bauenden, des Unterminierenden, des Idealen, Realen sowie anderer
ordnungschaffender Gegensätze.
Lebendigkeit ist undefinierbar, da Denken und Leben eins ist, das
System ist greifbar abzutasten und beruhigend.
Diese Ästhetik des Lebendigen ist für das reich, aber unverdaulich
genährte deutsche Gemüt zu einfach, auch zu klammer- und stützpunkt-
los. Frei herum zu gehen, in idealer Nacktheit, ist der Zustand, der
beargwöhnt wird. Keuschheit ist Sünde, postzipierte, Interesse an
Beflecktheit. Dies ist der eigentliche Grund des Fortwurstelns, dieses
Zustandes, der Änderungen ausschließt, man kann sich nicht mehr zu
einem Anfang entschließen. Die Mode des Primitiven verträgt sich
bestens mit dieser Gesinnung, es gibt nichts, was sich nicht mit ihr
vertrüge, die Gesinnung ist zu allem bereit.
Wir aber wollen den Anfang, wir sind die Satyrn der Primeurs. Bei
dieser Gesinnung fällt 99 o/o des Stoffs, für den bei der verwachsenen
Menschheit Nachfrage besteht, für uns unter den Tisch. Ohne Interesse
an Morgenröte, an Zukunft und an Weisheit der Voraussicht folgen wir
nur unserm Instinkt.
Der „Querschnitt“ ist eine Funktion, kein Zweckgebilde.
Er teilt den zuwachsenden Stoff nach Text und Marginalien und ehrt
Verkehrtheit, indem er deren reinste Produkte eventuell sogar dem
Textteil und damit der Ewigkeit einverleibt.
George Grosz
197
ordnungschaffender Gegensätze.
Lebendigkeit ist undefinierbar, da Denken und Leben eins ist, das
System ist greifbar abzutasten und beruhigend.
Diese Ästhetik des Lebendigen ist für das reich, aber unverdaulich
genährte deutsche Gemüt zu einfach, auch zu klammer- und stützpunkt-
los. Frei herum zu gehen, in idealer Nacktheit, ist der Zustand, der
beargwöhnt wird. Keuschheit ist Sünde, postzipierte, Interesse an
Beflecktheit. Dies ist der eigentliche Grund des Fortwurstelns, dieses
Zustandes, der Änderungen ausschließt, man kann sich nicht mehr zu
einem Anfang entschließen. Die Mode des Primitiven verträgt sich
bestens mit dieser Gesinnung, es gibt nichts, was sich nicht mit ihr
vertrüge, die Gesinnung ist zu allem bereit.
Wir aber wollen den Anfang, wir sind die Satyrn der Primeurs. Bei
dieser Gesinnung fällt 99 o/o des Stoffs, für den bei der verwachsenen
Menschheit Nachfrage besteht, für uns unter den Tisch. Ohne Interesse
an Morgenröte, an Zukunft und an Weisheit der Voraussicht folgen wir
nur unserm Instinkt.
Der „Querschnitt“ ist eine Funktion, kein Zweckgebilde.
Er teilt den zuwachsenden Stoff nach Text und Marginalien und ehrt
Verkehrtheit, indem er deren reinste Produkte eventuell sogar dem
Textteil und damit der Ewigkeit einverleibt.
George Grosz
197