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Galerie Flechtheim [Mitarb.]
Der Querschnitt — 5.1925

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Bessmertny, Alexander: Sammel-Querschnitt
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https://doi.org/10.11588/diglit.63706#0804

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SAMMEL-QUERSCHNITT
Von Alexander Beßmertny
Alte Bücher
Von wichtigen Versteigerungen zunächst einige Enttäuschungen: Die, wie sich
zeigte, immer überschätzte Bibliothek des Sexualpathologen Iwan Bloch wurde
von S. M. Fraenkel geschickt in Konvoluten verkauft.
Die von Perl versteigerte Bibliothek Busoni zeigte eine Büchersammlung
mittlerer Art und Güte, bis auf einige Renommierstücke, wie den Bodoni-Dante
von 1796 (710 Mk.), Delacroix-Faust des Insel-Verlages von 1912 (1600 Mk.),
E. T. A. Hoffmann, Ausgewählte Schriften, 15 Bände, von 1827 (1100 Mk.),
Tausendundeine Nacht, von Burton (950 Mk.).
In der sonst schwachen Auktion von Altmann brachte am 26. März Voltaires
Pucelle auf Pergament in zwei Bozdrian-Maroquinbänden mit den Moreauschen
Kupfern als Unikum 4000 Mk.
Von durchaus beachtlichem Niveau war die am 1. April von 5. M. Fraenkel
versteigerte Goethe-Sammlung.
In England wurde bei Southeby die Versteigerung der Sammlung Christie
Miller, einer der bedeutendsten überhaupt bekannten Bibliotheken fortgesetzt.
Darunter befanden sich Stücke wie Calvins „Form of Prayers“, 1656 (190 Lstr.),
das Unikum „Song of Songs which was Salomons“ von 1621, das im Jahre 1818
6 Lstr., jetzt 620 Lstr., brachte.— Das interessanteste Stück war ein kleines Buch
von 17 Seiten, ein englisches Epos, das nur in diesem einen, nicht vollständigen
Exemplar existiert und niemals wieder veröffentlicht wurde. Es trägt den
Titel „Oenone and Paris“, London 1594. Es wird Thomas Heywood zuge-
schrieben als plagiatorische Anlehnung an Shakespeares im Jahre 1593 er-
schienenes Gedicht „Venus und Adonis“. Auf der Caldecott-Versteigerung im
Jahre 1833 hatte dies Exemplar 16 Schilling gebracht, nun brachte es fast das
Fünfzigtausendfache, nämlich 3800 Pfund! — Mit den schon früher verkauften
Reisewerken brachte die Sammlung Miller bisher rund 508 000 Lstr., diese
letzte Auktion allein 67 000 Lstr., von denen Dr. Rosenbach, Philadelphia, der
erste Antiquar der Welt, allein über 50 000 zu zahlen hatte. Die Sammlung
Miller ist aber noch lange nicht ausverkauft.
Rosenbach kaufte auch im November 1923 für 10000 Dollar das Manuskript
von Stevensons „Kidnapped“.
Die außerordentliche Schätzung Stevensons beweisen auch die Preise, die
ebenfalls Rosenbach für andere Stevensoniana zahlen mußte, so für die erste Aus-
gabe von „A Childs Garden of Verses“ (2000 Dollar), ebensoviel für die
Handschrift von „Travels with a Donkey“ und 1500 Dollar für ein Notizbuch
mit Skizzen zu den „Songs of Travel“.
Ebenfalls bei Southeby wurde die zweite Ausgabe der „Canterbury Tales“ und
Andobons „Binds of Amerika“, mit 540 Tafeln (je 540 Lstr.) verkauft. — Aus der
versteigerten Bibliothek Duff sei hervorgehoben das Pamphlet „Cura Cleri-
calis“ (nur 16 Blatt: 360 Lstr.).
Für die angelsächsische Welt ist auch die Wiederauffindung von Shelleys
Manuskript seiner Tragödie „Cenci“ in einer Florentiner Privatbibliothek eine
Sensation.
In Frankreich begann die Reihe der bedeutenden Bücherauktionen zu Paris
im Hotel Drouot im Februar mit einer Sammlung hochbezahlter Werke des
16. bis 18. Jahrhunderts aus dem Besitz des Sammlers E. S.: Moliere mit den
Stichen nach Boucher von 1734 (31 000 Fr.), Marmontels Contes Moraux von
1765 (26000 Fr.), Lafontaines Contes et Nouvelles von 1762 — die fermiers
genereaux-Ausgabe — in einem Deröme-Einband (13 000 Fr.), die erste illustrierte
Balzac-Ausgabe (6500 Fr.), Kuglers Friedrich der Große mit einem eigen-
händigen Brief des Königs an seine Schwester Ulrike (3300 Fr.).

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