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Galerie Flechtheim [Mitarb.]
Der Querschnitt — 5.1925

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Fels, Florent; Mauthner, Margarete [Übers.]: Utrillo
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https://doi.org/10.11588/diglit.63706#1211

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Motive einer Ansichtskarte entnimmt und sich im übrigen auf seine
Phantasie verläßt. Die Ansichtskarte steht in nichts einer flüchtigen
Zeichnung nach. Auf dem Bett liegend, einige Kissen unter den Kopf
gestopft, die Beine angezogen und das Skizzenbuch auf den Knien — so
sah ich ihn mit Gouachefarben Landschaften entwerfen, die wahrer als
die Natur selbst sind. So machen es alle Dichter, und die Beobachtung der
äußeren Welt dient dem gleichen Zweck wie die Figürchen, die sich seit
einiger Zeit auf den Bildern Maurice Utrillos tummeln: nämlich die Verhält-
nisse und eine Kontrolle für den Künstler und Beschauer herzustellen.


Maurice Utrillo

Aus Coquiot „Utrillo“ (Delpluch-Verlag, Paris)

Utrillos Kunst ist von Grund auf statisch. Man steht vor einem Gleich-
gewicht von Kräften, die auf materiellen und graphischen Notwendig-
keiten beruhen, weil sie aus streng menschlichen Regeln und den Sinnes-
wahrnehmungen hervorgehen. Es handelt sich vielleicht um die Sublima-
tion eines uneingestandenen bildnerischen Instinkts, einer glühenden Sehn-
sucht nach einer Freude, die von den reinsten Strahlen des Prismas erzeugt
wird, oder vielleicht einfach um den kindlichen Wunsch, die Schönheit des
in der Sonne glänzenden Wasserstaubes festzuhalten. Zweifellos erreichten
weder Pissarro noch van Gogh, ja nicht einmal Monticelli eine dionysi-
schere Pracht der Pigmente, noch auch, wenn es ihnen darauf ankam, ehr-
lichere Gegensätze in den Plänen und in den empfundenen Farbflecken.
Ein „Utrillo“ besitzt jene Macht der poetischen Begeisterung und der

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