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Tagesblatt der Geschichte — 1815

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No. 239 - No. 259 (Dezember)
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Lyon, vom x. December.

Bonapattes anfängliche Erfolge bel seiner Landung
zu Cannes waren, wie man jezt genau weiß, sehr
- traurlgz nur ein unerwarteter, gewiß von thm früher
nicht imitberechneter, Umſtand veränderte ſetne Lage in
der Art, daß „seln Vorhaben vollkommen gelang. Hier
das Nähere darüber: Es iſt gewiß, daß Bonaparte, avie

er im März zu Cannes landete, zuerſt, anſtatt Auſnahme,

überal Widerſtand fand. Die Soldater, welche er ab-
Carrdte, Antibes aufzufordern, wurden verhaftet, und aller
Orten in der Provence zog ſich das Volk vor ihm zu-
rück. Ein großer Theil seines 12 bis 1500 Mann ſtar-
sen Corps verftob. Es bölienen
auf die Gränze von Dauphiné
bange, daß sie Ihr letztes Geld verwandten, ſich Bauern-

kam, und diese waren ſso

leider anzuſchaffen, urn zu flichen. . Auf einmal wandte

sich das Blatt. Die Landleute der M- kamen Bos
maparte entgegen, mud ſchrien iw threr Provinzialſprache :

.

Vive l'Empiror, point de dimes, point Je droits

fkéodaux! So glna es. von nun an auf allen Wegen und

Stegen. Den Soldaten wuchs der Muth. Ein Mann
vou. Range und retcher Gutsbeſitzer 1n der. Dauphin,
bei- dem Bonaparte . eintge Stuaden einkchrte, sagte: ,,die
elnzize Wayrheit, die Bonaparte wohl je geſagt hat, iſt
die, daß er mt einer Armee von dret Millloncu Bauern
hätte uach Paris kommen können., denn diese Armee wird
exiſtiren, ſo Aange die Bauern dle Rückkehr der Zehnten

und Rosbotten fürchtes; ſie würden ſch gegen deren Wier

dereluführung mit Leib und Gut wehren.“ Ich bin auch

überzeugt, daß von unſerer jetzigen Regierung nie eine

Sache der Art degünſtlget werden wird, indem fie bereits
ſeit Kurzem den Anmapungen einiger Zurückgekehrten
ernſtiche Schranken zu ſehzen ſſich hemüht.
: j t / (Deutſch. B?0b.)

; Lon d o y, vom 1. Dez. .

Die Nachrichten: von den neuerlichen Eretgniſſen, des
ren Schauplatz Mie m-6 und deren Opfer die Proteſtan-
ten waren, snd jchrecklich und herzzerreißend. Die Be-
raubungen und Ermordungen der Proteftanten waren
inur sür dcn Augenolick eing. ſt.lt. Man beſchuldigt dle
Proteſtanten allgemein, die Sache des Köutgs nicht mit
eßen der Wärme, wle dle übrtgen Eluwohner, ergriffen
haben. Die Réformirten waren unter dem Ulurpator
lingenthümer elzes großen Thelils der Nationslgüter ge-
worden, und Ihre glückliche Juduſtrie, und die Vortheile,
die sie ſelt Ihrer Einancipatlon genoſſen, hatten gegen ſie
eine ſchwer zu unterdrückende Eiferſucht rege gemacht.
Religlsle und politiſche Rache verelnigten ſich, um die ge-
genſelttge Erbitterung beider Partelten zu entflammen.

Die. Raubſucht vermehrte noch dieſe wüchenden Leldens-
ſchaften, und das Reſuliat davon ist so ſchrecklich gewe-
sen, als man es erwarten mußte. Die Nächte des r4ten,
15. und 16. Octobers haben Schandthaten begehen ſehen,

L V

ſte seitdem an lhren Wunden geſtorben ſind.

ihm nur noch bug als er .

Elfers werde..

dle [n den Zelten, worin wie "leben, kaum glaußlich ſind
Am t ten wurden mehrere Funlllenväter zu Geldopfers
grzwungen, um größern Urbeln zu entgehen. Mehrere
Häuſer in Nimes sowohl, als in der Umzegend, wurden
geplündert, und kelus wurde verſchont, weiches Reformir-
ten gehörte. Am 15ten ging die Tollheit so welt, daß
die Proteſtanten sich in 1hren Wohnungen verſchanzen
mußten. Diejenigen, welche durch dringende Geſchäfte
genöthigt waren, auszugehen, wurden beſchimpft, und mit
Korth beworfen, und einige wurden so g:mißhandelt, daß
Ö u gt „Wand Am Abend
wurden inehrere Häuser der Vorſtädte der ſchrecklich!ten
Plünderung Preis gegeben. Zwei Männer und eine Frau ;
verlohren das Leben. Am foigenden Morgen häufte der

Pöbel Hausgeräthe und andere schwer zu tranſportirende

Sachen zusammen, und zündete se an. Der Malre be:
Hab sich In Begleltung einiger Polizei- Agenten nach dem
Orte, wo die Unordnungen votfielen. Ader da er nùuht
Jtark genug war, und da seine Agenten von dem wüthen-
den Pöbel bedroht wurden, so war er gezwungen, ſich
zurückzuziehen. Murthlg gimacht durch die Schwäche der
Öffentlichen Auterität, versammelten ſich 800 Brigands

am 16ten, und am Abend dukchzogen ſte, in 4 Haufen.

jeden von 2060 Mann, getheilt, die verſchtedenen Quartlere
der Stadt. Man verſichert als zuverläſſig, daß auf ein
verabredetes Zeichen eine zweite Bartholomäus-Nagsht ſtatt
finden sollte. Aber dieſes Complots wurde durch die Wachs
ſsmkeit des Diviſions Commandatiten, Generals Lagarde,
verettelt. Er rückte mit zwei Regimentern Chaſſeurs, die
zur Loire Armee gehörten, aber noch nicht aufgelöſt wa:
ren, heran. Bei dem erſten Schuſſe, den er börte, ließ
er den General. Marſch ſchlagen, uud uuterſtütt vor dem
Commandanten des Platzes, welcher der Wuty der Mör-

der tretzte, gelang es ihm, die Ausführung der grauſa-

men, für dieſe Nacht gemachten Entivürfe zu vereiteln.
Er ergriff mit eigener Hand den jchändliehen Taratllon,
und nachdem er 1hn nach der C tadclle geführt hätte,
schickte er iIhn nach Montpelller, da ble Gejängniſſe zu
Nimes nig§c ſtark genug waren, nm den Verſuchen zu
widerſtehen, die ſcitne Mitſchuldigen zu ſetner Beftledigurg
hätcen machen können. Der außerordentlichen Thätlzkelc
des Generais Lagarde ungeachtet, wurden gräßliche Aus-
ſchwelfungen überall begangen, wo er nicht war In dies-
ser unglücklichen Nacht wurden 22 Ptrsonen belder-

lei Geſchlechts ermordet. Unter dleſen Schlachtofern be- . ]

dauert man besonders die Herrn Vltes, V ter und Sohn,
und Herrn Lafsrc. Der Lette hielt, wiewohl ohne Waf:

fen, in seinem Hauſe elne Belagerung von faſt einer

Stunde aus, und fiel dantt in dle Hände dlesſer Böſee
wichter, die ihn. in Seücken hieben. – Der Gen. Lagarde
hat unter dieſen kuitiſchen Umſtänden neue Dtenſte gen
leiſtet, aber er mußte unglücklicherwetſe das Opfer [elne

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