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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 2.1900-1902

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Heft 1
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Litteratur
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https://doi.org/10.11588/diglit.37716#0036

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22

Zeitschrift für historische Waffenkunde.

II. Band.

Lehrbuch, eine Waffenkunde, wie die Litteratur eine
solche noch nicht aufzuweisen im Stande war. Wer
immer auf dem WafTengebiete nunmehr arbeitet, der darf
vor einem so tief schöpfenden Werke wie Jahns’
«Trutzwaffen» sich darstellen, nicht vorübergehen, wenn
er in seinem besten Streben nicht kläglich scheitern will.
Jäh ns theilt den Abschnitt über die Zwecke und
Formen der Waffe, wie erwähnt der reichhaltigste und
wertvollste Teil des Werkes, in vier Entwickelungs-
stufen. Die Einteilung ist neu, aber korrekt. Drei der-
selben, kulturhistorisch wichtige, sind von meisterhafter
Behandlung in die Einzelnheiten dringend, bis zur Un-
übertrefflichkeit. Ueberaus dankbar müssen wir für den
überreichen Schatz an sprachlichen und anderen histo-
rischen Quellen sein, den uns der Autor neu er-
schlossen hat.
In welcher Weise Jäh ns seinen Stoff behandelt,
das haben wir im I. Bande unserer Zeitschrift, in der
meisterhaften Abhandlung desselben: «Die Kehrwieder-
keule», ersehen. Wir haben sie mit Genehmigung des
Autors als eine Probe vorangesendet. Neu und unsere
bisherigen Kenntnisse wesentlich erweiternd und vertiefend
erscheint der Abschnitt über die «Bogen» vom Altertum
bis ins Mittelalter hinein.
Die vierte Stufe, die Feuerwaffen behandelnd, so-
mit in die Neuzeit reichend, ist eine wertvolle Beigabe.
Sie rundet gewissermassen den Stoff ab, wenn sie auch
nicht mit jener Genauigkeit uns vorgeführt wird. Dieses
Gebiet, in sich abgeschlossener, erforderte naturgemäss eine
selbständige Behandlung.
In der Ausstattung des Werkes müssen wir zunächst
des schönen korrekten Druckes erwähnen, einen derlei
Vorzug sind wir bei Verlagswerken der Firma E. S.
Mittler & Sohn ja gewöhnt, praktischer und für den
Leser «einer schweren Lektüre« bequemer wäre es ge-
wesen, wenn die in 40 Tafeln vereinten Figuren einzeln
im Text gebracht worden wären, wie das heutzutage
schon allenthalben üblich ist. Wir verkennen allerdings
nicht, dass letztere Art der Vorführung das jetzt billig
verkäufliche Werk erheblich verteuert hätte.
Wendelin Boeheim.
Katalog des k. und k. Heeres-Museums. Im
Aufträge des Kuratoriums verfasst von dem Conservator
Dr. Wilhelm Erben. Wien 1899.
Die volle Ausgestaltung des vor 15 Jahren gegrün-
deten k. und k. Heeres-Museums in der prachtvollen
Ruhmeshalle des Artillerie-Arsenales in Wien hatte auch
das Erscheinen dieses nun alle Abteilungen berück-
sichtigenden Kataloges zur Folge und mit ihm ist un-
geachtet der ein anderes Ziel verfolgenden Aufgabe dieser
grossartig angelegten Sammlung ohne Frage auch die
Litteratur der historischen Waffenwissenschaft bereichert
worden. Der talentvolle und kenntnisreiche Verfasser,
Dr. W. Erben, der uns als verehrtes Mitglied und Mit-
arbeiter kein Unbekannter ist, hat schon in den vorher
erschienenen Teilkatalogen dieses Museums so muster-
hafte Leistungen geboten, dass wir von diesem Gesamt-
kataloge nur das Gediegenste erwarten konnten.
Dr. Erben ist Historiker von Schule und aus-
gezeichnetem fachlichen Studium. In allen seinen Ar-
beiten gewahren wir eine musterhafte Strenge, die bei
sich selbst beileibe keinen Halt macht. In allen seinen
Beschreibungen leitet ihn lediglich die Thatsache und
in der geschichtlichen Behandlung entnimmt er aus seinem

reichen litterarischen Quellenschatze nur, was ihm ver-
bürgt erscheint, alle Widersprüche betonend, allen Hypo-
thesen aus dem Wege gehend. Von fleissigem Studium
geben die vielen biographischen Daten, die ja das Ge-
rippe jeder historischen Darstellung bilden, ein hervor-
ragendes Zeugnis. So ist bei der Fülle des Wissens
unseres Autors aus einem bescheidenen Kataloge ein Werk
geworden, das für einen umschriebenen Teil der öster-
reichischen Heeresgeschichte, wie nicht minder auch der
Waffengeschichte als ein Quellenwerk angesehen werden
kann. Selbst bei aller sorgsamen Sichtung seiner Daten,
um der geschichtlichen Wahrheit näher zu kommen, Wal-
es bei den vielen Lücken in der Geschichte nicht zu
vermeiden, hier und da letztere mit Annahmen oder Ver-
mutungen auszufüllen, die aber sämtlich einen natür-
lichen Weg einschlagen und nichts weniger als weit her-
geholt erscheinen.
Der Autor beginnt mit einer die Geschichte des
Museums behandelnden Einleitung, die bei der ver-
schiedenartigen Herkunft der Gegenstände und schon
als ersterschienene Zusammenstellung überaus wertvoll
ist; dieser folgt die Beschreibung des Hauses in seinen
Teilen: dem Vestibüle mit dem Stiegenhause und der
Ruhmeshalle mit ihrer überreichen Ausschmückung durch
Kunstwerke der ersten österreichischen Meister.
Und nun wendet sich der Autor zu der Beschrei-
bung der Gegenstände des Museums selbst, welche in
musterhafter, übersichtlicher, chronologischer Anordnung
die beiden rechts und links an die Ruhmeshalle an-
stossenden Waffensäle füllen.
Der Verfasser wird es nicht ungütig aufnehmen,
wenn wir seinen Ausführungen einige Bemerkungen
kunsthistorischer Natur anfügen, die aber dem von ihm
Gebotenen gegenüber nur unbedeutend erscheinen können.
Gleich in der ersten Nummer erblicken wir den
geschwärzten mit prächtigen Aetzungen gezierten Brust-
harnisch, angeblich des Arsenalhauptmannes Gilbert
von Saint-Hilaire. Dieses Harnischfragment zählt,
ungeachtet einer sonderbaren Marke, nach seinem Ge-
samttypus und seiner Auszierung zu den Arbeiten der
Werkstätte der Lochner in Nürnberg. Da ist eine
| Irrung nahezu ausgeschlossen. Die Klinge des Degens,
angeblich Kaiser Ferdinands III., 42, ist von Clemens
Woller in Solingen. Auch die Degenklinge 77 ist So-
linger Erzeugnis. Sie ist von der Hand des Meisters
Heinrich Col oder Koll, der später in Spanien thätig
gewesen war. In Bezug auf den Namen auf der Degen-
klinge 82 ist zu bemerken, dass es Sitte oder Unsitte
war, die Namen berühmter Meister aufzuschlagen, um
sie verkäuflicher zu machen. Zu der mysteriösen
Klingeübezeichnung «Fringia», 91, hat der Autor eine neue
Erklärung versucht. Wir wenden uns nicht dagegen,
halten aber die Klinge für ein Werk des Peter
Munsten in Solingen. Die Muskete 110 trägt die Marke
von « Suhl im Hennegau», worauf auch die zweite Marke,
eine «Henne , deutet. Die Klinge des Husarensäbels
15t trägt den «Wolf» in der Form, wie er in Solinger
Arbeiten vorkommt. Im II. Waffensaale mit dem inter-
essantesten und werlvollsten Inhalte erregen unsere Auf-
merksamkeit einige französische Säbel der Manufaktur
zu Klingenthal bei Strassburg, über welche sehr wenig
bekannt ist. Sie lieferte der französischen Armee die
Klingen seit dem Beginne des 18. Jahrhunderts. Nach
Gründung des Rheinbundes aber und gar seit Marschall
So ult, der bekanntlich die Tochter eines hervorragen-
 
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