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Der Neckar-Bote: Wochenblatt für amtl. u. Privat-Bekanntmachungen (8) — 1844

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https://doi.org/10.11588/diglit.42423#0131

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Der Neckar-Bote erscheint
Wöchentlich zweimal., Dienstag»
». Freitags Der AdonnemcntS-
prci» beträgt für cn> Jahr > st.
36 kr., für ein halbes Jahr 5/»
kr, für ein Vierteljahr 3o kr.


eckar-

ote.



Die Einrücknng»gebühr für di«
gespaltene Zeile oder deren
Raum betragt 2 kr. Bei An-
zeigen, worüber dir Expedition
Auskunft ertheilt, 3 kr.

Freitag, den 5. April 1844

O. Aug. Oßwald.

CLnSttdnnH zum Mboeruement.
Bestellungen auf das mit dem I. April begonnene zweite Quartal beliebe man
für Heidelberg bei dem Unterzeichneten,
für den Amtsbezirk Mosbach und Neudenau bei Herrn F. Lcmpp,
in Eberbach bei Herrn A. Stumpf,
in Adelsbeim bei Herrn I. G. Franck
und den betreffenden Großherzoglichen Postämtern zu machen.
Der '/^jährige Abounementspreis beträgt ausschließlich des Trägcrlohns 30 kr.
Heidelberg, un März !844.

Wuntes aus der Lett*
Dom Neckar, im März (Eorrcsp.) Mit lebhaftem In-
teresse las man auf der linken Seite des Neckars den Eor-
respondenz-Artikel in Nro. 24. des Ncckarboten. Der
Verfasser jenes Artikels hat sich durch seine Vorschläge und
Entdeckungen ein großes Verdienst um das Land erworben.
Das Publikum glaubte bisher, die Landstreckc zwi-
schen Eberbach und Diedesheim sei nur zu einer Vizi-
nalstraße geeignet; es war der Meinung, die an dem
rechten Neckarufer zwischen Heidelberg und Diedesheim
gelegenen Badischen Ortschaften seien so arm an Er-
zeugnissen, daß es sich der Mühe und Kosten nickt loh-
ne, sie durch eine Staatsstraße miteinander zu verbinden.
Wrr hörten ferner von Ingenieuren die Ansicht aus-
sprechen, daß eine brauchbare Straße auf dem reckten
Ncckarufcr nur mit dem Aufwand von sehr vielem Gel-
be gebaut werden könnte; daß man der Straße, um sie
gegen Überschwemmungen sicher zu stellen, an verschie-
denen Orten eine künstliche Höhe geben, daß man sie
um Eberback hernmführcu wüßte, und daß man zwi-
schen Ziegelhausen und Kleingemüud, daun wieder bei
Lindach, Zwingenberg und Binau sehr bedeutende
Schwierigkeiten zu überwinden hätte. — Von allem dem
sagt uns der Verfasser jenes Artikels gerade das Ge-
gentheil und wir erfahren auch durch ihn zum Ersten-
mal, daß die Landstraße zwischen Heidelberg und Ob-
righeim nicht um 4. Stunden, sondern nur um eine
Stunde kürzer ist, als die Wasserstraße. Diesen Ent-
deckungen zollen wir die verdiente Anerkennung.
Zu besonderem Danke aber hat uns der Verfasser
jenes Artikels durch die Ersparungen verpflichtet, wel-
che er Vorschlag. Die Obrigheimer Steige braucht
»un nickt corrigirt und die Schiffbrücke bei Biedesheim
nicht mehr unterhalten zu werden. Dadurch leiden zwar
wir guten Leute, die wir links vom Neckar wohnen,
großen Schaden und entbehren bedeutende Vortheile.
Aber wer sich in einer so langweiligen, bergigen Ge-
geng ansiedelt, verdient auch keine Beachtung.
Zwingenberg und Lindach, Jgelsbach und Gerach,
das sind schön gelegene Orte; dort wächst Frucht und
Wein in Fülle; dort muß man Straßen bauen!
Wir fordern unsere Freunde in Schefflenz, Buchen und
L.Blschofsheim auf, recht bald in diesen Ruf einzustimmcn.
Eine Prrraulythe.
Versiehst du ine Sache, so unterrichte
deinen Nächsten , wo nicht, so schweige
dazu. Jesu Sirach 5. Vers 1/4.
In dem gesegneten Utopien liegt eine von der Natur ver-
schwenderisch ausgestattetc Provinz, durch die sich ein freundlicher
Fluß sanft dahin schlängelt und an dessen Ufer üppige Land¬

städtchen angedaut sind. In dem einen dieser freundlichen Städt-
chen, Namens Friedcnshauscn, hatten die politisch mündigen Bür-
ger einst einen demokratischen, oder schlimmer noch, einen ochlokra-
tischcn Einfall, nämlich die Censur mit gesetzlich erlaubten Mittel»
zu entfernen, oder euphemistisch gesprochen: sic baten um Freiheit
der Preffc. Freundliche Thcilnahme schenkten die Bürger von
FriedenShanscn diesem Vorhaben, das in einer sehr ruhigen Spra-
che abgetaßte Gesuch ward von einer Masse von Bürgern jeder
Ciafse unterzeichnet und abgesendct. Zwar wussten die Unterzeich-
ner recht gut, daß ihr Gesuch vielleicht noch lange ein fromme» blei-
ben dürste, allein sie wollten nicht mehr länger hinter den Forde-
rungen der Zeit zurückbleiben und unisono mit ihren utopischen
Brüdern handeln. Bei dem nun ausgcführten, in den Augen der
'Conservativen- al» kühn betrachteten Vorhaben gab es natürlich
auch manche Friedenshäuser Bürger, die es vorgezogen haben nicht
zu unterschreiben, theils wegen wichtiger specieller Gründe, »heil»
wegen Unkenntnis; der Sache, theils auch weil einige von dem
Grundsätze beseelt waarcn, daß man Alle» durchs Schweigen er-
lange. An einem schönen Sonntage saßen nun einst im Coffee--
Hause zur Republik in Friedenshauscn einige Frcihcitöschwindlcr
von diesem Genre vergnügt beisammen und politisirten ganz ge-
waltig darauf los. Es waren ihrer drei, Joseph Speranzius,
Michael Mißwachs und Emanuel genannt der Hausfreund, viele
andere hörten diesen gcistrcichcü RaisonncmcnlS zu. Nachdem
nun diese Sorbonne der Politiker, dieser Areopag Utopien»
für die Richtigkeit ihrer Meinungen die schlagendsten Gründe mit
dcmoslhenischcr Bercdtsamkcit eröitcrt hatten, erklärte der erste
derselben, dem seine Stellung den höchsten Rang unter den Bür-
gern gewährte, daß das Petitionier» um da» freie Wort --rein«
Studentcnpossen« wären. Mit welcher Leichtigkeit dies schwierig«
Rathscl gelöst wurde, kann man kaum begreifen, ja Oedipu», der
doch den Ruf eines tüchtigen Rathselaufiösers besaß, hätte hier zu-
rücklretcn müssen vor einem solchen Matadoren, Also daß Ihr
c» wisset, Ihr Freunde des Fortschrittes, das Pctitioniren um Preß-
freiheit ist nach der Theorie dieses Mannes reine Studentcnpossc.«
Wollt Ihr also dergleichen Posse begehn? Friedlich und ruhig
stiegen nun die Helden der Politik von ihrer schwindelnden Höhe
herab und legten sich zu Bette, um der süßen Traume zu pflegen.
Des andern Tages in aller Frühe machte sich die dicnstbcrcitwilligr
Frau Base Fama auf den Weg und icfcriric diese geistreiche Un-
terhaltung den Pctitionsuntcrzcichncrn in Friedcnshauscn. Was
thatcn nun diese Männer dagegen? Sie tobten etwa, schimpften
gewaltig, sprachen diesem strengen Richter die Compctenz zu einem
solchen studcntcnpossigen Unheil ab, zogen ihn zur Verantwortung,
oder fanden sich höchst beleidigt! O nein, nein, von all' diesem
nicht das Geringste. Sie fühlten sich erhaben über diese unästheti-
schen RaisonncmcntS, sie wußten wohl, daß jene wenigen das Rad
des Zeitgeistes nicht auszuhaltcn vermögen, sic wußten wohl, daß
noch bei weitem größere Geister als der des stuLcntenpossigcn Kri-
tikers für ebendenselben Zweck in die Schranken traten, sic wußten
endlich wohl, daß man mit solchem ungeschickten Urthetlc behutsam
im Ausspruche sein muß, da cs sich nicht überall vcrthcidigcn ließe.
Einige der Petitionsumcrschreiber aber dachten die Eingang» ge-
sprochenen Worte, ein anderer: 8i tacuisses, j>Iiilosozrnr,s
mansisses. >— t! —
 
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