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Tagesblatt der Geschichte — 1815

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No. 43 - No. 64 (Maerz)
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ivar, und daſselbſt auf eln Truppencorps ſtleß, welches
von Chambery ihm entgegen zog. Das F7te Linten-
Infanterieregiment ging mit ſeinem Oberſten, etnem be-

kannten Anhänger Bonapartes , zu ihm über“, worauf nigs von Rom, vcr\preche allen Abtrünnigen Verzeihung;

ſich die Generäle Marchand und Devillliers, welche die

königliche Truppen-Abthellung commandirten, mit ihrem

Grſebütze auf der Straße gegen Chambery zurück zogen.
Bonaparte ſchlug den Weg gegen Lyon ein. ;
Das Landvolk iſt allenthalben dem Könlge treu.
Bonaparte's Truppen weichen nicht von der Poſtkſtraße
ab, da alle, die ſich davon zu entfernen wagten, alsbald
von den Bauern angehalten und zu Gefangenen gemach
wurden. ; s;

In ganz Italien Herrſcht nur eine Stimme und
diese ſt ganz zu Gunſten der Ruhe, und nirgends. giedt
es wohl m-:gr Abneigung gegen jede Störung derſeiben,
als in dieſen Landſe.

Mancherlei.

Ueber die Unteruehmung Napoleons.

An die Furchtſlamen und an die Uebermüthigen.

Fur cht und U eber mut h ſind die beiden Haupt-
felnde der Staaten und der einzeinen Menſchen. Sie
machen eine ruhige und unpartheilſche Anſicht der Dluge

. ganz unmöglich; ſie machen zugieich unthätig, und berei-

ten ſo den gänzlichen Fall, wahrend ein veruünſtlges und
muthiges JIusaugefaſſen, der Gefahr zur Thätig-
keit jpornt, Zuverſicht giebt und zu Sieg und Eyre ſührc.

Als Napoleon nach den Schlachten von Görſchen und

Bautzen große Krelſe in Schleſien beſetzt hatte, der Waffe.

fenſtiiſtand geſchluſſen war, zwel große Armeekorps zwei
Tage Marſche von Berlin ſtanden, und Napoleon alle
Feſtungen von der Maaß bls an die Weichjel inne hatte,
da war in allen eln Glaube an ſelne Vernichtung, weill
ein jeder dle Gefahr kannte, und ſieh zur Thätigkeit beru-
fen fand. : c .. s

Jetzt, da Napoleon mit einer Handvoll Vagabunden

in Frankreich, ohne Kanonen, Munition und Gewehre ger

land.t ils, jelzt Iſt er vielen Furchtſamen, und Eingeſchüch-

terten und Eingeſchlafenen |chon wieder Herr von Frante.

relch; sie ſehen Ihn gehen wieder am Rhein, und es fehlt

nicht viel, daß ſie ihn an der Elbe erblicken. Dieſelben

Menichen, bie vorlges Jahr ihn elnen feigen ertärmli-
chen Wicht nannten, an einem 2ojährigen Frieden gar
nicht zwelfelren, die finden es in ihrer Angſt jetzt ganz
natürlich, daß Napoleon wleder Europa beherrſchen und
unterdrticken werde. | . : f:
Es |ſt hier nicht dle Absicht, dle Gefahr zu verklei-

nern ble vorhanden zu ſeln ſcheint, aber wir wollen auf

der andern Seite wenigstens auf die Hiuderniſſe hinwel-
ſen, welehe Napoleon in selnem Unternehmen entgegen
ſtehen, um wo möglich den Furcht’amen dadurch einigen
Troſt zu verſchaffen. Was wiſſen wir denn bls jetzt von .
hin, und aus welchen Quellen? Zeitungen und Privat-

Napoleon befinde ſich In Lyon 45 Mellen von ‘der
Kuüſte wo er gelandet |ſt, ſchelne nach Parls vorzudrin-

. t IFF

Penüver geſt Ut wird.



gen, uud auf dem Wege dahln erwarten ihn der Graf
von Artots mit etner Armee. In Lyon habe Napoleon alle
Wederg-:[elien bewaffnet. Er handle im Namen des Kö

Marmont und Tal’'yrand habe er davon ausgeſchloſſen.
î Das |ſt ungefähr, was wir von ihm wiſſen-

Es fehlen uus alle Nachrichten datüber :

Ob Napoleon elne bedeutende Armec geſammelt, und
0b er Kanonen und Munition erhalten habe, die iym
unentbehrlich ſind. : Tc
. Wir haben nicht gehört, daß eln Armeekorps und
ein Marſchall zu ihm übergegangen ſet, ſoudern üöcr Mos-
niteur giebt uns Proklamationen der vorzüglichjten
Militairs, wodurch ſie 1hre Anhänglichkeit für die Dour-
bons laut verkünden, und ſelbſt Aöcrüunige ſind zu ihrer

Pflicht zurückgekehrt.

lh. S ſcheint dagegen keinem Zweifel unterworfen zu
Äte Oq ? oi in Frankreich eine große Parthet
i G ü taz "F
Es ſind die unaktiven Offiziere (wenn auch dieſe
nicht das Ihnen jezt vom Köuige g?botene ſichere Brot
vorziehn), die Ruhter Ludwigs des 16ten, die Davouſt
Caulincourts u. a. oder mit einem Wort alle tte Herren,
die nichts sind, dleſe werden ihn umgeben aber
werden: lie ihm Kanonen, Gewehre und Mauniclon brin-
gen ? ;
Die Gegenparthei beſteht aus den Ropaliſten und
den Leuten die etwas haben, uud etwas ſ1u d. Ihre
Zahl iſt nicht klein. : j TZ
Will man hagen:
In denen die nichts haben und nichts ſinds |ſt mehr.
Kühnheit, Eutſchloſſenheit, und Kraft als in 1hren
Gegnern, besonders da ſîr einen Napoleon an der Spitze
haben; ſo iſt cites freilich wayr. Inoep wird man auch
nicht abläugnen kdunen, daß der andern Parthei das Veſo
ſer an der Kehle jteht, wenn ſie nicht alle Mittel zum
kräſclgen Widerſlande aufcietet, uud davei t dleſe Pars
thei im Beſts der Machtmittel. : ys
. Holgende R ſultate von Napoleons Unternehmuyg
ſchelnen die wahr hcheinlichſt.n;
_ 1) Da Kühnyelt und Ueberraſchung vorzügliche El-
geuſcha!ten an ihm ſiud, jo wird er, ohue um den Rück-
zug und einc Baſs verlegen zu ſein, so wiit, 1u grader
Richtung nach Paris, vorortngen als es geſcheben kann,
eine Menye von Geſtndel lm Gefolge haben, ne [t unat-
tiven Metlitatr, ohne elne zureichende Maſſe von Gewehe
ren Katuotien und Mutitilokc c ? c uu us -
2) Zuwijchen Parts und Lyon wird es zur Schlacht

kommeu, worin Napoleon geſchlagen zu werden die Aus- -

ſicht hat, wenn ein erfahrener Feldherr ihm gegenuber
ſteyt; zu ſiegen, wenn eln unerfahren.r N.uullug ihm ge-
: ollte dann Napolcon Im letzten
Fall nach Parts kommen und dle Bourbons verdrängen
Jo wird uuter belden Parth.1en ein Bü:gerkrteg ausdre-
chen, indem Napoleon doch zulekt unt.ergeh.n wlred, da
dle ve:büudeten Mächte die Bourbons unterſtutzen werden.
Im erſten Fall wird er den Sertorjus |1pieleu wollen, uud
als Räuberhauptmann entggeen. .

Ds
 
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