nicht in der
Absicht, Geldkräste für sein Unternehmen zu gewinnen;
das Gesckäfts.-Eapital ist bereits vollständig gezeichnet.
Allein im Bewußtsein des guten Zweckes ist er es dem
Publikum und sich selbst schuldig, die Gründe, welche
den Verein ins Leben gerufen, die Art und Weise, wie
er seine Aufgabe zu lösen hofft, und die Grundsätze,
die ihn dabei leiten, offen darzulegen.
Der Verein will den Trieb zur Auswanderung weder
anregen, noch entschuldigen. Genug, das Bedürfniß
besteht einmal und läßt sich leider eben so wenig weg-
läugnen, als cs möglich ist, jenem immer lebendigeren
Triebe Einhalt zu thun. Vielfältige Ursacken wirken
dabei zusammen: die Verdrängung der Handarbeit durch
das Maschinenwesen, die großen fast periodischen Un-
fälle, die den Handel heimsucken, die zunebmende Ver-
armung, eine Folge der Uebervölkcrung und des Mangels
an Arbeit; endlich wohl auch der gerühmte Reicbthum
des Bodens im neuen Lande und manchmal belohnte,
oft getäusckte Hoffnung auf ein besseres Sein und Wir-
ken jenseits der Meere.
Unter solchen Verhältnissen müßten die Auswanderer
in der That einem besseren Loose entgegengeben, wenn
sie, in wohlgeordneter Masse zusammenhaltend, eine rich-
tige Leitung und einen wirksamen Schutz in der Fremde
fänden. Und somit ist die Nothwendigkeit wie der Zweck
des Vereins von selbst gegeben: er will es versuchen,
die Auswanderung zu regeln und zu leiten, damit die
Möglichkeit gegeben werde, daß die Deutschen in Ame-
rika eine deutsche Heimath wiederfinden, und aus dem
ununterbrochenen Zusammenhänge unter sich und mit
dem alten Vaterlande ein gewerblicher und Handelsver-
kehr en stelle, der beiden zum materiellen und geistigen
Gewinn gereichen muß. Auf diese Weise wünscht der
Verein das Seinige zu thun, zu Deutschlands Ehre und
Wohl beizutragen, um vielleicht den deutschen Armen
eine belohnende Thätigkeit, dem deutschen Gewerbfleiß
neue Märkte, dem deutschen Seehandel eine weitere
Ausdehnung dereinst zu eröffnen.
Nach langer, sorgfältiger Prüfung hat sich der Verein
dafür entschieden, daß Texas dasjenige Land ist, wel-
ches dem deutschen Auswanderer am besten zusagen möchte.
Das gesunde Klima, die Fruchtbarkeit des Bodens, der
Reichthum seiner Erzeugnisse und die Leichtigkeit der
wöchentlich zweimal, Dienstag»
u. Freitag». Der A bonncmcnlö-
prci» berrögt für ein Jahr l fl.
36 kr., für em halbe» Jahr 5/,
kr., für ein Dierteljahr 3o kr.
eckar-
ote.
Dienstag, den 25. Juni 1844.
Die Einrückungrgebühr für die
gespaltene Zeile oder deren
Raum beträgt 2 kr. Bei An-
zeigen, worüber die Expedition
Auskunft ertheilt, 3 kr.
Luntes aus der Leit.
In Berlin will man jetzt eine große Bäckerei auf
Aktien anlegen, um den Armen billiges und gutes Brod
zu verschaffen.
Die nassauische Regierung wartet nicht auf die Mä-
ßigkeitsvereine, und weiß der Trunksucht eben so gut
und schneller abzubclfen. Jeder Wirth, der einem Gaste
mehr als zwei ganz kleine Gläser Branntwein ein-
schenkt, wird um 30 Gulden gestraft, und wenn ein
Betrunkener auf der Straße herumzicht, wird er ver-
haftet und sein Namen durch den Ausrufer bekannt ge-
macht. Es ist nur schade, daß der erste Punkt zu vie-
ler Spionerie Anlaß geben wird, an der es uns ohne-
dies nicht fehlt.
Herr Benazet in Baden soll ein Verbot erwirkt ha-
ben, in Folge dessen die Studenten niebt mehr spielen
dürfen. Zwei Fliegen mit einer Klappe.' Einmal, wie
human ist es, die studirende Jugend vor der Leiden-
schaft und vor Geldverlust zu bewahren! Und dann —
was hat denn ein Student auch für Geld zu verlieren.
Der Regierungsrath von Zürich hat beschlossen, nach-
folgenden Antrag an den boben großen Rath zu stellen:
»Die Gesandtschaft wird Namens des Standes Zürich
seine Ansicht dahin auosprcckcn, daß der Orden der
Jesuiten dazu beiträgt, die Stimmung der beiden Eon-
fessionen in der Schweiz, der reformirten und d-r ka-
tholischen, gegenseitig zu erbittern und dadurch auf die
freie Entwickelung einer nationalen Politik störend ein-
wirkt rc.«
In Havannah sind unter anderem bei den aufrüh-
rerischen Negern fünf Pakete Arsenik gefunden worden
womit alle Brunnen vergiftet werden sollten.
In der Nacht vom 14. auf den 13. Juni ist in
Frankenthal der schöne Thurm der großen Kirche ab-
gebrannt. Man hat noch nicht entdeckt, wodurch das
Feuer entstand.
Bei der Anwesenheit des Kaisers von Rußland in
London wurde der polnische Graf Ostrowskij verhaf-
tet, weil ihn sein Schneider denuncirt hatte, er wolle
den Kaiser erschießen. Es stellte sich jedoch bald he-
raus , daß der Kleiderfabrikant falsch gehört hatte und
der Graf wurde in Freiheit gesetzt. Zu dem Balle der
alljährlich zum Besten der polnischen Flüchtlinge in
London gegeben wird, ließ sich der Kaiser ein Bittet
holen, wofür er 300 Pfund Sterling zahlte.
Wie man hört, wird der König von Preussen
jetzt selbst nach Schlesien gehen, um sich über die
dortigen Unruhen und die Mittel ihnen abzuhelfen
zu unterrichten.
Der König Oskar von Schweden macht sich durch
sein humanes, freundliches Wesen, und durch sein
Streben nach wahrer Popularität die Herzen seiner
Unterthanen täglich geneigter. Als er vor Kurzem
in Gothenburg die Gesundheit dieser Stadt ausbrach-
te, sagte er: er sei zur Ueberzeugusig gekommen,
daß der Thron am sichersten auf der Liebe
des Volkes ruhe, und diese zu gewinnen,
und sich zu bewahren, sei die Aufgabe sei-
nes Lebens.
Verein
zum Schutze deutscher Einwanderer
in Texas.
Ein Verein hat sich gebildet, dessen Zweck es ist, die
deutsche Auswanderung so viel möglich nach einem ein-
zigen, günstig gelegenen Punkte hinzuleiten, die Aus-
wanderer auf der weiten Reise und in der neuen Hei-
math zu unterstützen und nach Kräften dahin zu wirken,
daß ihnen jenseits des McereS eine neue Heimath ge-
sichert werde.
Der Verein erläßt diese Bekanntmachung nicht in der
Absicht, Geldkräste für sein Unternehmen zu gewinnen;
das Gesckäfts.-Eapital ist bereits vollständig gezeichnet.
Allein im Bewußtsein des guten Zweckes ist er es dem
Publikum und sich selbst schuldig, die Gründe, welche
den Verein ins Leben gerufen, die Art und Weise, wie
er seine Aufgabe zu lösen hofft, und die Grundsätze,
die ihn dabei leiten, offen darzulegen.
Der Verein will den Trieb zur Auswanderung weder
anregen, noch entschuldigen. Genug, das Bedürfniß
besteht einmal und läßt sich leider eben so wenig weg-
läugnen, als cs möglich ist, jenem immer lebendigeren
Triebe Einhalt zu thun. Vielfältige Ursacken wirken
dabei zusammen: die Verdrängung der Handarbeit durch
das Maschinenwesen, die großen fast periodischen Un-
fälle, die den Handel heimsucken, die zunebmende Ver-
armung, eine Folge der Uebervölkcrung und des Mangels
an Arbeit; endlich wohl auch der gerühmte Reicbthum
des Bodens im neuen Lande und manchmal belohnte,
oft getäusckte Hoffnung auf ein besseres Sein und Wir-
ken jenseits der Meere.
Unter solchen Verhältnissen müßten die Auswanderer
in der That einem besseren Loose entgegengeben, wenn
sie, in wohlgeordneter Masse zusammenhaltend, eine rich-
tige Leitung und einen wirksamen Schutz in der Fremde
fänden. Und somit ist die Nothwendigkeit wie der Zweck
des Vereins von selbst gegeben: er will es versuchen,
die Auswanderung zu regeln und zu leiten, damit die
Möglichkeit gegeben werde, daß die Deutschen in Ame-
rika eine deutsche Heimath wiederfinden, und aus dem
ununterbrochenen Zusammenhänge unter sich und mit
dem alten Vaterlande ein gewerblicher und Handelsver-
kehr en stelle, der beiden zum materiellen und geistigen
Gewinn gereichen muß. Auf diese Weise wünscht der
Verein das Seinige zu thun, zu Deutschlands Ehre und
Wohl beizutragen, um vielleicht den deutschen Armen
eine belohnende Thätigkeit, dem deutschen Gewerbfleiß
neue Märkte, dem deutschen Seehandel eine weitere
Ausdehnung dereinst zu eröffnen.
Nach langer, sorgfältiger Prüfung hat sich der Verein
dafür entschieden, daß Texas dasjenige Land ist, wel-
ches dem deutschen Auswanderer am besten zusagen möchte.
Das gesunde Klima, die Fruchtbarkeit des Bodens, der
Reichthum seiner Erzeugnisse und die Leichtigkeit der